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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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fragte Val. »Hat sie was gesagt?«
    »Wenig. Sie war abgelenkt, weil irgendwas nicht so lief, wie sie wollte. Sie hatte Besuch gehabt und war schlecht drauf deswegen.«
    »Wir müssen dir was sagen«, sagte Val.
    Luis wurde ganz still, sein Mund ein Strich. »Was?«, fragte er so leise, dass es Val im Herzen wehtat.

    »Wir dachten, Dave wäre immer noch weg. Er ist nicht da. Irgendwer tut so, als wäre er du.«
    »Ihr seid hergekommen, um Dave zu suchen?«
    »Wir sind hergekommen, um Beweise zu finden. Ich glaube, dass Mabry hinter diesen Elfenmorden steckt.«
    Luis fragte wütend: »Moment, und wo ist jetzt mein Bruder? Ist er in Schwierigkeiten?«
    Val schüttelte den Kopf. »Glaube ich kaum. Wer auch immer so tut, als wäre er du, ist voll damit beschäftigt, mit Lolli zu vögeln. Die Übernatürlichen sind da wahrscheinlich nicht so scharf drauf - ganz im Gegensatz zu Dave.«
    Luis zuckte zusammen, sagte aber nichts.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Ruth, tätschelte Vals Kopf und fuhr ihr durch die Stoppeln. »Nur weil diese Arschkuh dich nicht mit deinen eigenen Zöpfen anketten kann, sollten wir hier noch lange nicht länger rumhängen.«
    »Stimmt.« Val beugte sich über Luis und musterte die Zöpfe, die ihn an den Boden fesselten. Sie versuchte, sie zu lösen, aber sie waren hart wie Stahl.
    »Mabry hat sie mit einer Schere abgeschnitten«, sagte Luis. »Hat mich dabei auch noch halb skalpiert.«
    »Glaubst du, mit der Schere könnte man die Zöpfe durchschneiden?«, fragte Ruth.
    Val nickte. »Irgendwie muss sie ihren eigenen Zauber ja auch zurücknehmen können. Aber wo könnte die Schere sein?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Luis. »Vielleicht sieht die Schere nicht mal aus wie eine.«

    Val stand auf und ging ins Wohnzimmer zurück. Sie blieb vor dem Brunnen stehen, wo sich das Mehl aufgelöst hatte, und ging dann zu der Vitrine.
    »Siehst du irgendwas?«, fragte Val Ruth.
    Ruth zog eine Schublade heraus und warf den Inhalt auf den Boden. »Nichts.«
    Val schaute in die Vitrine, sah die Ballerina, die Schleifen ihrer Arme und die blutige Farbe auf ihren Ballettschuhen. Sie nahm sie heraus, steckte die Finger durch die Schleifen und drückte zu. Die Beine des Figürchens öffneten und schlossen sich wie bei einer Schere.
    »Hol die Harfe«, sagte Val. »Ich hole Luis.«

    Kurz vor der Morgendämmerung wanderten sie durch den Ramble zurück und den verschlungenen Weg entlang zum Felsvorsprung, wo sie Lolli und Luis’ Doppelgänger zurückgelassen hatten. Die Saiten der Harfe zirpten bei dem Transport, aber Ruth erstickte diese Töne, indem sie das Instrument fester an sich drückte. Als Val, Ruth und Luis näherkamen, sahen sie, dass der andere Luis wach war.
    Mit schriller, bebender Stimme sagte Lolli: »Es ist so kalt und du brennst vor Fieber.«
    Der getarnte Luis sah sie an. Seine Augenränder waren schwarz, auch sein Mund war dunkel. Seine Haut war bleicher als Papier und sah unter dem Schweißfilm wie Plastik aus. Mit zitternden Fingern hob er eine Zigarette an den Mund. Der Rauch kam nicht wieder heraus.
    »Dave«, sagte der echte Luis. Seine Stimme klang gleichmütig,
ruhig, so wie Val geklungen hatte, als sie ihre Mutter mit Tom erwischt hatte. In seiner Stimme lag so viel Gefühl, dass es gar nicht mehr nach Gefühl klang.
    Lolli sah Luis an, dann seinen Zwilling. »Wa... was ist hier los?«
    »Du hast keinen Unterschied bemerkt, oder?«, fragte der falsche Luis Lolli. Sein Gesicht veränderte sich und nahm allmählich wieder Daves Aussehen an. Doch der geschwärzte Mund und die dunklen Augen blieben, wie auch der Film auf seiner Haut.
    Lolli rang nach Luft.
    Dave lachte wie ein Irrer, mit rauer Stimme. »Du kannst keinen Unterschied feststellen, aber trotzdem würdest du mir nie eine Chance geben.«
    »Du Stück Scheiße.« Lolli gab Dave eine Ohrfeige. Dann schlug sie weiter auf ihn ein; ihre Schläge trafen auf seine abwehrend erhobenen Hände.
    Luis packte ihre Arme, doch Dave lachte weiter. »Du glaubst, du kennst mich? Ich bin Dave, der Feigling? Dave, der Idiot? Der Dave, der sich von seinem Bruder beschützen lassen muss? Ich habe das alles nicht nötig.« Er sah Luis ins Gesicht. »Du bist ja so schlau, nicht wahr? So schlau, dass du das hier nicht hast kommen sehen. Wer ist denn hier der Blödmann? Hast du ein schickes Wort dafür, wie dämlich du bist?«
    »Was hast du getan?«
    »Er hat mit Mabry einen Deal gemacht«, erklärte Val. »Stimmt’s?«

    Dave lächelte, aber es sah

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