Elfenliebe
mich fahren ließen.«
Doch Tamani hörte ihr gar nicht richtig zu. Erschüttert, mit geballten Fäusten, starrte er auf ihren Rücken. »Wie ist das passiert?«, flüsterte er.
»Orks«, antwortete Laurel leise.
Er hob ruckartig den Kopf. »Orks? Wo? Bei dir zu Hause?«
Laurel schüttelte den Kopf. »Ich habe Mist gebaut«, sagte sie, um zu überspielen, wie schlimm es in Wirklichkeit stand. »Gestern Abend bin ich auf eine Party gegangen.
Sie haben uns aufgespürt und den Wagen von der Straße abgedrängt. Aber mir geht’s gut.«
»Wo waren denn deine Wachen?«, fragte Tamani. »Sie haben nicht nur die Aufgabe, dein Haus zu bewachen, wie du sehr wohl weißt.«
»Ich glaube, sie waren … anderweitig beschäftigt«, erwiderte Laurel. »Als wir nach Hause kamen, hat Mom erzählt, hinter dem Haus würden Hunde kämpfen.«
»Sie hätten dich umbringen können!«, rief Tamani. Er warf noch einen Blick auf ihren Rücken. »Wie es aussieht, wäre es ihnen beinahe gelungen.«
»Eine … eine Frau hat uns gefunden, gerade noch rechtzeitig. Sie hat die Orks vertrieben.«
»Was für eine Frau?«
Laurel reichte Tamani Kleas Visitenkarte.
»Klea Wilson. Wer ist das?«
Laurel berichtete, was sich am Vorabend zugetragen hatte. Tamani unterbrach sie mehrmals, um genauer nachzufragen, und ging auf jede Kleinigkeit ein. Als sie endlich fertig war, hatte sie das Gefühl, all das Schreckliche noch mal erlebt zu haben. »Dann hat sie uns die Pistolen aufgedrängt und wir sind wieder gefahren«, schloss sie. »Es war sehr seltsam. Ich habe keinen Schimmer, wer sie sein könnte.«
»Wer …« Tamani hielt inne und tigerte hin und her. »Auf keinen Fall…« Weiter ging es erst in die eine, dann in die andere Richtung. Schließlich blieb er mit verschränkten Armen stehen. »Ich muss diese Angelegenheit mit Shar besprechen. Das ist … problematisch.«
»Was soll ich machen?«, fragte Laurel.
»Wie wäre es, wenn du nachts zu Hause bliebest?«, schlug Tamani vor.
Laurel verdrehte die Augen. »Und darüber hinaus? Kann ich ihr trauen? Wenn ich in Schwierigkeiten gerate und die Wachen nicht da sind…«
»Sie sollten immer da sein«, sagte Tamani finster.
»Wenn es aber nicht so sein sollte und ich diese Frau wiedersehe … soll ich ihr nun trauen oder nicht?«
»Sie ist ein Mensch, oder?«
Laurel nickte.
»Dann nicht, wir vertrauen ihr nicht.«
Laurel sah ihn fassungslos an. »Nur weil sie ein Mensch ist? Was heißt das denn dann in Bezug auf David? Oder meine Eltern?«
»Heißt das, du möchtest ihr vertrauen?«
»Nein. Will ich nicht. Vielleicht. Ach, keine Ahnung. Sag mir, ich soll ihr nicht vertrauen, weil sie übernatürliche Wesen jagt oder weil sie uns die Pistolen gegeben hat. Aber du kannst doch nicht behaupten, sie sei nicht vertrauenswürdig, nur weil sie ein Mensch ist. Das ist ungerecht.«
Tamani streckte ungeduldig die Hände aus. »Das ist alles, was ich in der Hand habe, Laurel. Eine andere Beurteilungsgrundlage habe ich nicht.«
»Sie hat mir das Leben gerettet.«
»Schön, dafür hat sie etwas gut.« Er kam zu ihr und lehnte sich neben ihr an die Wand.
Laurel seufzte. »Warum passiert das denn gerade jetzt?«, fragte sie verdrossen. »Ich meine, seit der Sache mit Barnes ist fast ein Jahr vergangen, ohne dass etwas
geschehen wäre. Und eines Nachts, peng! Orks, Klea, noch mehr Orks bei mir zu Hause. Und alles auf einmal. Warum?«
Laurel wandte den Kopf, um Tamani anzusehen.
»Na ja«, antwortete er verhalten. »Es stimmt nicht ganz, dass im letzten Jahr nichts vorgefallen wäre.« Er sah sie entschuldigend an. »Wir waren der Meinung, dass du nicht über jeden Ork Bescheid wissen müsstest, der in Crescent City aufgetaucht ist und in deine Richtung geschielt hat.«
»Es gab noch mehr?«, fragte Laurel.
»Ein paar. Aber du hast recht, von einem so gut organisierten und ausgeklügelten Angriff habe ich noch nie gehört.«
»Ich fasse es einfach nicht, dass noch mehr da waren«, sagte Laurel ungläubig. »Ich habe wirklich überhaupt keine Kontrolle über mein Leben.«
»Nun hab dich nicht so. Das stimmt doch gar nicht. Die meisten haben wir schon abgefangen, ehe sie auch nur in der Nähe deines Hauses waren. Dafür sind die Wachtposten zuständig. Das ist keine große Sache.«
»Keine große Sache«, höhnte Laurel. »Du hast leicht reden.«
»Wir hatten die Lage unter Kontrolle«, beharrte Tamani.
»Und gestern Abend? Hattet ihr da die Sache im Griff?«
»Nein, da sind uns die Dinge
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