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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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und zum Glück war der Arm nicht allzu sehr angeschwollen.
    Die Wunde an seinem Bein war eine ganz andere Sache. Seine Hose war zerrissen und blutverschmiert, der Stoff klebte an seinem Bein. Er biss die Zähne zusammen und versuchte, ihn abzupulen, aber die Haut schien sich mit abzulösen, und der Schmerz war unglaublich. Schließlich schnallte er verzweifelt seinen Gürtel auf und schob vorsichtig die Hose nach unten, um einen Blick auf die Wunde zu werfen.
    Er wünschte, er hätte es nicht getan. Die Wunde an seinem Arm war ein Klauenhieb. Die Wunde an seinem Bein schien das Resultat eines Bisses zu sein. Sie war nach so kurzer Zeit schon dramatisch angeschwollen, die Haut dehnte sich und war verfärbt, während an der Stelle, wo er gebissen worden war, eine gelbliche, stinkende, eitrige Flüssigkeit austrat. Diese Wunde musste unbedingt medizinisch versorgt werden, und zwar bald. Er drückte vorsichtig auf die Haut und wurde von einem derart extremen Schmerz übermannt, dass er sich fast übergeben hätte.
    Henry zog die Hose wieder hoch und machte den Gürtel zu. Er konnte im Moment nichts tun, also blieb ihm nur die Möglichkeit, die Verletzungen zu ignorieren und sich zu konzentrieren auf   …
    Auf das Überleben.
    Wie überlebte man in einer Wüste?
    Henry kniff die Augen zu und versuchte sich an irgendetwas zu erinnern, das er über Überlebenstraining gelesen oder im Fernsehen gesehen hatte. Was würde der S.A.S. in einer solchen Situation tun? Seltsamerweise drangen tatsächlich ein paar Informationen aus den nebligen Winkeln seines Gedächtnisses durch. Suche Schutz vor der Sonne   … schone deine Kräfte   … bewege dich nur nachts weiter   … trink deinen eigenen Urin, wenn du kein Wasser finden kannst   …
    Er öffnete die Augen wieder. Endlos erstreckte sich die Wüste in alle Richtungen, öde und nackt. Kein Baum, kein Fels, kein Unterschlupf irgendwelcher Art. Wo konnte man Schutz suchen, wenn es nichts dergleichen gab? Aber sich nur nachts fortzubewegen war eine gute Idee. Nachts wäre es kühler. Er könnte, ohne so viel Energie zu verbrauchen, weiterkommen, und er würde weniger schwitzen, sodass er weniger Wasser bräuchte.
    Aber etwas Wasser brauchte er schon. Ohne Wasser wäre er in ein paar Tagen tot.
    Er begann darüber nachzudenken, wie es wäre, seine eigene Pisse zu trinken. Die Idee hörte sich eklig an, aber damit konnte er wahrscheinlich leben. Das Problem war   … das Problem war   …
    Das Problem war,
wie
?
    Er konnte nicht in eine Flasche pinkeln und dann daraus trinken, weil er keine Flasche hatte. Er konnte nicht in die Höhlung eines Felsens pinkeln, weil hier keine Felsen mehr waren. Er konnte nicht auf den Boden pinkeln: Der heiße Sand würde die kostbare Flüssigkeit innerhalb von Sekunden aufsaugen. Also wie   …?
    Im Sitzen beugte sich Henry vor und dachte über Winkel nach. Es war ein ziemlich bekloppter Gedanke, aber vielleicht könnte er es so gerade schaffen. Aber nur, wenn er einen starken Strahl hinkriegte   – ein Tröpfeln würde es nichtbringen. Er streckte sich wieder und beschloss, das Problem noch einmal aufzuschieben.
So
durstig war er noch nicht.
    Also, was sollte er jetzt tun? Sich ausruhen, bis die Nacht kam, und dann weiterlaufen? Das musste eigentlich das Vernünftigste sein, aber irgendetwas sagte ihm immer wieder, dass er das nicht tun sollte. Bis zum Einfall der Dämmerung waren es immer noch Stunden. Die Sonne schien heißer als alles, was er bislang erlebt hatte. Wenn er hier ohne Schutz vor ihr sitzen bliebe, wäre er bei Einbruch der Dunkelheit nur noch eine gebratene Mumie. Und wer weiß, was bis dahin mit seiner Wunde wäre? Vielleicht war es das Beste, jetzt weiterzulaufen, solange er noch etwas Energie hatte, und darauf zu hoffen, dass er in die richtige Richtung ging, darauf zu hoffen, dass er Hilfe fand, bevor es zu spät war.
    Darauf zu hoffen, dass er nicht starb.
    Mit größter Mühe rappelte er sich wieder hoch.

FÜNFUNDDREISSIG
    L ord Hairstreak sah sich in seinem schäbigen Büro um und fragte sich, wo sein Leben geblieben war. Der Verfall hatte nach dem kurzen Bürgerkrieg eingesetzt. Zu viele falsche Entscheidungen, zu viele Risiken. Aber vor allem der Zusammenbruch des Marktes. Dämonen als Diener waren eine Sache der Vergangenheit, seit seine Nichte Herrscherin von Hael geworden war. Kaum zu glauben, dass jemand so dumm sein konnte und die Sklaven befreien, aber genau das hatte Blue getan. Hatte sich eine beinahe

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