Elfenlord
er aussah wie ein wahnsinniger Kobold. Er hatte auch seine Haut gefärbt, was wahrscheinlich ein bisschen übertrieben war, obwohl seine natürliche orange Hautfarbe im Morgenlicht zugegeben ein wenig knallig wäre.
»Ich habe angenommen, dass wir uns auf den Weg machen, Madam«, erklärte ihr Kitterick.
»Deine Annahme war korrekt«, sagte Madame Cardui.
Er wartete, geduldig wie immer, auf sein Briefing. Kitterick war länger in ihrem Dienst, als sie denken konnte, und sah immer noch fast genauso aus wie an dem Tag, als sie ihn eingestellt hatte. Wie machten die Trinianer das? Sie schienen überhaupt nie zu altern – obwohl es immer hieß, dass sie plötzlich starben. Hätte sie einen plötzlichen Tod gewählt im Austausch für jugendliches Aussehen und Energie? Solch ein Handel war für sie jetzt nicht mehr zu haben. Nicht nur hatte sie ihr Aussehen eingebüßt – außer der Figur –, was sie vorhatte, barg außerdem das Risiko des plötzlichen Todes.
Madame Cardui blinzelte. Alan zu verlieren hatte sie angeschlagen. Sie konnte nur noch in der einen oder anderen Form an den Tod denken. Was für eine Energieverschwendung und Beeinträchtigung ihrer Konzentrationsfähigkeit! Sie musste sich zusammenreißen.
»Wir sollten keine Zeit verlieren«, sagte sie zu Kitterick.
»Nein, Madam«, stimmte Kitterick zu.
»Es ist wichtig, dass wir den Palast – und auch die Stadt – bei der nächstbesten Gelegenheit verlassen.«
»Ja, Madam.«
Sie holte tief Luft. »Aber es ist genauso wichtig, dass die Entdeckung unserer Flucht so lange wie möglich hinausgezögert wird.«
»Um uns einen größeren Vorsprung zu verschaffen, Madam?«
»Exakt, Kitterick. Ich habe unsere Wärter deshalb darüber informiert, dass ich an diesem Morgen kein Frühstück benötigen werde.«
»Sehr aufopferungsvoll, Madam.«
»Sie werden natürlich versuchen, uns ein Mittagessen zu servieren, aber dann werde ich, wenn alles gut geht, schon lange fort sein.«
Kitterick entging nichts. »Sie, Madam – nicht
wir
?«
»Ich, Kitterick. Ich erwarte, dass Sie hierbleiben, unsere Wärter verwirren und, wenn nötig, ein Ablenkungsmanöver erfinden.«
»Natürlich, Madam.« Er sah sie liebevoll an. »Soll ich für Sie die Wächter umbringen, Madam?«
»Nicht so etwas Brutales, Kitterick«, sagte Madame Cardui. Es war schon schlimm genug, dass sie der Kaiserin gegenüber ihr Wort brechen musste, da musste sie nicht auch noch Mord zu ihrem Sündenregister hinzufügen. Sie seufzte. »Du wirst eine Doppelgängerin in meiner Matratze vorfinden.«
Diesmal drückte Kittericks Blick unverhohlene Anbetung aus. Er ging zur Matratze, fuhr eine Kralle aus, um sie aufzuschlitzen, fummelte dann in ihr herum, bis er eine getrocknete Packung von der Größe eines Backsteins herausfischte. »Ich nehme an, das ist sie, Madam?«
Madame Cardui nickte. »Sie ist gefriergetrocknet, man muss nur Wasser hinzufügen.«
»Nachdem Sie fort sind, Madam?«
»Nein, ich denke, wir können sie jetzt aktivieren – nur um sicher zu sein. Du kannst die Karaffe auf dem Nachttisch nehmen.«
»Natürlich, Madam.« Kitterick legte den Backstein auf die Tagesdecke und begann, den Inhalt der Karaffe darüberzugießen. Es gab ein leicht zischendes Geräusch, als die Packung sich zu vergrößern begann.
Kitterick sprang zurück, als die Arme und Beine sich entfalteten, flach zuerst, sich dann aber in alle drei Dimensionen ausdehnend. Einen Augenblick später konnte man bereits einen Körper erkennen, der um sich schlug und sich wand. Noch einen weiteren Augenblick, und eine lebende, atmende Kopie von Madame Cardui lag auf dem Bett. Madame Cardui starrte auf das Ding hinunter. Es hatte ein Vermögen gekostet, aber sie musste zugeben, dass diese Investition jeden Cent wert gewesen war. Die Ähnlichkeit war fast unheimlich, bis hin zu jenem unglückseligen Leberfleck auf dem Hintern.
»Wie möchten Sie, dass ich sie ankleide?«, fragte Kitterick, der von der Nacktheit der Kreatur ganz und gar nicht verstört war.
»Ein schlichtes Nachthemd dürfte genügen«, sagte Madame Cardui. »Dann steck sie ins Bett. Wenn die Diener mit dem Mittagessen kommen, sag ihnen, dass ich unpässlich bin – mir sei unwohl. Du könntest vielleicht eine Andeutung wegen der Seuche machen.«
»Kaiserin Blue wird dann wahrscheinlich sofort eine medizinische Untersuchung anordnen«, sagte Kitterick.
»Meine Doppelgängerin kann das aushalten, solange sie nicht erwarten, dass sie
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