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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Bord stürzen würde… Das schwere Kettenhemd, das er stets trug, würde ihm zu einem Ende wie König Osaberg verhelfen.
    An der Anlegestelle herrschte einiger Tumult.
    Der König schien eben erst eingetroffen zu sein. Und auf der Fähre, die am Ufer lag, hatte man ein schweres Fuhrwerk festgezurrt. Einen Augenblick lang musste der Jarl schmunzeln. Sigvald hatte wirklich keine Zeit verloren. Der große Planwagen und vier Rote standen bereits auf dem flachen Fährboot. Das also war der Weg, wie sie nach Firnstayn gelangen sollten. Wen der Wagenbauer wohl bestochen hatte, um sich die einzige Fähre von Honnigsvald ein paar Tage auszuleihen? »Natürlich war es nie meine Absicht, mich dem König in den Weg zu stellen«, hörte der Jarl die Stimme seines Handelspartners. Sig-vald war von drei Kriegern umringt. Einer hatte ihm bedrohlich die Hand auf die Schulter gelegt.
    »Was geht hier vor?«, rief Alfadas und drängte seinen Grauen in die Menge.
    »Der Bastard will die Fähre des Königs rauben!«, rief einer von Horsas Leibwächtern. »Den sollte man an einen Mühlstein binden und in den Fjord werfen!«
    »Dieser Bastard, wie du ihn nennst, handelt in meinem Auftrag. Damit machst du mich zum Verantwortlichen am Raub eines Schiffes, das vermeintlich dem König gehört.« Alfadas schwang sich aus dem Sattel. Er streifte seinen weiten Umhang über die linke Schulter, sodass sein Schwert zu sehen war. »Bist du dir sicher, dass du mich einen Räuber nennen willst? Damit zwingst du mich, meine Ehre mit deinem Blut von diesem Vorwurf reinzuwaschen. Aber wahrscheinlich war das ja nur ein Irrtum. Schließlich wissen wir beide, dass dem König nicht die Fähre der Stadt Honnigsvald gehört, Also kann man sie ihm auch nicht stehlen.«
    Der Leibwächter wich einen Schritt zurück. »Du machst mir keine Angst, Elfenjarl«, sagte er trotzig. Er zog die breite Axt aus seinem Gürtel. Seine Knöchel wurden weiß, so fest umklammerte er die Waffe. »Von dir lass ich mich nicht zum Lügner reden.«
    Ein kurzer Blick, und Alfadas wusste, dass die beiden anderen Leibwächter sich nicht einmischen würden. Er kannte einen der Männer. Ragni hatte ihn auf zweien seiner Kriegszüge begleitet. Der Mann hatte ihn kämpfen sehen.
    »Das reicht!« Horsa trat aus dem Kreis der Schaulustigen. »Ulf! Steck deine Axt weg und geh an Bord. Ich schätze es, dass du dich für deinen König schlagen wolltest. Bist ein guter Mann. Aber du hast dir den falschen Gegner ausgesucht. Meinen Herzog brauche ich noch.« Dann fuhr er leiser fort. »Was soll dieser Unfug mit der Kutsche? Lass das Fährboot räumen.«
    »Die Kutsche ist ein Geschenk für mein Weib.«
    Horsa sah ihn mit seinem verbliebenen Auge durchdringend an. Dann begann er plötzlich zu prusten. »Du schenkst deinem Weib ein schweres Fuhrwerk?«, platzte es aus ihm heraus. »Du bist ja noch verrückter, als ich dachte, mein Elfenjarl. Weiber lieben Tand. Schmuck, schöne Stoffe. Manche mögen auch gute Hausgeräte, einen Kupferkessel, eine Kelle oder einen eisernen Bratspieß. Aber ein Weib, das ein vierspänniges Fuhrwerk als Geschenk schätzt, davon habe ich noch nie gehört. Komm, lass das Ding von der Fähre räumen. Unsere Abreise hat sich lange genug verzögert. Wir passen nicht alle auf das Boot.«
    »Hast du schon die praktischen Seiten erwogen, die sich aus der Fracht ergeben?«, fragte Alfadas ruhig. »Unter der Plane der Kutsche wirst du während der Reise im Trockenen sitzen, mein König.« Der Jarl blickte zum verhangenen Himmel hinauf. »Und es scheint ganz so, als könnten wir mit reichlich Regen rechnen. Wir werden heute nicht mehr bis Firnstayn kommen, und entlang der Ufer gibt es kein einziges trockenes Nachtquartier. Bist du nicht aus dem Alter heraus, in dem man mit Begeisterung im Schlamm schläft, mein König?« Um Horsa nicht zu brüskieren, sprach Alfadas so leise, dass ihn die Umstehenden nicht hören konnten. »Wozu brauchst du ein großes Gefolge? Auf dem Fjord wirst du keine Leibwächter benötigen. Ein paar Diener vielleicht und ein oder zwei Berater. Nicht einmal Pferde brauchst du. Vom Ufer bis hinauf zu meinem Haus sind es kaum dreihundert Schritt. Der Platz an Bord der Fähre würde ausreichen, wenn du für ein paar Tage auf einen Teil deines Gefolges verzichten kannst.«
    Horsa strich sich nachdenklich über den Bart. »Ich brauche meinen Mundschenk und Dalla.« Er deutete auf ein hübsches, junges Mädchen, das etwas abseits der Männer stand und auf den

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