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Elfenlied

Elfenlied

Titel: Elfenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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anstrengendes Blag. So ein Kind hat hier bei Hofe nichts verloren, Herrin.«
    Blöder Kerl, dachte ich. Am liebsten hätte ich ihm noch ein paar Warzen ins Gesicht gehext. Doch als mir bewusst wurde, wie er die Elfe angesprochen hatte, packte mich kalte Angst. Er hatte Herrin zu ihr gesagt! Dort stand niemand Geringeres als Emerelle, die Königin Albenmarks. Die mächtigste Zauberin der Welt. Und gewiss hatte sie durchschaut, was ich Alvias angetan hatte.
    »Du irrst, mein Freund. Genau hier gehört sie hin. Ich sage dir, eines Tages werden wir alle …« Die Königin senkte die Stimme zu einem Flüstern, und sosehr ich auch die Ohren spitzte, konnte ich nichts mehr hören.
    Schließlich wandte sie sich ab und kam zu mir herüber.
    Ich wollte davonlaufen, aber so, wie Alvias mich verschnürt hatte, war an Flucht nicht zu denken. Also schloss ich die Augen und tat so, als schliefe ich. Ich schaffte das etwa fünf Herzschläge lang, dann blinzelte ich ein wenig. So war es immer bei mir. Meine Neugier siegte stets über die Vernunft, wie sehr ich mich damit auch in Schwierigkeiten brachte! Ich hatte ja keine Ahnung, was mich erwartete.

Die Herrin der Welt
    Sie stand direkt vor mir. Ich kniff die Augen fest zusammen und wagte nicht zu atmen. Alle schlimmen Geschichten, die ich je über Emerelle gehört hatte, tauchten in überdeutlichen Bildern in meinen Gedanken auf. Was würde sie mit mir tun?
    Sie strich mir über den Kopf. Kraulte mein Fell direkt hinter den Ohren, wo es sich besonders gut anfühlt. Ein warmes, angenehmes Kribbeln nistete sich in meinem Bauch ein. Ich atmete aus.
    »Ich weiß, dass du nicht schläfst«, sagte sie mit warmer Stimme und hörte dabei nicht auf, mich zu kraulen. »Du musst dich vor mir nicht fürchten. Ich bin nicht wie Alvias.«
    Im Nachhinein muss ich sagen, sie hat nicht gelogen. Aber sie war ganz anders, als ich in jenem Augenblick erwartete, in dem ich die Augen öffnete und vertrauensvoll in ihr Antlitz blickte.
    »Du bist Ganda, nicht wahr?«
    Ich starrte sie an. Woher wusste sie meinen Namen?
    »Ich kannte deine Mutter.« Während sie sprach, befreite sie mich aus dem verfluchten Sack. Sie scherte sich dabei nicht im Geringsten um meine Flöhe. Ich glaube, meine kleinen Fellgefährten waren klüger als ich. Sie haben bei Emerelles Anblick die Flucht ergriffen. Jedenfalls juckte es mich nicht mehr, seit ich in ihrer Burg war.
    »Du musst Alvias entschuldigen. Er hat zwar einen Sohn, aber er weiß im Grunde nicht, wie man mit Kindern umgeht. Warte ab, bis du eines Tages eines der Feste erleben darfst, die er vorbereitet hat. Dann wirst du seine wahren Qualitäten kennenlernen.«
    Sie nahm mich auf den Arm und drückte mich an sich. Ich hatte mehr als ein halbes Jahr unter Kentauren gelebt und bin mir sicher, dass ich nicht viel besser als Alvias gerochen habe. Aber sie schien das nicht zu stören. So geborgen wie in jenem Augenblick, in dem sie mich in den Arm nahm, hatte ich mich seit Mutters Tod nicht mehr gefühlt.
    Auch die Kentauren hatten mich sehr herzlich aufgenommen, aber mit Emerelle war es ganz anders. Sie war nicht so riesig wie das Volk der Pferdemänner. Ihre wunderschönen rehbraunen Augen waren so voller Mitgefühl. Selbst nach all den Jahren und allem, was ich nun über die Königin der Elfen weiß, versuche ich mir die Illusion zu bewahren, dass ihre Gefühle für mich echt waren. Dass es mehr war als nur Schauspiel, Kalkül und Magie. Das ist der Fluch mit den Elfen! Man weiß nie, was sie wirklich denken.
    Emerelle trug mich auf ihren Armen in den Palast. Sie flüsterte mir freundliche Worte in die Ohren und brachte mich in ein wundervolles Bad aus weißem, blau geädertem Marmor. Ich erinnere mich an rote und gelbe Blüten, die im Wasser schwammen. Das Bad war ein Fest für alle Sinne. Das warme Wasser, das meine Glieder liebkoste, die schweren, fremdartigen Düfte, die in der schwülen Hitze des Bades ihr volles Aroma entfalteten. Die wunderbaren Farben der Blüten. Das seltsame Leuchten der Wände, die wie durchscheinend wirkten … Es war eine verwunschene Stunde. Ein Schatz in meinen Erinnerungen.
    Und Emerelle, die gefürchtete, unnahbare Königin, badete mit mir zusammen. Mit dem kleinen, von Flöhen zerstochenen Lutinmädchen mit verfilztem Nackenfell und hageren Gliedern. Dafür, dass sie das getan hat, liebe ich sie noch heute. Manchmal.
    Nach dem Bad rieb sie mir mein Fell mit Rosenöl ein und kämmte es. Ein rotes Kleid wurde für mich gebracht. Es

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