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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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welchem Grund sollte er Elfen umbringen?
    Luis konnte es auch gewesen sein. Er hasste Elfen, weil sie ihm das mit seinem Auge angetan hatten. Er trug dieses ganze Metall, um sich vor ihnen zu schützen. Und er war auch nimmersüchtig, wie die schwarzen Stellen in seiner Kniebeuge bewiesen, obwohl er es bestritt. Aber wozu sollte er Nimmer nehmen, wenn er durch die Schutzschilde sehen konnte? Und warum war es ihm völlig egal, dass Dave nicht zurückkam? Warum fing er ausgerechnet jetzt etwas mit Lolli an, Lolli, die, wie Val wusste, schon eine halbe Ewigkeit hinter ihm her war? Er machte sich so offensichtlich überhaupt keine Sorgen. Als wüsste er, wo sein Bruder war.
    Bei diesem Gedanken hörte Val auf.
    »Jetzt weiß ich, was wir tun müssen«, sagte sie zu Ruth. »Wir müssen zu Mabrys Haus gehen, solange sie noch auf dem Elfenfest ist. Wir brauchen Beweise dafür, dass sie
hinter diesen Giftmorden steckt.« Beweise, die Ravus von ihrer Unschuld überzeugten, Beweise, die andere wiederum an seine Unschuld glauben ließen. Beweise, die ihn retteten, damit er ihr vergab.
    »Na dann«, sagte Ruth und schlang sich den Rucksack über die Schulter. »Helfen wir mal deinen imaginären Freunden.«

11
    Schlagen wir auf ein Glas ein,
hält es nicht einen Augenblick stand;
gehen wir schonend mit ihm um,
hat es tausend Jahre Bestand.
    G.K. CHESTERTON, »ORTHODOXIE«

    V al und Ruth erreichten in den kühlen Stunden vor der Morgendämmerung den Riverside Park. Der Himmel war tiefschwarz, auf den Straßen kein Leben. Vals Herz schlug schnell wie bei einem verschreckten Kaninchen und die Mischung aus Adrenalin und Muskelkrämpfen hielt die Eiseskälte der nächtlichen Stunde von ihr ab. Ruth bibberte und schlang ihre Monsterfelljacke noch enger um sich, als der Wind vom Wasser her wehte. Ihre Wangen waren mit Make-up verschmiert, durch Tränen und achtlose Handbewegungen, aber als sie Val anlächelte, sah Ruth ganz wie die Alte aus, zuversichtlich wie immer.
    Der Park war menschenleer bis auf eine kleine Gruppe, die sich an einer der Mauern drängte. Es roch nach einem Joint. Val musterte die Häuserreihe auf der anderen Seite des Parks, aber keines war das richtige. Sie fand den verstopften Brunnen, an dem sie damals gewartet hatte, aber
als sie über die Straße zu den Häusern hinsah, hatte die Tür eine falsche Farbe, und die Fenster waren vergittert.
    »Und?«, fragte Ruth.
    Val verlagerte ihr Gewicht. »Ich weiß nicht so recht.«
    »Was haben wir denn vor, wenn du das Haus gefunden hast?«
    Als Val nach oben schaute, sah sie einen Wasserspeier. In ihrer Erinnerung war er weiter links, aber es reichte, um sie davon zu überzeugen, dass es Mabrys Haus war, vor dem sie standen. Vielleicht stimmte etwas mit ihrer Erinnerung nicht.
    »Pass auf, ob jemand kommt«, sagte Val und überquerte die Straße. Ihr Herz schlug heftig. Sie hatte keinerlei Vorstellung, in was sie sich da hineinbegaben.
    Ruth rannte hinter ihr her. »Super. Wache stehen. Ich soll Wache stehen. Kann ich ja auch noch auf meiner Collegebewerbung angeben. Was soll ich denn machen, wenn ich was sehe?«
    Val schaute sich zu ihr um. »Keine Ahnung, ehrlich gesagt.«
    Nachdem sie eine Weile auf das Haus gestarrt hatte, krallte sich Val an dem Befestigungsring des Ablaufrohrs fest und zog sich an der Hauswand hoch. Es war das Gleiche, als würde sie an einem Baum hochklettern oder sich an einem Seil hochziehen, wie im Sportunterricht.
    »Was machst du denn da?« Ruths Stimme war schrill.
    »Was dachtest du, wofür du Schmiere stehen sollst? Jetzt halt die Klappe!«

    Val kletterte höher; sie drückte die Schuhe in den Backstein und grub die Finger in die Befestigungsringe, die sich um das Ablaufrohr schlossen. Unter ihrem schaukelnden Gewicht bekam das ächzende Rohr Dellen. Als sie nach einem Fenstersims griff, landete ihre Hand im Schlund eines Wasserspeiers. Er neigte sein groteskes Gesicht vor, das irgendwo zwischen Huhn und Terrier angesiedelt war, und riss vor Überraschung die Augen auf. Val zog blitzschnell die Finger zurück, gerade rechtzeitig, bevor sich das Steingebiss schloss. Sie kam aus dem Gleichgewicht und trat einen langen Augenblick lang mit den Füßen ins Leere und hing schließlich mit dem vollen Gewicht an einer Hand an der Dachrinne. Das Aluminium bog sich und löste sich aus der Befestigung.
    Val rammte einen Schuh in den Backstein, hievte sich mit aller Kraft hoch und versuchte, das Sims zu erreichen. Von unten hörte sie ein gellendes

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