Elfenwinter
einem Fuß abstützen, weil kein Mann der Welt die Kraft hätte, dem Aufprall eines Trolls standzuhalten. Gerade was dies anging, hoffte Alfadas auf die Lehren, die seine Männer aus dem letzten Übungsgefecht ziehen würden.
Abends, wenn die Freiwilligen sich von den Strapazen des Tages erholen konnten, wurden die Unterführer zusammengerufen und erhielten in der Festhalle von Honnigsvald noch zusätzliche Unterweisungen. Silwyna erzählte von den verschiedenen Völkern Albenmarks und davon, welche Geschöpfe sie schon bald treffen würden. Lysilla und Ronardin versuchten, sie auf die Härte des Winters in der Snaiwamark vorzubereiten und wie sie sich bald auf wunderbare Weise gegen die Kälte schützen würden. Sie erzählten von Eisseglern, den Tücken der Gletscherspalten und malten auf große Holztafeln Karten der Snaiwamark und der angrenzenden Regionen. Auch zeichneten sie Pläne der Festung Phylangan auf und markierten darauf die Quartiere, die man für die Menschen vorgesehen hatte, sowie die Stellungen, die man den Männern des Fjordlands zur Verteidigung zuweisen wollte.
Alfadas war froh, wenn er dazu kam, vier oder fünf Stunden Schlaf zu finden. Ulric hielt sich, obwohl er sein Pony bekommen hatte, fast immer an seiner Seite. Begierig lauschte er abends allem, was er über Albenmark erfahren konnte, ja manchmal wagte er es sogar, den Kriegsrat mit Fragen zu unterbrechen.
Bis zuletzt trafen jeden Tag neue Freiwillige ein. Alfadas konnte es nicht fassen: Trotz all der abschreckenden Geschichten, die er in Umlauf gebracht hatte, riss der Zustrom der Verzweifelten, die bereit waren, alles zu riskieren, nicht ab. Da sie nicht mehr richtig ausgebildet werden konnten, wurden die Neulinge zu den Bogenschützen und den Kämpfern mit den Stangenbeilen geschickt. Unter den Pikenieren wollte der Herzog niemanden dulden, der seinen Mut nicht in all den mühsamen Übungsstunden der letzten beiden Wochen bewiesen hatte. Ein einziger Mann in der vordersten Reihe, der seine Waffe fortwarf, konnte eine Lücke öffnen, die den Untergang aller bedeutete.
Endlich kam der Tag der letzten Probe. Der Kriegsjarl Mag hatte es tatsächlich geschafft, zehn Stiere aufzutreiben. Doch selbst er ahnte nicht, was Alfadas beabsichtigte.
Es war kalt an diesem Morgen. Dunst stieg vom Fjord auf und hing gleich weißen Barten im Wald an den nahen Hängen. Mit dem ersten Tageslicht war ihre Truppe ausmarschiert. Alfadas stand wieder auf seinem Felsen. Ulric hielt er an seiner Seite. Alle Übrigen gingen unten entlang des Ufers in Stellung. Die Manöver der verschiedenen Einheiten liefen überraschend gut an diesem Morgen. Pikeniere, Stangenbeilkämpfer und Bogenschützen stellten sich mit dem Rücken zum Fjord auf. Auf den Flanken platzierte Alfadas je einen Trupp aus fünfzig erfahrenen Kriegern. Ragni und Lambi befehligten diese beiden Kriegereinheiten. Sie sollten die Männer vor Angriffen von der Seite abschirmen.
Alle unten am Ufer wussten, dass Alfadas für diesen Morgen eine abschließende Probe vorgesehen hatte. Danach sollte es ein Fest geben, und am nächsten Tag würde das kleine Heer in Richtung Firnstayn abrücken. Der Herzog hatte Schaulustigen verboten, sich am Ufer einzufinden. Wer zusehen wollte, der musste dies von einem Boot aus tun. Zum ersten Mal waren an alle Männer scharfe Waffen ausgeteilt worden. Es war gut, dass ein Block aus neunhundert Mann die Einheiten von Lambi und Ragni trennte. Zwischen den beiden Kriegern hatte sich in den letzten Tagen eine tödliche Rivalität entwickelt. Ragni hatte die Königstreuen um sich gesammelt und Lambi all jene, die man in Ketten nach Honnigsvald gebracht hatte. Bisher war es Alfa-das gelungen, diese Rivalität zu nutzen, um beide Gruppen zu Höchstleistungen anzuspornen. Doch inzwischen war das Verhältnis zwischen den Kriegerbanden so schlecht, dass der Herzog befürchtete, sie würden sich gegenseitig an die Kehle gehen, wenn sie nur die Gelegenheit dazu hätten.
»Männer!«, rief Alfadas. Sein Atem stand ihm in weißen Wolken vor dem Mund. »An diesem Morgen wird sich zeigen, was ihr gelernt habt. Vorbei sind die Zeiten, in denen ihr gegen Weidenmänner und freundlich gesonnene Knüppelschwinger gekämpft habt. Hier und jetzt werdet ihr einem Feind aus Fleisch und Blut entgegentreten. Einem Gegner, so ungestüm und unbarmherzig, wie die Trolle es sind. Er lauert im Wald und wartet darauf, euer Blut zu vergießen. Dies ist nun die allerletzte Gelegenheit, die Truppe zu
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