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Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
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Daerons Lippen. Sie konnte sich nicht davon losreißen und beobachtete starr vor Entsetzen, wie Daeron den Kelch an seine Lippen hob und von diesem blutigen Gemisch trank.
    Ein roter Film blieb an seinem Mund zurück, als er das Gefäß schließlich sinken ließ und es ihr überreichte.
    Vinae starrte auf den Kelch und sah zurück in seine Augen. Honigfarbene Augen, die jedoch nicht an die Süße des Lebens erinnerten. Sie schienen durch sie dringen zu wollen, so eindringlich starrte er sie an.
    Ich kann das nicht tun, schrie eine Stimme in ihr, immer wieder und immer lauter. Egal, welche Vorteile ihr diese Hochzeit auch brachte, sie konnte es nicht tun. Sie könnte niemals mit Daeron zusammen sein.
    Der Lärm unten in der Menge schwoll noch an, alle warteten darauf, was jetzt geschah. Würde sie davonlaufen oder trinken? Zu ihrem Wort stehen oder fliehen? Was sollte sie tun?
    »Vinae«, sagte Daeron beinahe schon sanft, auch wenn es ihr wie eine Drohung erschien. »Nimm.« Er nickte ihr zu und drückte den kalten Kristall an ihre Haut.
    Der Puls pochte in ihrem Hals, Schwindel machte sich in ihr breit, und eine kaum zu ertragende Hitze stieg in ihr auf. Mit beiden Händen umschloss sie den kühlen Kelch des Schreckens und blickte in den dunklen Inhalt. Das Zittern wurde immer schlimmer und ließ kleine Wellen darin entstehen. Es fiel ihr schwer, den Fingern genügend Kraft zu geben und sich darauf zu konzentrieren, das Gefäß zu heben.
    Alles schien unglaublich langsam vonstattenzugehen, die Zeit sich zu dehnen, als wollte auch sie Vinae davon abhalten, diesen Schritt zu tun. Mit nur einem Schluck dieses Trankes gehörte sie Daeron – solange sie lebte.
    Ihre Arme fühlten sich taub an, als sie den Kelch an ihre Lippen hob. Sie hörte einen Aufruhr von den Leuten unten, welche Zeuge dieser Farce wurden, doch jetzt durfte sie nicht mehr hinabsehen. Sie durfte sich nicht mehr ablenken lassen.
    Mit geschlossenen Augen kippte sie den Kelch und öffnete die Lippen. Das Blut ergoss sich in ihren Mund, benetzte ihre Zunge, ließ Übelkeit in ihr aufsteigen – und in diesem Moment ertönte ein Brüllen, wie sie es von keinem ihr bekannten Tier jemals zuvor gehört hatte. Einzig, als sie damals mit ihrer Mutter in Averdun auf den Angriff der Priesterin gewartet hatte, war ein ähnlicher Laut erklungen. Damals war es ein Drache gewesen.
    Schreie ertönten, ein Krachen und Reißen war zu hören. Die Fürsten brüllten Befehle.
    Vinae drehte langsam ihren Kopf zur Seite und sah hinab in die Tiefe.
    Der Kelch entglitt ihren gefühllosen Fingern, und das Blut ergoss sich über das weiße Kleid ...

Er würde zu spät kommen, dessen war er sicher. Er konnte überhaupt nicht mehr rechtzeitig ankommen, da er viel zu spät losgeritten war. Zu lange war er durch den Wald gestiefelt, hatte geflucht, hin und her überlegt und sich vor allem einzureden versucht, es interessiere ihn nicht, was an diesem Abend in Acre vonstattenging. Natürlich ständig im vollen Bewusstsein, dass er sich selbst belog. Er hatte auf Vinaes Urteilsvermögen zu vertrauen versucht, auf die Richtigkeit ihrer Entscheidungen, doch auch das hatte nirgendwohin geführt.
    Sein Kopf war das reinste Durcheinander gewesen, bis es ihm endlich gelungen war, die widersprüchlichen Gedanken zu ignorieren und sein Herz sprechen zu lassen.
    Er konnte Vinae nicht heiraten lassen! Dies war die einzige Wahrheit, die für ihn noch existierte. Diese Wahrheit hatte ihn auf den Weg zurück zum Lager begleitet, wo er sich auf Glitnirs Rücken geschwungen hatte und losgeprescht war, ohne sich um die zum Teil fragenden, zum Teil wissenden Blicke der anderen zu scheren. Die Wahrheit hatte ihn auf dem mörderischen Ritt nach Osten begleitet und auch durch das Gewühl in Acre. Zu wissen, was zu tun war, was er wollte und wie er fühlte, hatte ihm zum ersten Mal seit unendlich langer Zeit das Gefühl gegeben, wahrhaftig lebendig zu sein, frei, doch dieses Gefühl hatte nur so lange angehalten, bis er in den verfluchten Straßen Acres festsaß und es kein Weiterkommen mehr gab.
    Es war Ardemir unverständlich, woher so viele Leute kommen konnten.
    Die Leichtigkeit, endlich herausgefunden zu haben, was er tun musste, war längst verflogen. Verzweiflung und vor allem Zorn überschatteten jedes andere Gefühl. Zorn über Vinae, die ihn einfach so verließ, als gäbe es nichts zwischen ihnen, das sie verband. Zorn über sich selbst, da er nicht längst im Morgengrauen vor ihrer Tür

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