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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Ganda. Das war eine der bittersten Lektionen, die ich als Königin lernen musste. Es ist ungerecht, was Mondblüte widerfahren ist, und ich wünschte von ganzem Herzen, ich könnte es ungeschehen machen. Ich habe bis zuletzt nicht glauben wollen, dass die Trolle noch einmal die Albenpfade für ihren Kriegszug missbrauchen würden. In meinem Zorn und meiner Verzweiflung habe ich mich dazu hinreißen lassen, den Pfad zu zerstören. Nur so konnte ich das Herzland noch retten.«
    »Du hast es nicht gerettet«, entgegnete Ganda zornig. »Mir wäre es lieber, die Trolle wären hier. Mit denen wüsste ich umzugehen.« Sie strich sich über die kleine Blesse auf ihrer Fuchsstirn. »Du hast einen Zauber der Alben vernichtet«, sagte die Koboldin sehr leise. »Ihre Pfade sind die Sehnen, die die Welten miteinander verbinden.«
    »Es gibt hunderte Albenfade«, wandte Ollowain ein.
    »In deinem nichtsnutzigen Leib gibt es auch hunderte Sehnen. Eine einzige zu durchtrennen kann bedeuten, dass du deinen Daumen nicht mehr krümmen kannst. Und wie willst du dann deine Waffe noch halten? Alles, was du dir in deinem langen Leben erarbeitet hast, kann mit einem einzigen kleinen Schnitt vernichtet werden. So unbedeutend ist es, eine Sehne zu durchtrennen.« Ganda blickte zu Emerelle. »Es sind Yingiz hierher gekommen, nicht wahr? Die Seelenfresser aus dem Nichts.«
    »Sie können hier keine Gestalt annehmen«, wandte die Königin ein. »Sie können nur versuchen, uns zu ängstigen. Und sie bringen Kälte.«
    »Und wenn jemand dumm genug ist, ihnen zu einem Leib zu verhelfen? Was dann? Du musst sie wieder vertreiben, Emerelle. Sofort!«
    »Sie entziehen sich meiner Magie. Ich vermag ebenso wenig gegen sie auszurichten wie du gestern Nacht. Selbst die Alben konnten sie nicht gänzlich vernichten. Deshalb haben sie ihre Schatten in die Dunkelheit verbannt.«
    »Dann musst auch du sie wieder vertreiben!«, beharrte Ganda leidenschaftlich.
    Emerelle breitete hilflos die Arme aus. »Ich habe es versucht. Glaub mir! Mit all meiner Kraft, doch es ist mir nicht gelungen. Sie sind zu fremd. Deshalb habe ich dich hierher gebeten, Ganda. Ich brauche deine Hilfe.«
    Ollowain traute seinen Ohren kaum. Er hatte ja geahnt, dass es kein Zufall war, Ganda mitten in der Nacht auf der Palastterrasse anzutreffen. Aber was hatte er mit diesem zänkischen Koboldweib zu schaffen? Und was erhoffte sich Emerelle von ihr?
    Ganda hatten Emerelles Worte die Sprache verschlagen. Misstrauisch blickte sie zur Königin auf.
    »Es gibt einen Ort, an dem man Antwort auf alle Fragen finden kann, so heißt es zumindest. Als ich noch nicht Königin war, war ich selbst mehrmals dort, und ich wurde nie enttäuscht. Die Bibliothek von Iskendria. Wenn man irgendwo erfahren kann, was zu tun ist, um die Schatten wieder ins Nichts zurückzutreiben, dann dort.«
    Ganda schüttelte entschied den Kopf. »Das ist nichts für mich. Nein! Ich bin nicht weise. Ich habe nicht die Geduld, mir den Hintern auf harten Stühlen platt zu sitzen und mich mit Büchern herumzuschlagen, die so verdreht geschrieben sind, dass man jeden Satz dreimal lesen muss, um zu begreifen, was gemeint ist. Schick einen deiner Berater. Es gibt doch genug Gelehrte, deren Lebensinhalt darin besteht, Dinge aufzuschreiben, die nur ihresgleichen verstehen. Ich bin für das Praktische. Für geistreiches Geschwafel hatte ich schon immer nur Verachtung übrig. Lass mich in Blut und Dreck als Heilerin auf einem Schlachtfeld dienen, und ich werde dich nicht enttäuschen. Aber in Iskendria bin ich fehl am Platz. Mich leitet mein Gefühl. Und es hat mich selten getäuscht. Aus Dingen, die einem nurder Verstand diktiert, entspringt allzu oft Übles.« Sie deutete in Ollowains Richtung. »Schick ihn. Ihr Elfen seid doch alle gut darin, schöne Worte zu machen. Er wird keine Mühe haben, sich mit dem Geschwafel von Weisen herumzuschlagen. Ich werde hier nach einem Weg suchen, die Schatten zu bekämpfen. Und sei es, dass ich allen, die noch geblieben sind, rate zu fliehen!«
    So waren sie, die Lutins, dachte Ollowain bei sich. Launisch, widerborstig und niemals bereit, Verantwortung zu tragen. Wie verzweifelt musste Emerelle sein, dass sie dieses Koboldweib um Hilfe bat! »Ich werde gerne gehen, wenn du mich schickst, Herrin. Und ich werde nach besten Kräften versuchen, dir zu dienen.«
    Die Augen der Königin lächelten. »Ich weiß, Ollowain. Doch ohne Hilfe kannst du nicht einmal den ersten Schritt auf dem Weg nach Iskendria

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