Elfenkrieg
Gesicht. Sie waren entstanden, als ...
Grelles Licht blitzte vor ihren Augen auf und stach in ihren Kopf. Die Priesterin sah eine weiße Gestalt durch eine Glasskulptur krachen. Das Klirren vermischte sich mit ihrem eigenen Schrei und war so ohrenbetäubend, dass sie meinte, ihr Kopf müsse ebenso in tausend Stücke zerspringen. Sie sah noch, wie die Gestalt durch die Splitter über den Boden rutschte und sich alles um ihn herum langsam rot färbte, ehe seine Hände wieder in ihren Geist zurückkehrten.
Das Zwielicht der Höhle beruhigte ihre Augen, und doch war in ihrem Inneren von Ruhe keine Rede. Waren diese winzigen Glassplitter für seine Narben verantwortlich? Wie war so etwas möglich, wo bei einer magischen Heilung doch nur selten Narben zurückblieben? Oder war er nicht geheilt worden?
Atemlos ließ sie sich zurück auf die Decken sinken und versuchte, ihren Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen.
Nevliin regte sich nicht und sah sie nur an. Einen Moment lang schien es ihr, als hätte ein winziges Lächeln um seine Lippen gespielt, doch es war so schnell wieder weg, dass es auch Einbildung sein konnte.
Wie sollte sie noch wissen, was Wirklichkeit war und was Traum? Wo sie selbst aufhörte und jemand anderes begann? Sie musste von hier weg und endlich ihren Auftrag erfüllen, ehe alles zu spät war.
Die schwarzhaarige Elfe, welche ihr hier aus dem Spiegel entgegenblickte, schien eine Fremde zu sein. Oder wünschte sie sich das nur, damit eine andere an ihrer Stelle dort hinausging und Daeron heiratete? Fürst Daeron! Vor einem Jahr hätte Vinae über diese Möglichkeit noch gelacht, doch jetzt stand sie hier, mit so viel Gold im Haar, dass sie einen jeden in ihrer Umgebung damit blenden musste. Filigrane Ketten verliefen über ihre Stirn zurück ins Haar, verflochten sich darin mit einzelnen Strähnen, waren zu kunstvollen Mustern arrangiert und funkelten mit ihrem Kleid um die Wette.
Ein Kleid, das Daeron eigens für diesen Anlass hatte anfertigen lassen, als wäre es Vinae nicht völlig gleichgültig, in welchem Aufzug sie zu ihrer Hinrichtung – Hochzeit – ging. Ihre einfache Waldkleidung hätte es auch getan, doch Daeron legte Wert auf diesen Pomp, und so blieb ihr kaum etwas anderes übrig, als mitzuspielen.
Immer noch fingerten unzählige aufgeregte Elfen an ihrem Haar, zupften am Kleid oder zeichneten mit silbernem Miranlicht magische Symbole auf ihre Handflächen. Diese Zeichen hoben sich kaum von ihrer Haut ab, doch je nach Lichteinfall ließen sie sich an ihrem Glitzern erkennen.
Eine andere Elfe legte Vinae noch eine goldbestickte Borte um die Taille und schnürte diese eng um sie. Das Funkeln der Steine hob sich vom milchigen Weiß ihres Kleides ab, das ebenso reich mit Goldperlen bestickt war.
Vinae störte sich nicht an den vielen Händen, die sich an ihr zu schaffen machten, denn solange diese am Werk waren, musste sie nicht hinaus. Natürlich hätte sie lieber Enra bei sich gehabt, doch die Köchin war sofort nach dem Vorfall mit Nefgáld mit ihm und ihrem Sohn verschwunden. Sie hielt es hier nicht mehr für sicher, solange Nefgáld nicht zu kontrollieren war. Woanders könnten sie ein besseres Leben führen, zumindest hatte ihr Daeron dies so ausgerichtet, kaum dass Vinae vom Lager bei der Priesterin zurückgekehrt war. Sie selbst hatte Enra nicht mehr zu Gesicht bekommen, was ihr im ersten Moment das lähmende Gefühl der Einsamkeit beschert hatte, verbunden mit jenem seltsamen Brennen von Heimweh. Doch immerhin ging es den dreien gut, und bald würde es vielen anderen auch bessergehen.
Genau das versuchte Vinae sich immer wieder zu sagen. Dies war nicht das Ende, sondern ein Anfang. Sie würde an diesem Abend nicht nur Daerons Frau, sondern auch die Fürstin des Sonnentals werden. Und niemals würde sie sich diese Position streitig machen lassen, mit aller Macht würde sie ihre Rechte und damit jene des Volkes durchsetzen. Sie würde endlich machen können, wovon sie so lange geträumt hatte. Alles andere spielte keine Rolle – auch Ardemir nicht.
Sie war jetzt kein Kind mehr, und es war Zeit für sie, endlich erwachsen zu werden und aufzuhören, von ihrem Ritter zu träumen, der sie aus der Burg errettete. Ardemir hatte ohnehin kein Wort mehr mit ihr gesprochen, obwohl sie zweimal versucht hatte, ein vernünftiges Gespräch mit ihm zu führen. Sie solle Daeron heiraten und ihn in Ruhe lassen, war das Einzige gewesen, wozu er sich hatte hinreißen lassen, und so würde
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