Elfenwinter
ihr, das sie zurück in die Wälder gerufen hatte. Sie konnte nicht anders! Der Herzog schreckte auf. Plötzlich war es still geworden. Das Murmeln der erschöpften Männer war verstummt. Drei Reiter kamen das Ufer des Fjords entlang. Und obwohl Alfadas am Hof Emerelles aufgewachsen war, stockte auch ihm der Atem. Es war, als seien drei Gestalten aus den Sagen der Alten plötzlich in die Welt der Menschen getreten. Zwei der Reiter waren in makelloses Weiß gekleidet. Sie saßen auf Schimmeln, schlanken und zugleich starken Pferden. Rennern, die dem Wind davonlaufen konnten. Der Dritte ritt einen Grauen. Die Farben seiner Gewänder waren grau und weinrot.
Sie alle trugen Brustplatten, die funkelten, als seien sie aus Silber und Gold gefertigt. Gleißend brach sich das Licht auf den Helmen. Weite Umhänge bauschten sich hinter ihnen, und von den Helmen flatterte Rosshaar im Wind. Jede ihrer Bewegungen wirkte majestätisch. Kein Mensch würde je so vollendet im Sattel sitzen, konnte so sehr eins sein mit den Bewegungen der Rosse. Atemlos sahen alle zu, wie die geheimnisvollen Reiter näher kamen und direkt auf Alfadas zuhielten. Der Herzog erkannte seinen Lehrmeister, auch wenn dessen Gesicht hinter dem Helm mit dem Nasenschutz und den weit herabgezogenen Wangenklappen fast völlig verborgen blieb.
Die drei zügelten ihre Rosse kaum anderthalb Schritt vor ihm. Ulric drückte sich an Alfadas' Seite.
Der Anführer der Reiter saß ab und kniete überraschend vor dem Herzog nieder. »Ich grüße dich, Alfadas Mandredson! Mein Volk schickt mich, um dir zu Diensten zu sein. Wir sollen helfen, deine Krieger auszubilden, um sie nach Albenmark zu führen, wenn die Zeit gekommen ist.«
Alfadas war der Auftritt seines Fechtmeisters und Ziehvaters unangenehm. Er packte Ollowain bei den Schultern. »Du solltest nicht vor mir knien«, sagte er leise. »Ein Meister kniet nicht vor seinem Schüler.« Der Elf antwortete darauf nicht, doch erhob er sich. Dem Herzog war klar, was diese Geste zu bedeuten hatte. Sie sollte seine Stellung unter den Menschen stärken. Alle sollten sehen, dass selbst die unheimlichen Elfenkrieger dem Feldherrn Alfadas Mandredson Respekt erwiesen.
»Es tut gut, dich zu sehen, Alfadas«, sagte Ollowain leise und drückte seinen Arm. Der Schwertmeister wandte sich den beiden anderen Elfen zu. »Darf ich vorstellen, Lysilla und Ronar-din.«
Die beiden waren inzwischen ebenfalls abgesessen und hatten die Helme abgenommen. Die Elfe streckte Alfadas die Hand entgegen. Als er ihr in die Augen sah, zuckte er unwillkürlich ein wenig zurück. Sie lächelte amüsiert. Offensichtlich reagierten nicht nur Menschen so auf sie. Lysilla hatte etwas Unnahbares, Unheimliches. Ihr Händedruck war fest und kühl. Ganz anders Ronardin. Er wirkte herzlich und neugierig. Seine Augen wanderten rastlos hin und her, begierig, sich nichts von der Welt der Menschen entgehen zu lassen.
Alfadas unterrichtete die Elfen über den Stand der Ausbildung. Lysilla und Ronardin blieben völlig ungerührt, als er ihnen davon erzählte, dass die Mehrheit der Männer keine Krieger waren und ihr Wert in einer Schlacht, vorsichtig ausgedrückt, zweifelhaft war. Ollowain hingegen war seine Betroffenheit deutlich anzusehen. In den folgenden Tagen war es vor allem der Schwertmeister, der all sein Können und seinen Erfindungsreichtum daransetzte, die Menschen so gut wie möglich auszubilden. Er ließ Puppen aus Weidenruten flechten, die so groß wie ein Troll waren und doch zugleich so leicht, dass ein einziger Mann sie ohne Mühe heben konnte. Immer wieder ließ er die erfahrenen Krieger unter diese Puppen schlüpfen und gegen die Formation der Pikenträger anstürmen. So wollte er erreichen, dass nicht allein der Anblick der Trolle die Menschen schon völlig demoralisierte. Auch wurde er nicht müde, jedem Einzelnen zu erklären, wo ihre riesigen Gegner am verwundbarsten waren.
Ronardin und Lysilla unterrichteten die etwa hundert erfahrenen Krieger. Und sie schafften es, fast alle davon zu überzeugen, ihre Rüstungen und Schilde abzulegen, da der beste Schutz gegen Trolle die Beweglichkeit war. Alfadas widmete sich vor allem den Pikenträgern. Immer wieder erklärte er, wie wichtig es war, sich nicht als eine starre Wand aus langen Speeren zu verstehen. Sie sollten ihre Waffen gezielt auf einzelne Angreifer ausrichten, um sie mit möglichst vielen Speerblättern zu verwunden. Auch sollten sie die Piken schräg gegen den Boden stemmen und mit
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