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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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tun. Du vermagst das goldene Netz nicht zu betreten. Und ohne dich beleidigen zu wollen ... Auch du bist kein Weiser. Du bist ein guter Feldherr und vielleicht der beste Schwertkämpfer Albenmarks. Aber sei es drum. Ich habe dich hierher bestellt, weil ich dich in der Tat darum bitten wollte, Ganda nach Iskendria zu begleiten. Und ich nehme dein Angebot dankbar an.«
    »Was soll ein Schwertkämpfer in einer Bibliothek?«, fragte die Lutin misstrauisch.
    »Meine Weisen halten es zurzeit für klug, sich nicht in meiner Nähe aufzuhalten. Immerhin hat der König der Trolle geschworen, meinen Kopf in eine Trinkschale zu verwandeln. Sie waren die Ersten, die geflohen sind, als dies bekannt wurde.« Emerelle lächelte zynisch. »Klugheit und Treue gehen leider oft nicht gut zusammen. Aber dass ich dich frage, hat einen ganz anderen Grund. Niemand ist zu mir gekommen, um über Mondblütes Tod zu klagen. Und den Weisen wäre vermutlich auch nicht aufgefallen, dass die Grillen schweigen. Ich brauche jemanden, für den die Suche nach Antworten eine Herzensangelegenheit ist und nicht eine Sache kühlen Verstandes. Jemanden, der nicht der Meinung ist, die Auenfeen seien so zahlreich wie die Blüten am Teich, und dem es nicht egal ist, ob es eine mehr oder weniger gibt.«
    Gandas spitze Zunge zuckte unruhig aus ihrer Fuchsschnauze. »Du weißt, warum ich nicht geflohen bin, als es hieß, die Trolle kommen, Emerelle?«
    »Weil es dir egal ist, ob ich im Herzland herrsche oder ein Trollkönig.«
    Ganda blickte skeptisch zu Ollowain. Sie nickte knapp. »So ist es, Emerelle.«
    Der Schwertmeister hatte Mühe, an sich zu halten. »Du gestattest, dass ich diese Verräterin aus der Burg geleite, Herrin?«
    Die Elfenkönigin schüttelte knapp den Kopf. »Aufrichtigkeit ist eine seltene Tugend, Ollowain. Gerade an Königshöfen.« Sie wandte sich an die Lutin. »Niemand ist so bewandert darin, verborgene Wege zu beschreiten, wie das Volk der Lutin.«
    Der Schwertmeister wusste das nur zu gut. Die Lutin waren Betrüger und Diebe. Manche waren sogar Mörder. Wer sich mit ihnen einließ, der hatte Zwielichtiges im Sinne. Er konnte immer noch nicht fassen, dass Emerelle die Koboldin hierher bestellt hatte.
    »Mein Volk hatte niemals eine Wahl, Emerelle«, sagte Ganda hitzig. »Wir bewegen uns im Verborgenen, weil wir als Einzige kein eigenes Land bekamen, als die Alben ihre Kinder erschufen. Und daran, dass wir ohne Land sind, hat sich in den Jahrtausenden, die seither vergangen sind, nie etwas geändert. Selbst als ganze Völker vertrieben wurden, hat nie jemand daran gedacht, uns Lutin eine Heimat zu schenken. Es waren stets die Elfen, die sich das Land nahmen.«
    Wie konnte dieses impertinente kleine Weibsbild es wagen, der Königin solche Vorhaltungen zu machen! Ollowain zwang sich, ruhig zu bleiben. Er war der Schwertmeister, und dies war der Königshof. Auch wenn sie drei hier allein waren, war es ein Ort voller Würde und Schönheit, und es war ein Gebot, sich angemessen zu verhalten!
    »Du giltst in deinem Volk als eine Pfadfinderin. Du führst die anderen oft an, wenn sie einen Ort schnell verlassen müssen. Das Netz der Albenpfade ist dir wohl vertraut, und soweit ichweiß, ist dir noch niemals ein Fehler beim Öffnen der Tore unterlaufen.«
    »Ich weiß nicht, wer dir das erzählt hat, Emerelle, aber du solltest nicht alles glauben. Hast du nicht eine Zauberschüssel, in der du die Wahrheit sehen kannst? Benutze lieber sie, als auf Hörensagen zu vertrauen.«
    »Du meinst die Silberschale, die du vor drei Nächten so lange betrachtet hast, als du dich allein im Thronsaal wähntest?« Emerelle lächelte flüchtig.
    Ollowain sah sie verwundert an. Das Lächeln wirkte fremd in ihrem Antlitz, und doch vermeinte er einen Augenblick lang etwas Altvertrautes in den Zügen der Königin zu sehen. Sie wirkte jugendlicher und weniger Ehrfurcht gebietend. Und verletzlich ...
    Ganda kratzte sich verlegen hinter dem Ohr. »Ich hatte überlegt, dass man die Zauberschüssel in Sicherheit bringen sollte, bevor die Trolle kommen.«
    Ollowain spannte sich. Verdammte Diebin! Jetzt würde Emerelle ihm befehlen, sie hinauszuwerfen.
    »Natürlich«, sagte die Königin schmunzelnd. »In jedem anderen Fall hätte ich dich schließlich hart bestrafen müssen.« Dann wurde sie schlagartig wieder ernst. »Ich weiß sehr gut, dass es dir und deinem Volk gleichgültig ist, ob ich hier herrsche oder Branbart. Vielleicht wünschst du dir sogar heimlich, dass die

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