Elfenkrieg
klammerte wie ein Ertrinkender. Einzig für die niedrige Tür, bei der selbst Ardemir den Kopf hatte einziehen müssen, war eine Aussparung vorhanden.
Auf dem ebenso einsturzgefährdeten Tisch in der Mitte stapelten sich bereits verschiedene Bücher, über die sich Eamon und Aurün beugten. Nevliin wanderte inzwischen rastlos auf und ab, blieb nur ab und zu stehen, um den Titel auf einem Buchrücken zu lesen, und marschierte wieder weiter.
Bisher hatten sie kaum Brauchbares gefunden, und besonders Nevliins Ungeduld schien von nutzlosem Buch zu nutzlosem Buch zu wachsen.
» Davor war das Nichts «, las die Mutter Oberin den Titel eines weiteren Werks vor und reichte es an Eamon weiter. »Vielleicht findet Ihr darin, was Ihr sucht, mein Herr.«
Ardemir verzog bei dieser förmlichen Anrede das Gesicht. Ihn selbst sprach sie niemals mit »mein Herr« an, obwohl er doch ebenso als Ritter der Königin hier war. Und Eamon war noch nicht einmal Liadans Ritter. Er war einfach nur Eamon!
Die Anführerin dieser Priesterbande hatte ihre Abneigung gegenüber königlichen Rittern jedoch nicht besonders gut verborgen und beteuerte immer wieder, dass sie es allein Vinaes Fürsprache zu verdanken hatten, hier schnüffeln zu dürfen, wie sie es nannte.
Jetzt versuchten sie erst einmal, mehr über das Nebelvolk und diese Göttin herauszufinden, denn niemand verfügte über zahlreichere und ältere Bücher als die Tempel. Viele dieser Stätten waren leider bereits von den Nebelgestalten zerstört worden, doch Averdun gehörte zu einem der größten Tempel, und vielleicht würden sie hier Antworten finden.
Das seltsame Gespräch mit Vinae vor zwei Tagen bei der schwangeren Ascunsela hatte Ardemir immer noch nicht richtig verdaut. Vinae hielt geheim, woher sie ihre Informationen hatte, und so zerbrach er sich ständig den Kopf darüber. Zudem ließen ihn seine drei Bewacher keinen Moment aus den Augen, und selbst jetzt, wo er zu niesen begonnen hatte, hatte man ihn sogleich mit beunruhigten Blicken bedacht, als würde es ihn tatsächlich zerreißen. Als wäre er selbst nicht beunruhigt genug, wo er doch keinen Augenblick mehr schlafen konnte, jedes Mal sofort von wirren Träumen heimgesucht wurde und wieder aufschrak.
Seine Knochen schmerzten, als wäre er von einer berittenen Armee niedergetrampelt worden, und ständig war er damit beschäftigt, sich verstohlen den Schweiß abzuwischen, den kein Elf sehen durfte. Ja, er hatte wohl Grund zur Beunruhigung, nicht zuletzt, da ihn Vinae erneut auf so eindringliche und besorgte Weise angesehen hatte. Sie sah einfach zu genau hin.
Ständig fragten ihn alle, was mit ihm los war, und keiner kam auf die Idee, ihn einfach in Ruhe zu lassen. Selbst den Heiler der Silberritter hatten sie über ihn ausgefragt, welcher Ardemir damals in Derial behandelt hatte. Der Heiler konnte jedoch auch nicht mehr sagen, als dass er Hitze gespürt und einen Drachen gesehen hatte.
Ardemir wusste ja selbst nicht, was mit ihm nicht stimmte. Er wusste lediglich, dass es nichts Gutes zu bedeuten hatte und er selbst damit zurechtkommen musste. Wenn er auch nur ein Wort von seiner unheimlichen Begegnung in Derial erzählen würde, würden ihn Eamon und die anderen irgendwo einsperren, bis sie wussten, was mit ihm los war. Er könnte Vinae nicht mehr helfen und sie auch nicht mehr treffen. Er wäre irgendwo unter Beaufsichtigung eines Heilers und könnte an der Suche nach des Rätsels Lösung nicht teilhaben. Ausgeliefert, ohne selbst etwas gegen sein Problem unternehmen zu können.
Ein fürchterlicher Gedanke.
»Ich bezweifle, dass Ihr hier irgendetwas finden werdet, meine Herren ... und Dame«, erklärte die Mutter Oberin mit einem kurzen, nicht weniger missbilligenden Blick an Aurün gerichtet. »Dies hier ist ein Tempel der Orakel des Schicksals. Ihr werdet hier nichts über eine Göttin finden.« Sie hob ihren Kopf. »Ich bezweifle ebenfalls, dass es so eine jemals gegeben hat.«
»Das versuchen wir herauszufinden, ehrwürdige Mutter«, antwortete Eamon mit einem Lächeln, welches das angespannte Gesicht der Elfe sofort wieder etwas weicher wirken ließ. »Es ist die einzige Spur, die wir haben, und wir würden gern jetzt einen Weg finden, die Nebelgestalten aufzuhalten, ehe sie hier bei Euch angreifen.«
»Natürlich.« Die Elfe sah ihm in die Augen, und Ardemir fragte sich unwillkürlich, was hier eigentlich los war. Ansonstenwar er es doch immer, dem die Elfen zu Füßen lagen und unter dessen Blicken
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