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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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aufhören, auch wenn sie im Moment noch nicht dazu fähig war, seine Tat zu vergessen.
    »Ich muss nachdenken.« Sie knüllte den Brief in ihrer Hand zusammen und wandte sich ab, um von ihm davonzuhinken.

    *
    Das Schimpfen der Menge rollte wie eine Flut des Hasses vom Palast zum Hafen herunter. Überall blickten die Leute aus ihren Fenstern auf den Verräter hinab, der vom Gefängnis in der Ringmauer zu seiner Hinrichtung gebracht wurde. Schon lange bevor die ersten Lanzen in der Gasse zur höher gelegenen Hauptstraße in Sicht kamen, hörte Marinel das wütende Tosenin der Stadt. Doch all das war nichts im Vergleich zu dem Trubel, der losbrach, als die Gardisten auf den Platz traten, in deren Mitte der Verurteilte. Elfen und Menschen riefen aus den Fenstern ihrer schäbigen Häuser, hatten sich auf den Dächern versammelt oder suchten einen schattigen Zuschauerplatz unter den Tuchbahnen der Händler. Schon jetzt hing der Gestank nach Tod in der Luft, der Fischerhafen war der wohl schmutzigste und heruntergekommenste Ort, den Marinel je in ihrem Leben gesehen hatte – kein Vergleich zu dem prächtigen Hafen, in dem die königliche Flotte ankerte.
    Marinel stand eingezwängt zwischen anderen auf einem etwas höher gelegenen Steg, einen Schritt unter ihr ein Meer aus Köpfen und vor ihr das Schafott. Sie konnte Arn inmitten der Soldaten nicht ausmachen, nur hin und wieder blitzte goldenes Haar auf.
    »Jetzt wird dir der Hals schön langgezogen, Pirat!«, erscholl es aus der Menge. Leute spuckten und fluchten, und plötzlich entstand so ein Gedränge, als alle versuchten, den Verurteilten zu berühren, zu schlagen und anzugreifen, dass die Gardisten ins Straucheln gerieten. Sie waren gezwungen, ihre Lanzen einzusetzen, Schreie übertönten die Hasstiraden, als Schaulustige ohne Rücksicht zurückgedrängt wurden. Und dann setzte sich die Gardistentruppe wieder in Bewegung, sie näherten sich dem Schafott.
    »Baumeln sollst du, du elende Missgeburt! Verrecke!«
    »Auf dass du in ein ärmliches Leben voller Leid geboren wirst, Mörder!«
    »Die Sterne wirst du nie erreichen, Halbblut!«
    Marinel schloss die Augen, und ihr Körper bewegte sich ein paar Momente lang im Einklang mit der Menge, wiegte sich hin und her, als wäre er Teil eines Ganzen geworden. Doch sie durfte jetzt nicht verzagen, musste durchhalten.
    Ihr Blick glitt zum Henker auf dem Schafott, der sein Antlitz mit einem schwarzen Tuch verhüllt hatte, einzig durch zwei Schlitze war es ihm möglich zu sehen. Dann blickte sie zurück zum leuchtenden Rot der Gardistenuniformen, und schließlich erkannte sie Arn. Die Soldaten lösten ihre enge Formation, und da Arn fast über alle hinwegragte, erkannte sie sein blasses Antlitz. Zwei Männer hielten ihn jeder an einem Arm fest und zogen ihn die Stufen zum Podest hinauf, auf dem der Galgen auf ihn wartete. Arn hielt sich halbwegs aufrecht, setzte einen Schritt vor den anderen, während sein Blick über die Menge schweifte.
    Ein freundliches Gesicht in der Menge …
    Marinel stellte sich auf die Zehenspitzen, auch wenn ihr Knie dann schmerzte, doch andere rissen die Arme in die Höhe, stießen Fäuste in die Luft, und selbst ein Ruf hätte nichts genützt, da die Beschimpfungen einfach zu laut waren. Zwischen den Schultern zweier Elfen hindurch sah sie, wie Arn unter den Galgen geführt wurde, in derselben Kleidung, die er am Vortag getragen hatte, nur wirkte sie nach einer Nacht im Verlies nicht mehr ganz so fein. Direkt über der Falltür blieb er stehen, die Hände am Rücken gefesselt. Ein Elf in dunkler Robe trat vor und verlas noch einmal mit donnernder Stimme den Urteilsspruch. Dies war der einzige Moment, in dem die Zuschauer ihre Rufe einstellten, doch sobald der Henker sich Arn näherte, fuhren sie mit ihren Beschimpfungen fort.
    Jeden Moment würde es so weit sein, der Henker griff nach der Schlaufe. Marinel spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte, Trommelklänge ertönten, und einen Moment lang wusste sie nicht, ob das Geräusch Wirklichkeit war oder nur ein Nachhall des Donnerns in ihrer Brust.
    Freudenrufe erschollen, und Marinel hatte das Gefühl, inmittenall dieser Körper zu ersticken. Voller Panik sah sie sich um, drehte den Kopf in alle Richtungen und erkannte schließlich ein umgedrehtes Boot auf dem Steg. Andere standen bereits darauf, um eine bessere Sicht zu haben, doch Marinel fackelte nicht lange. Mit Ellbogen und Tritten kämpfte sie sich den Weg zur anderen Seite des Stegs frei

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