Elfenstern
bot, und saß dösend die Zeit
ab, wenn es ihm einmal nicht gelungen
war zu entwischen. Aleatha, die sich schon früh ihrer Macht
bewußt war,
lächelte bezaubernd, schmiegte sich in den Schoß der
Gouvernante und lernte
nur, ihren eigenen Namen zu schreiben.
Nach dem Tod der Mutter behielt der Vater die
Gouvernante weiter im Dienst. Erst Calandra entließ die Frau,
um Geld zu
sparen, und das war das Ende der intellektuellen Periode im Hause
Quindiniar.
Nein, ich fürchte, Mutter wäre nicht
erfreut,
uns zu sehen, grübelte Paithan, von einem vagen
Schuldgefühl gepeinigt. Als ihm
klar wurde, wohin seine Gedanken gingen, lachte er verlegen und
schüttelte den
Kopf. Ich werde noch verrückt wie der arme alte Senior, wenn
ich nicht damit
aufhöre.
Um auf andere Gedanken zu kommen und die trübe
Stimmung abzuschütteln, schwang Paithan sich an dem Horn des
Leittyros hinauf
und begann einen Schwatz mit seinem Vorarbeiter und
Karawanenführer – ein Elf
mit Verstand und Welterfahrung. Erst zur Sorgenzeit in dieser Nacht,
dem ersten
Zyklus nach der Regenstunde, mußte Paithan wieder an Zifnab
denken und die
Prophezeiung, aber nur kurz, dann war er eingeschlafen.
Die Reise nach Estport, dem Fährhafen, verlief
ohne Zwischenfall, und Paithan vergaß die Prophezeiung
vollkommen. Das Vergnügen,
unterwegs zu sein, das berauschende Gefühl der Freiheit nach
der bedrückenden
Atmosphäre zu Hause versetzten den Elf in eine gehobene
Stimmung. Nach ein paar
Zyklen auf der Straße war er imstande, herrlich über
den alten Mann und seine
krausen Ideen zu lachen, und er unterhielt Quintin mit Anekdoten
über Zifnab.
Als sie schließlich den Kithni-Golf erreichten, konnte
Paithan es kaum glauben.
Es schien viel zu schnell gegangen zu sein.
Der Kithni-Golf ist ein Meeresarm, der die
Grenze zwischen Thillia und Equilan bildet. Hier gab es die erste
Verzögerung.
Eine der beiden Fähren war ausgefallen, und die zweite
vermochte den Andrang
nicht zu bewältigen. Eine große Anzahl Karawanen
wartete am Moosufer darauf,
überzusetzen.
Paithan schickte seinen Vorarbeiter los, um in
Erfahrung zu bringen, wie lange sie würden warten
müssen. Quintin kehrte mit
einer Nummer zurück, die ihren Platz in der Warteschlange
bezeichnete, und dem
Bescheid, daß sie frühestens irgendwann am folgenden
Zyklus an die Reihe kämen.
Paithan zuckte die Schultern. Er hatte keine
besondere Eile, und es sah aus, als machten die Leute das Beste aus
einer
mißlichen Situation. Der Anlegeplatz ähnelte einer
Zeltstadt. Die Händler
schlenderten herum, statteten sich gegenseitig Besuche ab, tauschten
Neuigkeiten aus und besprachen die aktuelle Marktlage. Nachdem Paithan
veranlaßt hatte, daß seine Sklaven etwas zu essen
und einen Schlafplatz
bekamen, überließ
er die sichere Unterbringung der Ladung sowie
alles weitere den fähigen Händen seines Vorarbeiters
und ging weg, um sich dem
geselligen Treiben anzuschließen.
Ein geschäftstüchtiger Elfenfarmer, der von
der
Verzögerung im Fährbetrieb erfahren hatte, lud einige
Fässer hausgemachten
Vingins auf einen Wagen, packte sie in Eis 17 und fuhr zur Anlegestelle, wo er nicht lange auf Kundschaft zu warten
brauchte.
Vingin ist ein starkes Getränk aus gepreßten
Trauben, versetzt mit einem Gebräu
aus vergorenen Tohahs. Der feurige Geschmack erfreut sich bei Elfen und
Menschen großer Beliebtheit. Paithan hatte ein besonderes
Faible dafür, und als
er sah, wie sich immer mehr Händler und
Karawanenführer mit durstigen Kehlen um
den Wagen sammelten, gesellte er sich hinzu.
Etliche alte Freunde Paithans befanden sich in
der Menge, und der junge Elf wurde mit großem Hallo
begrüßt. In dieser Branche
lernt mit der Zeit jeder jeden kennen, und es kommt nicht selten vor,
daß man
sich unterwegs zusammenschließt, der
größeren Sicherheit und der Gesellschaft
wegen. Menschen wie Elfen machten Paithan Platz, und ein
kühler, schäumender
Krug wurde ihm in die Hand gedrückt.
»Pundar, Ulaka, Gregor – schön,
euch
wiederzusehen!« Der Elf begrüßte gute
Freunde und wurde denen vorgestellt, die
er noch nicht kannte. Nachdem er sich auf eine Kiste neben Gregor
gesetzt hatte
– ein großer, rothaariger Mensch mit einem
stachligen Bart – trank Paithan
einen Schluck Vingin und gönnte sich einen Moment der
Dankbarkeit, daß Calandra
ihn nicht sehen konnte.
Es folgten einige höfliche Fragen über seine
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