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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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und kletterte auf das Boot. Als sie sich aufrichtete, sah sie, dass Arn gerade die Schlinge um den Hals gelegt wurde. Sein Blick wirkte gehetzt, unstet flogen seine Augen über die feindseligen Leute, und schließlich sah er in ihre Richtung. Marinel erstarrte und vergaß all die anderen Leute um sie herum. Als er sie erkannte und ihr direkt in die Augen blickte, wurde alles ganz ruhig. Sie konnte richtiggehend zusehen, wie die Anspannung aus seinem Körper wich und er losließ. Für einen Moment existierten nur sie beide, seine warmen Augen, von jeglicher Angst befreit, und sie. Alles, was er getan hatte, zählte nicht mehr, nicht jetzt. Dies war sein letzter Augenblick in diesem Leben, und Marinel versuchte, ihm stumm ihre Erinnerungen zu zeigen, ihm allein mit ihren Augen zu offenbaren, wie er sie bei ihrem gemeinsamen Tanz gehalten hatte, wie er sie betrachtet hatte, während Esteraz sie über die Pläne der Königin unterrichtet hatte, wie sie ihm bei ihrer ersten Begegnung das Schwert auf die Brust gesetzt hatte …
    Sie bemühte sich zu lächeln. Ein freundliches Gesicht in der Menge. Die Beschimpfungen drangen nicht mehr bis zu ihr durch. Sie nickte ihm zu, und auch seine Züge entspannten sich, seine Lippen formten ebenfalls ein leises Lächeln. Er hielt ihren Blick gefangen, schien nur noch sie zu sehen.
    Ein Knall wie ein Kanonenschuss ließ sie zusammenzucken, auch wenn er bestimmt nur ihr in ihrer Entrücktheit derart laut vorkam. Die Falltür flog auf, und Marinel presste die Augen zusammen. Es war nur ein winziger Moment, ehe sichihre Lider schlossen, in dem sie sah, dass der Henker das Seil nicht festhielt, um Arn langsam hinabgleiten zu lassen. Nein, er ließ ihn fallen, und in dem Moment, in dem sein Genick brach, erscholl der gemeinsame Aufschrei der Menge.
    Marinel rang um Atem, der Druck in ihrer Brust löste sich in einem stummen Schrei. Sie presste sich die Hand auf den Bauch und krümmte sich zusammen. Arn war tot, es war vorbei. Ein Mann, der eben noch geatmet hatte, war nun fort, für immer. Alles um sie herum begann sich zu drehen, während die Menge nach vorn drängte, mit der Absicht, den Toten zu berühren. Sie konnte sich nicht mehr halten, ihr Körper schien zu zerfließen, und ohne es richtig zu begreifen, sank sie vom Boot.
    Arme fingen sie auf, und unbewusst nahm sie wahr, wie sich ein Arm unter ihre Kniekehlen schob und sie hochgehoben wurde. Im nächsten Moment lag sie an einer gepanzerten Brust. Masken der Genugtuung und Freude zogen an ihr vorbei, ein Rauschen toste durch ihre Ohren, und nach einer Ewigkeit in diesem Albtraum hörte das Schwanken auf. Das schrille Kreischen von Seevögeln durchbrach das Gewirr ihrer hohlen Gedanken, frischere Luft strich über ihr Gesicht, salziger Seewind, ein angenehmeres Rauschen drang nun an ihre Ohren.
    Sie wurde abgesetzt, ihre Beine baumelten über einer Steinmauer, unter ihr lag weißer Sand, und als Marinel den Blick hob, erkannte sie ein paar Schiffe weit draußen auf dem Meer.
    »Es sollte mich nicht so treffen«, hörte sie sich sagen. Die Gestalt ließ sich neben ihr auf der Mauer nieder, hinter ihnen war dumpf das Treiben im königlichen Hafen zu hören. »Er war ein Verbrecher, er hatte es verdient.«
    Stille, einzig die beruhigende Geräuschkulisse des Lebens.Schließlich ein Räuspern. »Es ging schnell. Der Henker hielt sein Wort.«
    Marinel nickte. Sie wusste, dass es Valuar war, der gesprochen hatte, sie hatte die ganze Zeit gewusst, dass er es war – wenn auch nur in ihrem Unterbewusstsein. Seine Stimme zu hören, holte sie ein Stück weit zurück in die Realität.
    Ihr Blick haftete am Horizont, die Sonne blendete sie und schien ihr direkt ins Gesicht, aber nachdem sie gerade dem Tod begegnet war, hatte sie gegen den Beweis des Lebens nichts einzuwenden.
    Sie wusste nicht, wie lange sie schweigend dasaßen, während das Licht fahler wurde und sich die Sonne zu ihrer Linken davonstahl. Niemand behelligte sie, und Marinel war dankbar dafür. Zu viele Gedanken strömten ihr durch den Kopf, ihr ganzes Leben schien vor ihrem geistigen Auge abzulaufen. Ihre Zeit als Stallmädchen, ihre Freundschaft zu Elrohir und ihr Streben nach dem Rittertum. Der Wiedervereinigungskrieg und Angriff der Nebelpriester, ihre Kameradschaft mit Valuar, die Abschlussprüfung, die Entführung der Königin … all das schien schon jetzt so weit weg. Arn war fort, für immer aus dem Leben gerissen, und anders als so manche Schaulustige hoffte Marinel,

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