Elfenliebe
ausmachen würde, hätte ich tatsächlich nichts gegen Putzmittel aus dem Elfenland«, sagte sie. »Wie geht es deiner Mom?«
»Gut. Sie würde dich gerne wiedersehen.«
»Und Rowen?«, fragte Laurel, ohne auf die versteckte Frage einzugehen.
Jetzt strahlte Tamani. »Sie hatte einen ersten Auftritt bei der Feier der Tagundnachtgleiche — zum Niederknien. Sie hat die Schleppe der Elfe gehalten, die in der Nacherzählung von Camelot die Guinevere gespielt hat.«
»Sie war bestimmt wunderschön.«
»Oh ja. Komm doch demnächst auch mal zu einem unserer Feste.«
Laurel fand den Vorschlag sehr verlockend. »Eines Tages vielleicht«, sagte sie lächelnd. »Wenn weniger los ist … du weißt schon.«
»Nirgendwo auf der Welt bist du sicherer als in Avalon«, sagte Tamani.
»Das weiß ich«, sagte Laurel und sah schnell aus dem Fenster.
»Wonach hältst du Ausschau?«, fragte Tamani.
»Nach den anderen Wachtposten.«
»Warum?«
»Nervt es dich nicht manchmal, dass immer jemand zuhört?«
»Nee. Sie sind doch höflich. Sie lassen uns schon allein.«
Laurel schnaubte ungläubig. »Gib’s doch zu, wenn du Shar mit einem Mädchen erwischen würdest, würdest du ihnen auch hinterherspionieren.«
Tamani erstarrte für einen Augenblick, ehe auch er zum Fenster hinschielte. »Stimmt«, sagte er. »Du hast gewonnen.«
»Das ist einer der Gründe, warum ich mir kaum vorstellen kann, je wieder in diesem Haus zu wohnen. Weil man nie richtig allein ist.«
»Es hat aber auch Vorteile«, sagte Tamani halb im Ernst.
»Das kann schon sein.« Laurel ging auf die Anspielung nicht ein. »Aber eine Privatsphäre gehört nicht dazu.«
Schweigend putzten sie weiter. Erst bereute Laurel, dass sie kein Radio mitgebracht hatte, aber Tamani machte die Stille anscheinend nichts aus. Bald merkte auch Laurel, dass es eigentlich gar nicht so leise war. Die Brise, die in den Bäumen rauschte und durch die Fenster ins Haus wehte, spielte einen eigenen Soundtrack.
»Ist es eigentlich hart?«, fragte Tamani auf einmal.
»Was?« Laurel schaute von dem Fenster hoch, das sie gerade putzte.
»Unter den Menschen zu leben. Jetzt da du weißt, was du bist.«
Laurel schwieg. Dann nickte sie. »Manchmal ja. Und was ist mit dir? Ist es nicht hart, in einem Wald zu leben, der so nah an Avalon liegt, nur auf der falschen Seite des Tores?«
»Am Anfang war es schwer, aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt. Und es ist wirklich nah. Ich bin oft drüben.
Außerdem habe ich Freunde – Elfenfreunde –, mit denen ich die ganze Zeit zusammen bin.« Er hielt einige Sekunden still. »Bist du glücklich?«, flüsterte er dann.
»Jetzt?«, fragte sie ebenso leise zurück, während sie die Putztücher umklammerte.
Mit einem leisen Lächeln schüttelte Tamani den Kopf. »Dass du jetzt glücklich bist, weiß ich. Das kann ich in deinen Augen sehen. Aber bist du auch glücklich, wenn wir … wenn du nicht hier bist?«
»Natürlich«, antwortete sie rasch. »Ich bin sehr glücklich. « Sie drehte sich wieder um und bearbeitete von Neuem das Fenster.
Tamani sah sie immer noch genauso an.
»Ich habe allen Grund dazu, glücklich zu sein«, fuhr Laurel fort. Sie bemühte sich, ruhig zu klingen. »Mein Leben ist richtig toll.«
»Ich habe nie das Gegenteil behauptet.«
»Du bist nicht der Einzige, der mich glücklich macht.«
Ein kurzes Nicken und eine Grimasse waren die Antwort. »Als ob ich das nicht wüsste.«
»Die Welt der Menschen ist nicht so trostlos und finster, wie du gerne glauben möchtest. Es macht Spaß dort und aufregend ist es auch und«, sie suchte nach weiteren Wörtern, »und …«
»Das freut mich«, sagte Tamani. Er stand dicht neben ihr. »Ich habe nicht gefragt, um eine bestimmte Antwort zu bekommen«, sagte er ernsthaft. »Es interessiert mich wirklich. Und ich habe gehofft, dass du glücklich bist. Ich … ich mache mir Sorgen um dich. Das ist wahrscheinlich nicht nötig, aber so ist es eben.«
Laurel war plötzlich schrecklich verlegen und versuchte, sich zu entspannen. »Tut mir leid.«
»Das sollte es auch.« Tamani grinste.
Laurel schüttelte lachend den Kopf.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er eine Hand hob, sie wieder fallen ließ und die Hände betont unauffällig in die Hosentaschen steckte.
»Was?«, fragte Laurel.
»Nichts«, erwiderte Tamani, drehte sich um und wollte zurück zur anderen Seite des Zimmers gehen.
»Ist es wegen des Pollens?«, fragte Laurel, die an die beiden Vorfälle im letzten Jahr und im
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