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Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Rücken
gekrümmt und die Arme um
die angezogenen Knie geschlungen. Er sah ihr Profil, und bei dem
finsteren,
aggressiven Ausdruck ihres Gesichts konnte er sich fast ausmalen, wie
ihr am
ganzen Leib die Stacheln zu Berge standen. Ihr
›Liebhaber‹ stand weit von ihr
entfernt am anderen Rand der Schluchtkante. Roland wunderte sich
über die
merkwürdig vorgebeugte Haltung des Elfs, als schmerzte ihn ein
edler Körperteil.
    »Das ist die verdammt komischste Art, eine
Liebesaffäre anzuleiern, die ich je erlebt habe«,
knurrte Roland vor sich hin.
»Muß ich dem Burschen etwa ein Bild malen?
Vielleicht werden kleine Elfen ja
tatsächlich bei Nacht unter der Türe durchgeschoben!
Oder vielleicht bildet er sich das ein. Wir werden ein kleines Gespräch von
Mann zu Mann führen
müssen, wie’s scheint.«
    »He«, rief er laut und stapfte
möglichst
geräuschvoll durch die Büsche, »ich habe
eine Stelle gefunden, wo ein
Felsvorsprung aus dem Moos ragt. Bis dahin können wir die
Körbe abseilen und
sie dann hinunterwerfen. Was ist passiert?« fügte er
an Paithan gewandt hinzu,
der sich vornübergebeugt und mit vorsichtigen Schritten
näherte.
    »Er ist gefallen«, erklärte Rega.
    »Tatsächlich?« Roland betrachtete
seine
Schwester mit gelindem Mißtrauen. Rega hatte sich nicht
ausdrücklich geweigert,
den Elf zu verführen, doch wenn er es recht bedachte, hatte
sie auch nicht
ausdrücklich zugestimmt. Er hielt es allerdings für
besser, vorläufig nichts
weiter zu sagen. Regas Gesicht sah aus, als hätte ein Basilisk
es zu Stein
erstarren lassen, und der Blick, den sie ihrem Bruder zuwarf, war
geneigt, ihm
ein ähnliches Schicksal anzudrohen.
    »Ich bin gefallen«, bestätigte
Paithan mit
angestrengt ausdrucksloser Stimme. »Ich … hm
… bin breitbeinig auf einem Ast
gelandet.«
    »Tut verdammt weh!« sagte Roland voll
Mitgefühl.
    »Ja«, bestätigte der Elf. Er sah
Rega nicht an.
    Rega sah Paithan nicht an. Mit starrem Gesicht
und zusammengepreßten Lippen starrten beide unverwandt auf
Roland, ohne ihn
überhaupt wahrzunehmen.
    Roland wußte sich keinen Rat. Er glaubte die
Geschichte nicht und hätte zu gerne mit seiner Schwester
gesprochen, um ihr die
Wahrheit zu entlocken, aber er konnte Rega nicht beiseite nehmen, ohne
das
Mißtrauen des Elfen zu erregen.
    Darüber hinaus legte Roland, wenn Rega in dieser
Stimmung war, keinen gesteigerten Wert darauf, mit ihr allein zu sein.
Regas
Vater war der Dorfmetzger gewesen, Rolands Vater der
Dorfbäcker. (Trotz aller
Fehler hatte ihre Mutter stets darauf geachtet, daß genug zu
essen auf dem
Tisch stand. ) Es gab Zeiten, in denen Rega eine geradezu unheimliche
Ähnlichkeit mit ihrem Vater entwickelte. Roland konnte sie
förmlich über einem
frischen Kadaver stehen stehen, ein blutrünstiges Leuchten in
den Augen.
    Roland räusperte sich und wedelte mit der Hand.
»Diese Stelle, die ich … die ich gefunden habe,
liegt in dieser Richtung, ein
paar hundert Meter weiter. Schafft Ihr es bis dahin?«
    »Ja!« Paithan knirschte mit den
Zähnen.
    »Ich werde mich um die Tyros
kümmern«, sagte
Rega.
    »Quin kann dir helfen …«
    »Ich brauche keine Hilfe!« schnappte Rega.
    »Sie braucht keine Hilfe«, brummte
Paithan.
    Rega entfernte sich in die eine Richtung, der
Elf in die andere. Roland blieb allein mitten auf der Lichtung
zurück und rieb
sich den braunblonden Stoppelbart.
    »Also wirklich, ich glaube, ich habe mich
geirrt. Sie kann ihn wirklich nicht leiden. Und wie’s
aussieht, färbt ihre
Abneigung schon auf unseren Freund ab. Dabei sah es anfangs so
vielversprechend
aus. Wenn ich nur wüßte, was da passiert ist! Mit
Rega ist jetzt nicht zu reden
– nicht, solange sie in dieser Laune ist. Aber irgendwas
    muß ich doch tun können.« Er
hörte seine
Schwester bitten, flehen und schmeicheln, um die unwilligen Tyros dazu
zu
bringen, sich in Bewegung zu setzen. Paithan, der am Rand des
Moospolsters
entlanghumpelte, warf einen vernichtenden Blick in ihre Richtung.
    »Mir bleibt nur eins übrig«,
grübelte Roland.
»Dafür zu sorgen, daß sie so oft wie
möglich allein sind. Früher oder später
muß einfach was passieren!«
     
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Kapitel 16
In der Tiefe,
Gunis
    »Seid Ihr sicher, daß das Fels
ist?« fragte
Paithan und spähte zu einem grauweißen Fleck an der
Steilwand hinab, der von
dem Gewirr aus Ranken und Laub fast ganz verdeckt wurde.
    »Sicher bin ich sicher«,

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