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Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
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wie Wachs dahinschmolzen. In letzter Zeit wurde er jedoch gemieden, ja sogar furchtsam angesehen, als wäre er selbst eine solche Nebelgestalt. Irgendetwas stimmte hier nicht, und das hatte nichts mit dem eigentlichen Problem der Angriffe zu tun. Es war er selbst.
    »Dann nehmt Euch noch dieses hier«, sagte die Mutter Oberin, inzwischen an Eamon gewandt, und reichte einen dicken Wälzer an ihn weiter. Der Ledereinband drohte bereits auseinanderzufallen. Die Pergamentseiten darin waren vergilbt und rissig.
    » Der Anfang « , las Eamon vor und schlug das Buch mit spitzen Fingern auf. Ardemir gesellte sich zu ihm und erblickte auf der ersten Seite einen dickstämmigen Baum mit wild verwachsener Krone, ähnlich jenem Baum, der sich im Sternensaal von Lurness befand. Als Vinae ihm von den Plänen der Nebelleute erzählt hatte, war ihm sofort dieser magische Baum in den Sinn gekommen, doch der wahre Schicksalsbaum musste woanders liegen, weit entfernt und unerreichbar. Ansonsten wären die Nebelleute bestimmt schon in Lurness eingefallen. » Vereint « , las er die Schrift unter dem Bild laut vor. » Durch die Wurzeln des Schicksalsbaumes sind alle Seelen Elvions, des Reichs der Göttin, miteinander verbunden. Ha!« Er legte den Finger darauf. »Da ist unsere Göttin.« Das triumphierende Grinsen konnte er sich nicht verkneifen, als er zur Mutter Oberin aufblickte, die das Buch noch einmal hochhob und den Einband nach einem Hinweis auf das Alter absuchte.
    »Es ist nichts zu finden«, murmelte sie und legte es wieder nieder. »Doch es muss sehr alt sein, wenn es diese ... Göttin erwähnt.«
    »Was steht da noch?«, fragte Aurün und schlug das Buch wieder auf.
    Ardemir beugte sich darüber und fuhr fort: » miteinander verbunden. Aus dem Stamm erwachsen die Äste der Seelen, die den Anfang und das Ende bestimmen. Manch ein Ast wächst gerade wie der Stamm, ein anderer verzweigt sich auf dem Lebensweg und findet nur schwer zum Ende. «
    »Damit sind wohl die Wiedergeburten gemeint«, mutmaßte Aurün, »und dass wir unseren Weg selbst bestimmen. Wir haben unsere Aufgabe, aber wie wir dorthingelangen, ist uns überlassen.«
    Von Nevliin kam ein verächtliches Schnauben, doch Ardemir ignorierte ihn genauso wie die anderen. » Manch anderer Ast « , las er weiter, » verlässt gemeinsam mit einem zweiten den Stamm. Zwei Äste, miteinander verwachsen und doch für sich allein. Verbunden vom Anfang bis zum Ende. Und darüber hinaus. «
    Ardemir blickte auf. Mit einem Mal war es beunruhigend still. Eine andere Art der Stille als eben noch, wo er gelesen hatte und die anderen gelauscht hatten. Die Luft war plötzlich noch viel schwerer zu atmen.
    Alle, wie sie hier beim Buch standen, blickten zu Nevliin, der sich langsam zu ihnen umdrehte. Seine Hand fuhr in einer scheinbar geistesabwesenden Bewegung an seine Brust, wo er, so wusste Ardemir, einen Mistelzweig trug. Er starrte auf das Buch und trat näher.
    »Was steht da noch?«, fragte er, doch Ardemir schüttelte den Kopf.
    »Nichts«, antwortete er. »Aber es ist zweifellos Faelnuìr gemeint – mit diesen verwachsenen Ästen oder Seelen.«
    »Was hat das mit Euch zu tun, Fürst Nevliin?«, fragte die Mutter Oberin, die in ihrem Tempel wohl nicht mitbekam, was jeder in der Welt da draußen wusste. »Habt Ihr solch einen Seelengefährten, Fürst? Faelnuìr ?«
    Nevliin tat, als hätte er nichts gehört, und nahm das Buch in die Hand. Er blickte auf das Bild mit dem Baum, wo einige solcher ineinander verschlungenen Gebilde zu sehen waren. Die Anwesenheit der anderen schien er nicht wahrzunehmen, als er mit einem Finger darüberstrich.
    »Und darüber hinaus«, murmelte er für sich, als hätte er die anderen tatsächlich vergessen.
    Solche Momente waren Ardemir immer unheimlich, denn er hatte schon zu oft erlebt, wie Nevliin aus solch einer Situation heraus plötzlich etwas Dummes anstellte. Da waren seine eigenen Probleme mit den Träumen und schmerzenden Knochen beinahe lächerlich im Vergleich zu den mentalen Schwierigkeiten des Fürsten.
    »Was ich mich schon die ganze Zeit über frage«, unterbrach Aurün schließlich die unangenehme Situation und ließ Ardemir damit zusammenzucken – nicht zuletzt, da Nevliin das Buch sogleich mit einem Knall zuklappen ließ –, »was geschieht, wenn der Schicksalsbaum tatsächlich verbrennt? Vinae sagt, die Göttin würde zurückkehren und über uns herrschen. Aber können wir uns dessen sicher sein? Ist es wirklich die schlimmste

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