Elfenmeer – Der Korallenfürst: Eine Geschichte aus der Elvion-Reihe (German Edition)
plötzlich alle Worte weichen?“ Flosse wies mit dem Becher zu den Vorhängen , und erst jetzt bemerkte Koralle, dass es dahinter beunruhigend still geworden war.
Am Ende seiner Geduld, erhob er sich und riss den schweren Stoff zur Seite. Er war nicht überrascht, die beiden in inniger Umarmung wiederzufinden , und der Anblick sandte ihm stechenden Schmerz durch den Bauch. Für das hier gab Avree ein unsterbliches Leben auf? Was sollte daran so besonders sein? Natürlich war Koralle schon mit Frauen zusammen gewesen, doch die Jahrtausende hatten diese kurzweilige Unterhaltung immer weiter verblassen lassen, so dass er nichts mehr daran fand. Umso erstaunlicher erschien es ihm, dass ein Mann wie Avree sich wie ein hundertjähriger Jüngling benahm, für den die Freuden zwischen den Schenkeln einer F rau noch etwas Besonderes zu bieten hatte.
„Avree.“ Koralle wartete nicht darauf, dass die beiden sich voneinander lösten und seine Anwesenheit zur Kenntnis nahmen. Er wusste, der Feuerprinz hatte ihn gehört , und als Koralle sich wieder auf seinem Stuhl niederließ, kam Avree tatsächlich hinter den Vorhängen hervor. Gemeinsam mit Nayla.
„Was machen wir mit den Kristallen?“, fragte d er einstige Kapitän und lehnte sich an einen der schweren Holzpfeiler, die das obere Deck trugen. „Wieder vergraben?“
„Wie viele Löcher wollen wir noch in die Erde buddeln?“, mischte sich Nayla ein, als hätte sie hier unter den Kapitänen Mitspracherecht. „ Wann wollen wir endlich etwas gegen die Ursache unternehmen , anstatt immer nur auf die Frechheiten der Rinieler zu reagieren? Wir müssen an den Ursprung, herausfinden, wer die Schattenkristalle abbaut und wieso. “
Avree legte seinen Arm um die Menschenfrau und grinste auf Koralle hinab. „Sie ist ein verdammt schlaues Mädchen, nicht?“ Er küsste sie auf den Scheitel. „ Meine Nayla, sie denkt in so menschlichen Dimensionen, als hätten wir nicht alle Zeit der Welt, um herauszufinden, was los ist.“ Er hielt inne , und seine Stirn zog sich in Falten. „Oh.“
Koralle ließ seinen Blick auf den beiden ruhen , und es war nicht schwer zu erkennen, dass Avree gerade klargeworden war, dass er eben nicht mehr alle Zeit der Welt hatte und anfangen musste, wie ein Mensch zu denken. Koralle und seine Piraten waren träge geworden, denn Zeit hatten sie wahrlich ausreichend, doch das galt nicht mehr für Avree. Nayla schien sich ebenfalls unwohl zu fühlen und wich seinem Blick aus.
„Menschlich hin oder her“, brach Flosse das drückende Schweigen. „ Das Mädchen zu verstehen ist nicht schwer. Der Feind segelt unter der Flagge der Königin , und darin sehe ich nur einen Sinn: Etwas Großes tut sich vor uns auf, nicht nur ein Rinieler Warenkauf. Ein Zufall kann es nicht mehr sein, stimmen wir darin überein?“
Koralle nickte. So schwer es ihm fiel, er musste sich eingestehen, dass die Zeit der Tatenlosigkeit vorüber war. Er konnte nicht ein Schiff nach dem anderen kapern, so wie er es mit den Sklavenschiffen tat, um Menschen zu befreien. Ein Kampf gegen Riniel war das eine, aber wenn jetzt tatsächlich die Königin daran beteiligt war, musste er den Grund finden. Es genügte nicht, die Kristalle an sich zu bringen und zu verstecken , denn offensichtlich führte diese Maßnahme nicht zum Erfolg. Der Handel mit Schattenkristallen war nicht eingestellt worden – im Gegenteil: Er nahm noch zu , und das bedeutete wiederum, dass die Königin etwas Größeres plante als etwaige Kristallreserven in den Handel zu bringen. Die Geheimnistuerei der Feinde bewies, dass es sich hierbei um etwas Bedrohliches handelt e , und so war es Zeit, aus der Apathie zu erwachen. Denn Nayla hatte r echt, so sehr ihm dies auch missfiel: Sie mussten jetzt handeln, wollten sie noch etwas ausrichten. Vielleicht wusste die K önigin noch nicht einmal, welch gefährliche Fracht in ihrem Namen verschifft wurde. Vielleicht war das nur eine neuerliche Skrupellosigkeit des Rinieler Fürsten. Dies galt es herauszufinden.
„Wir verfassen einen Brief an die Königin“, unterbrach er d ie Überlegungen der anderen Anwesenden. Alle wandten sich ihm zu , und Flosse zwirbelte seinen roten Bart um einen Finger.
„ Und was soll stehen in diesem Schreiben? Dass wir bei ihrem Handeln ratlos bleiben ? Dass wir sie um Aufklärung fragen ? Auf dass wir noch mehr von ihren Schiffen auf den Grund des Meeres jagen?“
„Koralle hat r echt“, ließ sich erneut Nayla vernehmen. „Die Königin ist
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