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Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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antwortete
Roland.
»Schließlich kennen Rega und ich uns hier
aus.«
    »Es ist nur, weil ich noch nie von
Felsformationen so weit oben gehört habe.«
    »Aber so weit oben sind wir gar nicht mehr.
Denkt an die vielen ähnlichen Hänge, die wir
hinuntergeklettert sind.«
    »Nun, jedenfalls führt es zu nichts, wenn
wir
hier herumstehen und nichts unternehmen!« warf Rega ein. Sie
hatte die Hände in
die Hüften gestützt. »Wir haben den
Liefertermin ohnehin schon um einige Zyklen
überschritten, und ihr könnt euch drauf verlassen
– Schwarzbart wird versuchen,
den Preis zu drücken. Also – ich werde zuerst gehen,
wenn Ihr Angst habt, Elfi«
    »Ich gehe«, konterte Paithan.
»Ich bin leichter
als Ihr, und wenn der Vorsprung brüchig sein sollte, kann ich
…«
    »Leichter als ich! Soll das heißen, ich
bin zu
…« »Ihr geht beide«, meldete
Roland sich begütigend zu Wort. »Ich werde Euch
und Rega bis zu dem Vorsprung abseilen, Quin, dann könnt Ihr
Rega das letzte
Stück bis zum Boden hinablassen. Anschließend nehmt
Ihr die Körbe in Empfang
und gebt sie weiter an meine Schwes … äh
… meine Frau.«
    »Sieh mal, Roland, ich finde, der Elf sollte
hier oben bleiben und dich und mich …«
    »Ja, Redleaf, das scheint mir eine viel bessere
Lösung zu sein!«
    »Unsinn!« Roland war sehr zufrieden mit
seiner
eigenen Gerissenheit; neue Intrigen, um das widerspenstige Liebespaar
zu
verkuppeln, schwirrten ihm durch den Kopf. »Ich bin hier
derjenige mit den Muskeln,
und bis zu dem Felsen da unten ist es ein gutes Stück am Seil.
Irgendwelche
Einwände?«
    Paithan betrachtete das männliche Exemplar der
Spezies Mensch, musterte das kantige, hübsche Gesicht,
begutachtete den
imponierenden Bizeps und schüttelte den Kopf. Rega schenkte
ihrem Bruder keinen
Blick. Sie biß sich auf die Lippen, verschränkte die
Arme und starrte in die
schwarzen Schatten am Boden der Schlucht.
    Paithan befestigte das Seil an einem Ast,
schlang sich das andere Ende um den Leib und hatte sich über
den Rand
geschwungen, kaum daß Roland zur Stelle war, um ihn zu
sichern. Er stemmte die
Füße gegen die Steilwand und ließ sich
mühelos Stück für Stück tiefer
hinab.
    Plötzlich wurde das Seil schlaff.
    »Alles klar!« tönte es von unten
herauf. »Ich
bin angekommen!« Einen Augenblick Stille, dann hallte
Paithans Stimme aus der
Tiefe. »Das ist kein Fels! Es ist ein verdammter
Pilz!«
    »Ein was?« Roland beugte sich so weit vor
wie
möglich.
    »Ein Pilz! Und was für einer!«
    Roland bemerkte den vorwurfsvollen Blick seiner
Schwester und zuckte die Schultern. »Woher sollte ich das
wissen?«
    »Ich denke, er ist trotzdem stabil genug«,
rief
Paithan nach einer kurzen Pause.
    »Mehr wollte ich nicht wissen«, meinte
Roland
heiter. »Also gut, Schwesterlein …«
    »Hör auf, mich so zu nennen! Das ist heute
    schon das zweite Mal. Was hast du vor!«
    »Nichts. Tut mir leid. Ich hab’ eben den
Kopf
voll. Los jetzt.«
    Rega wickelte sich das Seil zweimal um die
Hüften, zögerte aber noch. Sie blieb stehen, starrte
in das Urwalddickicht und
rieb sich fröstelnd die Arme. »Ich hab’s
satt.«
    »Das sagst du ständig, und
allmählich wird’s
langweilig. Mir gefällt es hier auch nicht. Aber je eher es
vorbei ist, desto
schneller ist’s zu Ende, wie das Sprichwort sagt. Nun
hopp!«
    »Nein, es ist nicht nur die Dunkelheit da unten.
Es ist noch etwas anderes. Irgendwas stimmt nicht. Kannst du es nicht
fühlen?
Es ist zu … zu still.«
    Roland stutzte, hob den Kopf und lauschte. Er
und seine Schwester hatten gemeinsam schwere Zeiten durchlebt. Seit sie
denken
konnten, standen sie allein in einer feindlichen Welt und hatten
gelernt, nur
auf sich selbst und einander zu vertrauen. Rega besaß einen
intuitiven, beinahe
animalischen Instinkt für Menschen und die Natur. Die wenigen
Male, die Roland
den Rat oder die Warnung seiner Schwester in den Wind geschlagen hatte,
war es
ihn teuer zu stehen gekommen. Er war ein erfahrener
Waldläufer, und jetzt,
nachdem sie ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, fiel auch ihm die
ungewöhnliche Stille auf.
    »Vielleicht ist es in dieser Tiefe immer so
still«, meinte er. »Hier unten regt sich ja kein
Lüftchen. Wir sind eben daran
gewöhnt, daß der Wind in den Blättern
raschelt.«
    »Das ist es nicht allein. Mindestens seit einem
Zyklus habe ich kein Tier mehr gesehen oder gehört. Nicht
einmal nachts.

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