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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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in einer Schlacht verwundet worden, nicht wahr, Alfadas?«, sagte Horsa leise.
    Der Jarl war überrascht, dass der Alte ihn gehört hatte. Er trat an die Seite seines Königs.
    »Du weißt nicht, wie das ist, zwischen den Verwundeten zu liegen. Nachts ist es nie so wunderbar still wie hier. Sie stöhnen. Manche weinen, oder sie beten leise zu den Göttern oder verfluchen einfach nur ihr Schicksal. Sie kämpfen die Nacht über, denn sie haben Angst vor der Finsternis. Sie warten auf das Morgengrauen mit dem Sterben. Seltsam, nicht wahr?«
    »Ja, seltsam«, antwortete der Jarl knapp. Ahnte Horsa etwas?
    »Ich bin siebzehnmal im Kampf verletzt worden. Achtmal so schwer, dass ich zwischen ihnen gelegen habe. Die Heiler wollten mich wegbringen, weil ich der König bin. Aber ich habe mich lebendiger gefühlt, wenn um mich herum Männer waren, denen es schlechter ging. Ich hatte die Vorstellung, zwischen ihnen würde mich der Tod übersehen. So ist es auch, wenn ich mit einem jungen Weib im Arm daliege. Dann ist es wieder wie früher… Eine Zeit lang. Ich werde jede Nacht ein oder zwei Mal wach und muss das Wasser abschlagen. Nur wenn ich viel getrunken habe, dann schlafe ich durch. Und erwache in einem nassen Bett.« Er lachte bitter. »Diese Schlacht wirst auch du verlieren, Alfadas. Das Alter kann man nicht besiegen. Es sei denn, man stirbt jung.«
    Darum also geht es, dachte der Jarl. »Schickst du mich deshalb nach Albenmark? Um mich vor dem Alter zu bewahren?«
    Der König antwortete nicht. Er starrte schweigend auf das Wasser. Irgendwo in der Dunkelheit erklang ein Platschen. Ein springender Fisch? »Wenn ich Veleif nicht an meinem Hof hätte, gäbe es gewiss schon Lieder über Horsa den Bettnässer«, sagte der König unvermittelt. »Mein Skalde schätzt es, jeden Tag warmes Essen zu bekommen und im Winter einen guten Mantel zu haben. Und seine Lieder sind besser als die der anderen Skalden. Man hört ihm gern zu… Es ist wichtig, solche Dinge in der Hand zu behalten. Im Grunde sollte ich dir dankbar sein für deine Torheit mit dem Wagen, Alfadas. Es ist besser, wenn nur wenige die Elfen gesehen haben. Ich habe dir durchaus zugehört, Herzog. Ich werde allein zur Königin gehen, damit niemand Zeuge unseres Gesprächs wird. Niemand außer dir. Schließlich brauche ich ja einen Übersetzer.«
    »Sie wird dir nicht…«
    »Ich weiß. Ich sagte doch, ich habe dir zugehört. Sie ist bettlägerig und ohnmächtig. Aber Veleif wird davon singen, dass ihre Schönheit so blendend ist, dass allein ihr Anblick Männer in den Wahnsinn zu treiben vermag. Deshalb hält sie sich seit ihrer Ankunft in deinem Haus verborgen, Herzog. Das ist doch eine viel bessere Geschichte als die Wirklichkeit. Selbst von einer Elfenkönigin auf der Flucht erwartet man, dass sie unnahbar und bedrohlich ist. Du wirst mein Zeuge sein, wie sie uns um Hilfe gebeten hat.«
    »Und wenn ich nicht lüge?«
    »Dann habe ich einen Skalden, der meine Geschichte erzählt. Bis wir in Honnigsvald sind, wird er ein paar hübsche Verse über Horsa, Alfadas und die Elfenkönigin gedichtet haben. Ich bin mir sicher, sie werden sehr ergreifend sein.«
    Der Jarl trat dichter an Horsas Seite. Er legte ihm den Arm um die Schultern. Alfadas fragte sich, ob er stark genug war, Horsa zu erwürgen. Der König musste schon tot sein, wenn er ihn ins Wasser stieß. Er durfte keine Gelegenheit haben zu schreien!
    »Ich wünschte, ich hätte einen Sohn wie dich, Alfadas. Bei den Göttern, ich habe meinen Samen weit verteilt! Allein Luth weiß, wie viele Weiber ich besprungen habe. Und trotzdem ist mir nur ein einziger Sohn geboren worden. Du kennst Egil ja. Er ist nicht der Sohn, wie man ihn sich als Vater wünscht. Letzten Sommer hat er eine Magd niedergestochen, weil sie ihm nicht zu Willen sein mochte. Er schwingt gerne große Reden und hält sich für einen begnadeten Schwertkämpfer, dabei lassen seine so genannten Freunde ihn stets siegen. Er ist ein Dreck! Und trotzdem, er ist mein Sohn. Du weißt ja, wie es ist, einen Sohn zu haben, Alfadas. Ganz gleich, was sie tun, als Vater hält man schützend seine Hand über sie.«
    Ein klagender Ruf hallte über das Wasser. Im Osten zeichnete eine zarte, grausilberne Linie die Umrisse der Berge nach.
    »Ein Eisvogel, der den Morgen grüßt.« Horsa rieb sich über die Arme. »Oft werde ich das nicht mehr hören.«
    Unter dem Wagen reckte sich jemand. Alfadas sah, wie sich Mag, der Fährmann mit dem Brandmal auf der Wange,

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