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Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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hatte Paithan versucht, seiner Schwester
vor Augen zu führen, daß ihre Vorurteile unlogisch
waren – einerseits gestand
sie den Menschen beachtliche Schläue und einen bemerkenswerten
Intellekt zu,
während sie andererseits behauptete, sie seien wenig besser
als Tiere.
    »Die Menschen sind gar nicht so verschieden von
uns, Callie«, hatte Paithan bei dieser denkwürdigen
Gelegenheit geäußert.
    Es blieb bei dem einmaligen Versuch. Calandra
war über seine liberalen Ansichten dermaßen
bestürzt gewesen, daß sie ernsthaft
erwogen hatte, ihm weitere Reisen in die Menschenländer zu
verbieten. Die
entsetzliche Drohung, zu Hause bleiben zu müssen, hatte
ausgereicht, um ihn von
jeden weiteren Bekehrungsversuchen abzuhalten.
    Die erste Etappe war leicht zu bewältigen. Das
einzige Hindernis, mit dem sie rechnen mußten, war der
Kithni-Golf, die große Wasserfläche
zwischen dem Land der Elfen und dem Land der Menschen, und der lag weit
im
Vars. Paithan gewöhnte sich wieder an das Wanderleben,
genoß die Bewegung, die
neuen Eindrücke und das Gefühl, wieder sein eigener
Herr zu sein. Die Sonne
durchdrang das Laubdach mit einem ständigen Wechsel flirrender
Grünschattierungen, der Duft von Myriaden Blumen
erfüllte die Luft, und
gelegentliche Regenschauer boten angenehme Kühlung nach einem
langen Marsch in
der Hitze. Manchmal hörte er ein Huschen oder Gleiten neben
dem Pfad, doch er
schenkte den wilden Tieren des Dschungels wenig Beachtung. Nachdem er
einem
Drachen gegenübergestanden hatte, fand Paithan, daß
ihn so gut wie nichts mehr
erschüttern konnte. Doch ausgerechnet während dieser
ruhigen, ereignislosen Zeit
begannen die Worte des Magiers in seinem Kopf zu summen.
    Du wirst das Unheil über uns bringen!
    Paithan erinnerte sich, daß ihm als kleinem
Jungen eines Tages eine Biene ins Ohr geflogen war. Das aufgeregte
Summen des
Insekts hatte ihn beinahe zum Wahnsinn getrieben, bis es seiner Mutter
schließlich gelungen war, es zu entfernen. Wie jene Biene
damals hatte sich
jetzt Zifnabs Prophezeiung in seinen Gedanken festgesetzt und
ließ sich nicht
vertreiben.
    Er versuchte, das unbehagliche Gefühl mit einem
Lachen und einem Schulterzucken abzutun. Immerhin war der alte Knabe
total
übergeschnappt. Kaum glaubte er, sich selbst
überzeugt zu haben, sah Paithan
wieder die Augen des Zauberers vor sich – schlau, wissend und
unbeschreiblich
traurig. Es war die Traurigkeit, die den Elf beunruhigte und ihm einen
Schauer
über den Rücken jagte. Erinnerungen an seine Mutter
tauchten auf, und Paithan
fiel ein, daß der alte Mann gesagt hatte, seine Mutter wollte
die Kinder
wiedersehen.
    Der Gedanke erfüllte den Elf mit einem
Gefühl,
das teils freudig war, teils reuevoll und unbehaglich. Was
wäre, wenn sein
Vater recht hatte? Was wäre, wenn es tatsächlich
soweit kam, daß Paithan nach
all diesen Jahren wieder seiner Mutter gegenüberstand? Er
stieß einen leisen
Pfiff aus und schüttelte den Kopf.
    »Tut mir leid, Mama. Vermutlich wärst du
nicht
sehr erfreut.«
    Seine Mutter hatte nach Bildung gestrebt, für
ihn und alle ihre Kinder. Elithenia war eine Fabrikzauberin gewesen,
als
Lenthan sie erblickte und sein Herz an sie verlor. Unbestritten eine
der
schönsten Frauen von Equilan, hatte Elithenia sich in
Adelskreisen stets fehl
am Platze gefühlt, eine Haltung, die Lenthan nie zu begreifen
vermochte.
    »Deine Kleider sind schöner, mein Herz.
Deine
Juwelen sind kostbarer. Was haben diese hochwohlgeborenen Herrschaften,
das sie
über die Quindiniars stellt? Sage es mir, und ich gehe noch
heute hin und kaufe
es!«
    »Was sie haben, kannst du nicht kaufen«,
hatte
seine Frau ihm betrübt geantwortet.
    »Was denn nur?«
    »Sie haben Wissen.«
    Und Elithenia hatte beschlossen, daß auch ihre
Kinder Wissen haben sollten.
    Zu diesem Zweck engagierte sie eine Gouvernante,
die ihren Kindern eine Erziehung angedeihen lassen sollte, wie sie
eigentlich
nur die Angehörigen des Adels genossen. Leider erlebte
Elithenia eine Enttäuschung.
Calandra wußte schon in jungen Jahren, was sie vom Leben
erwartete, und nahm
von der Gouvernante nur das an, was ihr brauchbar erschien und sie in
die Lage
versetzte, mit Menschen und Zahlen umzugehen. Paithan wußte
nicht, was er
wollte, doch wußte er um so genauer, was er nicht wollte
– langweilige
Stunden im Schulzimmer. Er entfloh der Gouvernante, wann immer sich die
Möglichkeit

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