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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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entfuhr ihr, als sie den Ritter erkannte, der unter ihr im Herzen des Orkans hing und von den heftigen Böen hin und her gerissen wurde. Mit festem Griff hielt er ihre Hand umklammert, und Marinel wusste nicht, ob er nach ihr oder sie nach ihm gegriffen hatte. Doch jetzt hielten sie einander fest.
    »Marinel«, keuchte er und sah mit seinen dunklen Augen zu ihr hoch. Sein weißgoldenes Haar wirbelte wild um sein Gesicht, und sein Umhang zerrte an ihm. »Marinel.« Seine Lippen formten ihren Namen, und Angst stand in seinem Blick, ein stummes Flehen.
    Marinel blickte auf ihre verschränkten Hände. Seine langen Finger, die sich an den ihr verbliebenen dreien festhielten. Er hatte sie fallen lassen, seine Finger hatten sich einfach geöffnet.
    Marinel biss die Zähne zusammen. Sie spürte immer noch die Magie, aber sie wusste nicht, wie lange sie diese noch aufrechterhaltenkonnte. Irgendwann würden sie abstürzen, und Marinel konnte nur hoffen, dass sie genug Kontrolle über diese neue Macht hatte, um eine sanfte Landung zu ermöglichen. Doch Valuar trug seine Rüstung. Er würde ertrinken. Wenn sie ihn jetzt nicht festhielt …
    Die Erinnerung an den Gletscher traf sie mit einem schmerzhaften Stechen in der Brust. Sie starrte auf Valuar hinab, in dessen Augen das Wissen um seine Tat stand.
    »Marinel«, flüsterte er, und erneut riss der Wind ihm das Wort direkt vom Mund, und sie konnte es ihm nur ablesen.
    Ihr Herz raste, das Blut in ihren Adern schien sich abzukühlen, bis es gefror, und die Magie trug sie immer höher, strömte haltlos aus ihr heraus. Sie hatte die Macht. Sie hatte die Macht, alles zu tun.
    Unbewegt blickte sie ihm in die Augen, erinnerte sich an all die gemeinsamen Momente ihrer Ausbildung. An seine Fürsorge während der Prüfung. Er hatte sich stets um sie gekümmert, hatte sie mit zärtlichen Blicken bedacht, ihr Überleben gesichert und … sie fallen lassen.
    Er wusste es, und in diesem Moment war ihm klar, dass sie es ebenso wusste. Er begriff, dass sie nur loslassen musste, um sich zu rächen – für ihre verkrüppelte Hand, ihr verletztes Knie, ihren verlorenen Traum. Er hatte es verdient, mitsamt seiner Silberrüstung in den Tiefen des Meeres zu versinken. Er hatte die Dunkelheit verdient.
    Ein Zittern fuhr durch Marinels Körper, und sie spürte, wie ihre Glieder schwächer wurden. Lange könnte sie den Orkan nicht mehr mit ihrer Magie nähren. Sie musste sich auf eine sanfte Landung vorbereiten.
    Stöhnend griff sie mit der Linken hinab und umschloss Valuars Handgelenk. Ungläubig starrte er sie an. Er blickte auf ihre Hand, die ihn festhielt, und dann wieder in ihre Augen.Erleichterung und Schmerz spiegelten sich in seinem Gesicht, doch Marinel hatte keine Zeit, sich damit zu beschäftigen. Mit aller Kraft zog sie ihn zu sich herauf, hielt ihn fest und drückte ihn an sich, um nicht zu riskieren, dass er doch noch fiel. Gemeinsam richteten sie sich auf und standen einander gegenüber. Eine Nähe, die sie verwirrte und erschütterte, denn am liebsten hätte sie ihn von sich gestoßen. Doch ihre Gefühle zählten in diesem Moment nicht. Ohne zu ihm aufzusehen, begann sie, die Riemen seiner Rüstung zu lösen, was ihr nicht leichtfiel, denn die Böen rissen an ihnen beiden. Valuar hielt sich an ihr fest, und schließlich gelang es ihr, ihn von den Brust- und Rückenplatten mitsamt den Schulterverlängerungen sowie von den Arm- und Beinschienen und den Handschuhen zu befreien. Die Silberrüstung wurde davongerissen, und einzig sein Schwert war Marinel nicht bereit aufzugeben. Sie legte es ihm wieder um und hoffte, dass er notfalls damit schwimmen könnte. Sie selbst trug keine Rüstung, denn sie war Esteraz’ Rat gefolgt und hatte eine leichte Bekleidung gewählt.
    Marinel blickte hoch. Valuar stand ihr nun in seinem mitternachtsblauen Hemd über dem Wirbelsturm gegenüber, seine Hände waren in ihrem unteren Rücken verschränkt, als tanzten sie. Gemeinsam schwebten sie im wolkenlosen Himmel, und er sah ihr in die Augen. Dunkle Seen, die so tief waren, dass sie darin untergehen könnte. So ehrlich und ohne Arglist. Wieso hatte diese Härte darin gelegen? Damals, in jenem Moment, da er … Es war so leicht, in seinem Gesicht zu lesen, und so war ihr damals die Veränderung in seinem Blick sofort aufgefallen. Wieso nur? Wieso hatte er ihr das angetan?
    »Marinel?«
    Marinel atmete tief ein und presste die Lippen aufeinander. Sie durfte nicht nachdenken, musste sich einzig auf die

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