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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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unvorstellbare Einkommensquelle mit einem Federstrich versagt. Genauer gesagt, sie hatte Lord Hairstreak seinen prozentualen Anteil versagt.
    Er schloss kurz die Augen. Was für ein wunderbares, wunderbares Geschäft, solange Beleth noch gelebt hatte. Fünf Prozent der Einkünfte von jedem Dämon, der irgendwo in den Dienst genommen wurde.
Fünf Prozent!
Damals hatte es ihm nie an Geld gefehlt, und er hätte auch nie gedacht, dass es ihm jemals fehlen würde. Selbst als Blue Beleth tötete, war er nicht auf den Gedanken gekommen, dass sich die Dinge verändern könnten. Er war einfach nur davon ausgegangen, dass man das bewährte Arrangement beibehalten würde und nur ein neuer Name unter dem Vertrag stünde. Das Schlimmste, womit er rechnete, war, dass sie bei seinen Prozenten ein bisschen was abziehen könnte. Aber nur ein bisschen. Blue brauchte Hairstreak so sehr, wie Beleth es getan hatte, wenn der Markt weiterbestehen sollte: Er war schließlich der Kopf der Nachtelfen, und nur die Nachtelfen vermittelten Dämonendiener. Er hätte keinen Augenblick lang geglaubt, dass Blue den Handel ganz einstellen würde. Auch jetzt ergab ihre Entscheidung in seinen Augen keinen Sinn. Wenn er schon Millionen verloren hatte, als seine fünf Prozent sich in Luft auflösten, wie viel hatte dann wohl Blue verloren? Als Herrscherin von Hael hätte sie jeden Cent der restlichen fünfundneunzig Prozent eingesackt.
    Aber es war sinnlos, in der Vergangenheit zu verharren. Was geschehen war, war geschehen, und er konnte nichts mehr daran ändern. Das Kunststück war, seine frühere Einkommensquelle durch eine neue zu ersetzen. Und nun sah es, dank Brimstone, diesem alten Bock, so aus, als wäre das endlich möglich.
    Das einzige Problem war, dass er Brimstone nicht traute.
    Hairstreak öffnete wieder die Augen. Der Wolkentänzer tat so, als säße er auf dem Stuhl, aber er hatte sich geirrt und schien einige Zentimeter darüber zu schweben. Das machte allerdings in Wirklichkeit nicht viel aus, denn eigentlich war der Tänzer ja überhaupt nicht da. Seine Heimat war eine völlig andere Dimension. Inzwischen hattedieser Druck auf sein Realitätsgefühl bei Hairstreak Übelkeit ausgelöst, und er beschloss, das Geschäft so schnell wie möglich zum Abschluss zu bringen.
    »Kannst du das erledigen?«, fragte er. Die Frage war natürlich rein rhetorisch. Wolkentänzer konnten jeden überall aufspüren. Und ihr einzigartiger Zugang zum Elfenhirn ermöglichte es ihnen, effizienter an Informationen heranzukommen als mithilfe einer Folterkammer. Brimstones Geheimnisse hätten keine Chance gegen dieses Wesen.
    »Für das übliche Honorar«, sagte der Wolkentänzer. Die Stimme war so kurios wie alles an dieser Kreatur. Sie hallte in der Luft und im Kopf nach, aber nicht gleichzeitig, sodass alles ein merkwürdiges Echo in seinem Kopf erzeugte.
    »Ja, ja«, sagte Hairstreak ungeduldig. Natürlich für das übliche Honorar. Jeder kannte die Wolkentänzer und ihr übliches Honorar. Das war der Aspekt dieses Geschäftes, auf den er sich nicht gefreut hatte. Aber wenigstens fragte dieses Ding nicht nach Geld. Geld war knapp.
    »Das kann ich erledigen«, bekräftigte der Wolkentänzer.
    Das wär’s also. Nach einer Pause sagte Hairstreak: »Also, worauf wartest du noch?«
    »Das Honorar ist im Voraus fällig«, sagte der Wolkentänzer.
    In dem kleinen Zimmer herrschte Schweigen. Das Ding saß weiterhin nicht ganz auf dem Stuhl und blickte Hairstreak geduldig an.
    »Oh, also gut!«, gab Hairstreak barsch zurück. Er rollte den linken Ärmel seines Wamses auf.
    Der Wolkentänzer schwebte auf ihn zu und rollte sich selbst lustvoll zusammen wie ein Embryo.

SECHSUNDDREISSIG
    W as ist das?«, keuchte Chalkhill.
    »Du weißt, was das ist«, sagte Brimstone knapp. Das war absolut wahr. Obwohl er noch nie eins gesehen hatte   – und auch nie geglaubt hatte, dass er je eins sehen würde   –, war ein Fehler ausgeschlossen. Chalkhill schluckte gequält. »Wie bist du daran gekommen?«
    »Das geht dich nichts an«, sagte Brimstone. Er ging hinein.
    Die Kammer war bleiverkleidet und auf dem Boden funkelten die Quarzintarsien. Schüsseln mit verfaulenden Innereien standen an den wichtigen Punkten im Raum. Dennoch zögerte Chalkhill. »Ist es hier sicher?«, rief er hinter Brimstone her.
    Der Mann ist ein Idiot, dachte Brimstone. Aber ein unentbehrlicher Idiot. »So sicher wie Häuser eben sind«, rief er zurück. Was hoffentlich stimmte, andernfalls wären sie

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