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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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aufrichtete. Der Augenblick war verpasst! »Ich werde deinem Sohn die Treue schwören«, sagte der Jarl.
    »Natürlich, das wirst du. Und du meinst es ernst damit. Aber du bist ein guter Mann. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du dich gegen ihn erheben wirst. Wir beide wissen das. Und du bist nicht der einzige gute Mann im Fjordland. Ich werde wirklich meine besten Krieger zu den Elfen schicken. Alle, von denen ich glaube, dass sie das Zeug haben, ein besserer König als Egil zu sein.«
    »Das ist verrückt, Horsa. Was geschieht, wenn unsere Nachbarn die Schwäche erkennen und angreifen?«
    Der König schnaubte verächtlich. »Unsere Nachbarn… Diese Weiberstaaten. Du hast sie alle in die Schranken verwiesen. Deine Siege, Alfadas, haben Egil Zeit erkauft. Vielleicht wächst er ja in sein Königtum hinein, wenn er nur ein paar Jahre Zeit dazu hat.«
    »Und wenn ich mit den Kriegern zurückkehre?«, fragte Alfa-das mehr aus Trotz, als dass er daran glaubte.
    »Ich habe über deinen Vergleich mit den Höhlenbären nachgedacht, Herzog. Eine einzelne dieser Bestien kann man töten. Aber wenn sie zu Dutzenden angreifen würden, unter dem Kommando eines halbwegs begabten Anführers, und auch noch bewaffnet wären… Wie sollten Menschen einer solchen Kraft widerstehen, selbst wenn sie den besten aller Herzöge an ihrer Spitze hätten? Die Trolle konnten die Elfen schlagen. Wie solltet ihr da siegen?«
    Wieder hallte der Ruf des Eisvogels über das Wasser. Ein klagender, auf- und absteigender Laut. Vom Wagen her war leises Rumoren zu hören. Die Männer erwachten einer nach dem anderen. Mag war aufgestanden und prüfte die Ankertrossen. Über den Bergen glühte das erste Morgenrot. Die schneebedeckten Gipfel spiegelten sich im kristallklaren Wasser des Fjords.
    »Ich fürchte, du hast den Augenblick verpasst, Alfadas«, sagte Horsa unvermittelt.
    »Wovon sprichst du?«
    Der König wandte sich ihm zu. Trauer lag in seinem verbliebenen Auge. »Das wissen wir beide. Ich habe versucht, es dir leicht zu machen. Es wäre kein schlechtes Ende für mich gewesen. Einfach verschwunden zu sein… Veleif hätte sicher eine gute Saga darum gesponnen. Man kann auch zu ehrenhaft sein, Alfadas.«

DIE SAGA DES HORSA STARKSCHILD

    So schön war das Antlitz Emeldas, der Königin aller Elfen, dass sie es vor den Menschen verbarg, weil jeder Mann, der sie sah, vom Liebeswahn ergriffen wurde. Und so befahl sie, ein Zelt auf einem Boot inmitten des Fjords zu errichten, und nur Horsa sollte kommen, denn er war der stärkste und beherrschteste aller .Män ner. Und sie, die über Schätze ohne Zahl und die Kräfte der .Magie gebot, beugte das Knie vor H orsa und bat ihn darum, ihr seine kühnen Recken zu Hilfe zu senden und seinen Herzog, Alfadas.
    Horsa hob sie auf denn sie knien zu sehen, versetzte seinem H erzen einen Stich. Und ihr Atem wie Blütenduft streifte sein Gesicht. .Als Emelda aber die Kraft seiner Arme spürte und die Güte in seinen Zügen las, da wur de sie von tiefer Zuneigung zu Horsa ergriffen.
    So blieben sie einen Tag und eine Nacht in dem Zelt auf dem Fjord, und man hörte nichts von den beiden. Un ruhe überkam die gewappneten Krieger Emeldas, denn noch nie hatte ihre Herrin so lange bei einem Manne ver wei lt. Als noch eine zweite Nacht verstrichen war und der Ruf des Eisvogels über das Wasser eilte, da wollten sie zu ihrer Königin. Emelda aber kam ihnen zuvor. Auf dem Nebel ei lte sie über das Wasser, als sei der Dunst unter ihren Füßen fester Grund, und binnen eines Lid schlags waren sie und die ihren verschwunden.
    Als Alfadas zum Zelt ruderte, um nach seinem H errn zu sehen, da fand er Horsa in tiefem Schlaf. Sein Haar war weiß wie Schnee geworden, seine Haut welk, und Falten durchzogen sein Antlitz. Er hatte den Preis be zahlt für die Begegnung mit der Unsterblichen. Seine Kraft war dahin, gebunden in einem Pakt mit den Elfen, gültig für nun und immerdar.
    Aus: DIE SAGA DES HORSA STARKSCHILD,
VON VELEIF SILBERHAND,
72. GESANG

DIE HIMMELSHALLE

    Ollowain blickte vom Steinkreis auf dem Hartungskliff hinab zu dem kleinen Dorf, das ihm eine Woche lang eine Zuflucht gewesen war. Er hatte ein schlechtes Gewissen dabei, Emerelle zurückzulassen, aber er konnte das Wagnis nicht eingehen, sie nach Albenmark zu bringen, bevor er nicht wusste, was vor sich ging.
    Der Schwertmeister umklammerte Alfadas' Handgelenk im Kriegergruß. »In dreißig Tagen bin ich zurück. Dann können wir das Heer nach Albenmark bringen.«

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