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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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ich mit ihm Ränke schmiedete. Das tat ich nicht. Darauf hielt sie ein Paar seiner Handschuhe hoch und forderte mich auf, die Stickerei an den Bündchen genau zu betrachten. Es war ein ausgefeiltes Muster, gestickt mit meinem Haar. Der Beweise waren noch mehr - man hatte uns zusammen gesehen und eine Botschaft in seiner Handschrift gefunden, in der er seine Hingabe beschwor - alles gefälscht. Ich fiel auf die Knie, flehte Nicnevin an, wild vor Furcht. Als sie mich dem Tod entgegenführten, sah ich eine der anderen Zofen, Mabryn, die mich anlächelte, die Augen wie Nadeln hell. Sie streckte die Finger aus und riss
mir eine Strähne vom Haupt. Seither muss ich meine Geschichte bis in alle Ewigkeit erzählen.«
    »Nicnevin?«, fragte Ruth. »Wer soll das denn sein?«
    »Ich glaube, das war die ehemalige Königin vom Unseligen Hof«, erwiderte Val. Sie strich mit den Fingern über mehrere Saiten gleichzeitig, woraufhin ein wildes Durcheinander von Stimmen erklang. Jede einzelne erzählte von ihrem traurigen Schicksal, jede erwähnte Mabrys Namen. »Sie sind alle aus Haaren, den Haaren von Mabrys Opfern.«
    »Unheimliche Scheiße, Mann«, sagte Ruth.
    »Psst«, sagte Val, der eine Stimme bekannt vorkam, nur wusste sie nicht, woher. Sie zupfte eine goldene Saite.
    »Einst war ich Höfling im Dienste der Königin Silarial«, sagte eine Männerstimme. »Der Sport war mein Leben, ich liebte Rätsel, Duelle und den Tanz. Dann wurde ich von Liebe ergriffen und all diese Dinge spielten keine Rolle mehr. All meine Freude fand ich in Mabry. Mich gelüstete nur nach dem, was sie erheiterte. Ihr Frohsinn war meine Wonne. Doch eines trägen Nachmittags, als wir Blumen pflückten, um sie zu Kränzen zu flechten, bemerkte ich, dass sie sich von mir entfernte. Als ich ihr folgte, erlauschte ich eine Unterredung mit einem Wesen vom Unseligen Hof. Sie schienen einander wohlbekannt, und mit leiser Stimme teilte sie ihm Informationen mit, die sie für die Unselige Königin zusammengetragen hatte. Ich hätte zornig werden müssen, doch ich bangte zu sehr um sie. Wenn Silarial das herausfände, käme es schlimm für sie. Daher
sagte ich Mabry, ich wolle nichts davon erzählen, aber sie müsse den Hof auf der Stelle verlassen. Sie sagte, das würde sie tun, und weinte bitterlich, weil sie mich so hintergangen hatte. Zwei Tage später sollte ich in einem Wettkampf gegen einen Freund antreten. Als ich meine Rüstung anlegte, fühlte sie sich seltsam leicht an, aber ich schenkte dem Gefühl keine Beachtung. Mabry sagte, sie hätte zum Zeichen ihr Haar hineingewoben. Als mein Freund zustach, bröckelte die Rüstung, und das Schwert traf mich mit voller Wucht. Ich spürte ihr seidiges Haar an meiner Wange und wusste, dass sie mich betrogen hatte. Nun muss ich meine Geschichte bis in alle Ewigkeit erzählen.«
    Val musste sich setzen, sie starrte die Harfe an. Mabry arbeitete als Spionin für den Unseligen Hof. Sie hatte Tamson selbst umgebracht. Ravus war nur ihr Werkzeug gewesen.
    »Wer war das?«, fragte Ruth. »Hast du ihn gekannt?«
    Val schüttelte den Kopf. »Aber Ravus. Er war in dieser Geschichte der, der das Schwert geschwungen hat.«
    Ruth biss sich auf die Unterlippe. »Das ist alles so kompliziert. Wie sollen wir irgendetwas herausfinden?«
    »Ich habe schon etwas herausbekommen«, sagte Val.
    Sie stand auf und ging in den anschließenden Raum, die Küche. Es gab jedoch keinen Herd, keinen Kühlschrank, sondern nur ein Spülbecken, das in eine lange Schieferfläche eingefasst war. Val öffnete einen Schrank, fand aber nur leere Gefäße.
    Val dachte an Ravus’ Schutzschild, dessen einziger Makel
seine goldenen Augen waren. Diese perfekten Räumlichkeiten hatten etwas Beunruhigendes, so ganz ohne Staub; nicht einmal ein verirrtes Haar oder ein bisschen Schmutz waren zu sehen. Nur ihre Schritte waren zu hören und das Plätschern des Wassers. Doch wenn hier ein Zauber aktiv war, hatte sie keine Ahnung, was er verbergen könnte.
    Als Ruth in die Küche kam, rieselte weißer Puder aus ihrem Rucksack.
    »Was ist das?«, fragte Val.
    »Was?« Ruth schaute hinter sich auf den Boden und nahm den Rucksack ab. Sie lachte. »Sieht so aus, als wäre der Stoff gerissen. Unser Baby hat ein Loch.«
    »Mist. Das ist ja schlimmer als eine Spur aus Brotkrumen. Mabry wird sofort merken, dass wir hier waren.«
    Ruth bückte sich und fegte das Mehl mit den Händen zusammen. Statt ein Häuflein zu bilden, wirbelte es in weißen Wolken empor.
    Beim Anblick

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