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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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passieren?«
    »Die Bastarde des Königs haben mich im Schlaf erwischt!« Er deutete auf Ragni. »Und diese schwanzlose Memme hat sie angeführt.«
    »Er hat sich einem Befehl des Königs widersetzt!«, entgegnete Ragni. »Er hat es herausgefordert. Seine Güter sind eingezogen. Wenn er hier bleibt, wird er gehängt. Er sollte Horsa dankbar sein, dass er mit dir gehen darf.«
    »Und was machst du hier, Ragni?«
    »Horsa hat mich zum Kriegsjarl berufen. Wenn ich wiederkehre, werde ich einen großen Hof bekommen. Ich soll dir als Unterführer zur Seite stehen.«
    »So sei es!« Dich hat das alte Schlitzohr billig bekommen, dachte Alfadas bei sich. Er stieg auf den Felsklotz, damit alle Männer ihn sehen konnten.
    »Jeder von euch, der schon einmal in einer Schlacht gekämpft hat, hebe jetzt den Schwertarm.« Das Ergebnis war niederschmetternd. Nicht einmal jeder Zehnte meldete sich. Und ein großer Teil der erfahrenen Krieger war in Ketten hierher gebracht worden. Die Angeketteten würden niemals auf Ragni hören. Auch die Habenichtse würden dem Leibwächter, den man mit einem Titel und dem Versprechen auf Land eingefangen hatte, nur mit halbem Herzen folgen. Er brauchte noch mehr Unterführer, und er musste ein Zeichen setzen, um der Truppe mehr Zusammenhalt zu geben.
    »Schaffst du es, mit einer halben Nase auf diesen Felsen zu klettern, Lambi?«
    »Ich schaffe es sogar, dir dort oben in den Arsch zu treten, wenn du noch ein Wort über meine Nase verlierst, Herzog!«
    Alfadas streckte ihm die Hand entgegen und zog ihn auf den Stein. »Darf ich euch Lambi, über dessen Nase man nicht spricht, einen eurer Kriegsjarls vorstellen! Ich kenne ihn als guten Kämpfer und klugen Anführer. Hört auf das, was er herausbringt, wenn er gerade mal nicht flucht. Das könnte eines Tages euer Leben retten.«
    »Ich glaube nicht, dass ich eine gute Wahl bin.« Lambi machte sich nicht die Umstände, leiser als sonst zu reden. »Ihr könnt es alle gerne hören: Ich verspreche unserem Herzog, dass ich abhauen werde, sobald ich Gelegenheit dazu habe. Wer freiwillig nach Albenmark geht, um dort gegen riesenhafte Trolle zu kämpfen, der muss wahnsinnig sein!«
    Alfadas klopfte ihm auf die Schulter. »Wie ihr hört, ist unser neuer Kriegsjarl ein Freund des offenen Wortes. Deshalb hat er auch eine offene Antwort verdient. Du wirst als der erste Kriegsjarl in die Geschichte des Fjordlands eingehen, der seine Männer in Ketten ausbildet und in Ketten zum Schlachtfeld geführt wird. Aber glaubt mir, davon abgesehen ist Lambi ein zuverlässiger Mann, wenn ihr ihm kein Geld leiht, ihn nicht mit der Frau, die ihr begehrt, allein lasst, oder ihm dummerweise den Rücken zudreht.«
    Ein Teil der Männer lachte. Vermutlich jene, die Lambi noch nicht kannten und glaubten, er habe gerade einen Scherz gemacht, dachte Alfadas. »Mag von Honnigsvald, komm herauf zu uns. Auch du wirst einer meiner Kriegsjarls sein.«
    Der junge Fährmann war offensichtlich nicht begeistert von seiner Beförderung. Seine beiden Brüder schoben ihn nach vorne. Als er endlich auf dem Fels neben Alfadas stand, hatte Mag einen hochroten Kopf. Wie eine Maus die Katze, so starrte er die Menge an.
    »Wie ihr seht, ist Mag kein großer Redner. Manche von euch mögen sich auch fragen: Was hat dieser junge Kerl, dass wir uns von ihm etwas sagen lassen sollen? Die Antwort darauf ist einfach. Seht in sein Gesicht. Seht den Halbmond dort!«
    Mag fuhr zu Alfadas herum. Blanker Zorn stand ihm in den Augen. »Ich brech dir… «
    Der Jarl beachtete ihn nicht. »Wir alle müssen lernen, Männer wie Mag zu werden. Für mich ist der Halbmond, den er trägt, nicht das Schandmal des Diebes, es ist ein Ehrenzeichen. Er wurde gebranntmarkt, weil er Brot für sich und seine Brüder gestohlen hat. Er wusste, welches Wagnis er einging. Er wusste, dass er nicht die Kraft hatte davonzulaufen, wenn man ihn erwischte! Und dennoch hat er es getan. Ich möchte, dass ihr werdet wie er! Dass ihr für eure Waffenbrüder ohne zu zögern jedes Wagnis eingeht. Wenn jeder Mann in diesem Heer diesen Mut hat, dann werden einige wenige von uns es vielleicht schaffen, aus Albenmark zurückzukehren. Ich werde euch nichts vormachen, Männer.« Er ließ den Blick über die bunt zusammengewürfelte Schar wandern. »Abgesehen von ein paar verdienten Kriegern wie Lambi seid ihr alle freiwillig hier. Wenn ihr mit mir nach Albenmark geht, dann wird vielleicht einer von zehn überleben. Vielleicht werden wir auch alle

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