Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
Wahrheit gedenkst du ihm
zu offenbaren, geliebtes Weib?«
    Rega warf ihrem Bruder aus den Augenwinkeln
einen giftigen Blick zu und schaute dann mürrisch auf ihre
Hände. »Nur, daß wir
noch nie in dieser Gegend gewesen sind und keine Ahnung haben, wo zum
Teufel
wir uns befinden oder wohin zum Teufel wir gehen.«
    »Er wird auf der Stelle umkehren.«
    »Soll er doch!« Rega zog den Gurt so
stramm, daß
das Tyro einen protestierenden Laut ausstieß.
»Schön war’s!«
    »Was ist in dich gefahren?« fragte Roland
ungläubig.
    Rega schaute sich um und fröstelte. »Es ist
diese Gegend hier. Scheußlich. Und …«
– sie wendete geistesabwesend den Gurt
hin und her – »der Elf. Er ist anders, nicht so,
wie du es mir erzählt hast. Er
ist nicht eingebildet und überheblich. Er hat keine Angst,
sich die Hände
schmutzig zu machen. Er ist kein Feigling. Er übernimmt seinen
Anteil an der
Wache und hat sich an diesen Seilen die Hände blutig
gescheuert. Er ist immer
fröhlich und guter Dinge. Er kocht sogar, und das ist mehr,
als man von dir
sagen kann, Roland! Er ist … nett, das ist alles. Er
verdient es nicht … nun
ja, was wir mit ihm vorhaben.«
    Roland starrte seine Schwester an und sah, wie
ihr ein schwacher roter Schimmer in die gebräunten Wangen
stieg. Sie hielt den
Blick gesenkt. Er umfaßte ihr Kinn und zwang sie mit sanfter
Gewalt, ihm ins
Gesicht zu schauen. Dann stieß er einen leisen Pfiff aus.
    »Ich glaube, du hast dich in diesen Burschen
verguckt!«
    Zornig schlug Rega seine Hand zur Seite.
    »Nein, habe ich nicht. Schließlich ist er
trotz
allem ein Elf.«
    Erschreckt von ihren eigenen Gefühlen und
wütend
über sich selbst und ihren Bruder sprach Rega mit
größerem Nachdruck, als sie
beabsichtigt hatte. Ihr Mund verzog sich bei dem Wort
›Elf‹, sie schien es
angewidert auszuspucken.
    Wenigstens hörte es sich für Paithan so an.
    Der Elf hatte seinen Ausguck am Rand der
Schlucht verlassen, um Roland mitzuteilen, seiner Ansicht nach
wären die Seile
zu kurz und deshalb sei es so gut wie unmöglich, das
Gepäck unbeschadet nach
unten zu schaffen. Es war nicht seine Absicht gewesen, sich
anzuschleichen,
doch weil er sich mit der den Elfen eigenen
Leichtfüßigkeit bewegte, blieb sein
Kommen unbemerkt. Als er Regas letzte Bemerkung hörte, duckte
er sich in den
Schatten einer Evirranke, deren große, herzförmige
Blätter ihn verbargen, und
lauschte.
    »Mach keine Geschichten, Rega. Wir sind soweit
gekommen, und ich finde, wir sollten unseren Plan ausführen.
Er ist verrückt
nach dir. Er wird schwach werden. Du brauchst nichts weiter zu tun, als
ihn in
eine dunkle Ecke zu locken. Dann komme ich, um deine Ehre zu retten,
und drohe,
alles auszuplaudern. Er kommt mit der Penunze rüber, und wir
sind gemachte
Leute. Mit dem Profit aus dem Waffenhandel leben wir das
nächste Quintal wie
die Fürsten.« Roland streichelte Rega liebevoll
über das lange dunkle Haar.
»Denk nur an das schöne Geld, Kleines. Wir haben
viel zu oft gehungert, um uns
diese Chance entgehen zu lassen. Wie du gesagt hast, er ist nur ein
Elf.«
    Paithan drehte sich der Magen um. Hastig und
lautlos zog er sich zurück, ohne besonders darauf zu achten,
wohin er ging.
Regas Antwort hörte er nicht mehr, aber das war auch gut so.
Wenn er sich
vorstellte, wie sie mit einem verschwörerischen
Lächeln zu Roland aufschaute
oder noch einmal in diesem Ton das Wort ›Elf‹
aussprach, glaubte er fähig zu
sein, sie zu töten.
    Von Übelkeit und einem plötzlichen
Schwindelgefühl gepackt, sank Paithan gegen einen Baum, rang
nach Atem und
staunte über sich selbst. Weshalb regte er sich eigentlich so
auf? Also hatte
die kleine Schlampe ihr Spiel mit ihm getrieben? Er hatte es bereits
gewußt,
bevor sie überhaupt zu dieser Reise aufgebrochen waren. Was
also hatte ihn
blind gemacht?
    Sie natürlich! Er war tatsächlich
einfältig
genug gewesen, zu glauben, sie sei im Begriff, sich in ihn zu
verlieben. Diese
Gespräche unterwegs. Er hatte ihr von seiner Heimat
erzählt, Geschichten über
seine Schwestern, seinen Vater und den verrückten alten
Zauberer. Sie hatte
gelacht, interessiert zugehört. Aus ihren Augen sprach
Bewunderung.
    Und dann all die zufälligen Berührungen.
Hatte
er sich das eingebildet – die gesenkten Wimpern, die raschen
Atemzüge, die
geröteten Wangen?
    »Du bist tüchtig, Rega!«
flüsterte er mit
zusammengebissenen

Weitere Kostenlose Bücher