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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ihre Formation in Unordnung.
    Eine zweite Salve Pfeile verfehlte die Angreifer. Diesmal hatten die Bogenschützen zu weit geschossen. Mit ohrenbetäubendem Krachen prallten die Krieger in die Pikenformation. Eigentlich sollten die Verteidiger mehrere Speerspitzen auf jeden Angreifer richten, doch sie gerieten hoffnungslos durcheinander. Alfadas drückte zwei Piken mit seinem Schild zur Seite. Dadurch, dass die Bauern vier Reihen tief standen, bedrohten ihn immer noch etliche Stahlspitzen. Wütend drosch er auf eine Pike ein. Einige der Krieger rechts und links von ihm gingen zu Boden. Die Bauern aus der vierten Reihe hatten lange Haken an den Speerblättern angebracht und angelten damit nach den Fersen der Angreifer.
    Lambi hatte sich bis zu den Bauern vorgearbeitet. In bester Laune stieß er den Männern seinen Knüppel vor die Brust. »Du bist tot!«, rief er. »Und du bist tot! Und noch ein totes Bäuerlein für meine Festtafel!« Etliche der Pikenträger ließen ihre Waffen fallen, die nicht mehr zur Verteidigung taugten, wenn die Angreifer erst einmal am Speerblatt vorbei waren. Sie rannten in die Männer mit den Stangenbeilen, die vorgehen sollten, sobald die Pikenformation zu zerbrechen drohte.
    Mag versuchte mit wütenden Rufen seine Männer auf ihren Posten zu halten. Lambis Krieger schlugen sich lachend ihren Weg durch das hilflose Menschenknäuel. Wenigstens hatte Sil-wyna ihre Bogenschützen noch unter Kontrolle. Sie zogen sich wohlgeordnet zurück.
    Alfadas schob zwei Männer zur Seite und griff nach dem Horn an seinem Gürtel. Ein lang gezogenes Signal war das Zeichen, die Schlacht zu beenden. Die Kämpfenden trennten sich voneinander. Einige Männer bluteten; im Rausch des Gefechts hatten sie sich nicht mehr zügeln können. Der Herzog nahm das billigend in Kauf. Wer einen Knüppel über den Scheitel gezogen bekommen hatte, würde beim nächsten Mal vielleicht besser seine Stellung halten. Oder er würde noch schneller davonlaufen.
    Stöhnend ließen sich die Krieger entlang des Ufers nieder. Es war ein sonniger Tag. Auf dem Fjord wimmelte es nur so von Booten. Auch bei Honnigsvald war die Flusssilberernte in vollem Gange. Die ganze Stadt atmete den würzigen Duft der Räucherhäuser. Kaum jemand hatte Zeit, sich die Übungen am Flussufer anzusehen. Alfadas ging zu dem Felsen, von dem aus Ulric der Schlacht zugesehen hatte. Sein Sohn empfing ihn mit stolzem Lächeln.
    »Du hast wieder gewonnen, Vater! Niemand kann dich und deine Krieger aufhalten.«
    »Tja, so sieht es aus.« Der Herzog legte seinen Schild ab und öffnete den Kinnriemen seines Helms. Müde griff er nach der Wasserflasche, die Ulric gehütet hatte. Jeder dieser Siege ließ seine Hoffnung sinken, lebend aus Albenmark zurückzukommen.
    »Stimmt etwas nicht, Vater?«, fragte Ulric plötzlich besorgt.
    Was sollte er seinem Jungen darauf sagen? Alles stimmte nicht! »Wir werden noch sehr viel üben müssen, bis mein Heer gut kämpft.«
    Ulric nickte. »Bleibe lieber in der Nähe von Lambi und den anderen Kriegern. Sie kämpfen besser.«
    »Ich danke dir für deinen Rat, mein Sohn«, sagte er ernst. Er hatte viel zu wenig Zeit mit Ulric verbracht. Es wäre klüger gewesen, ihn gar nicht mitzubringen. Doch der Junge genoss es, unter den Kriegern zu sein. Für ihn war die Reise ein großes Abenteuer. »Was glaubst du denn, wer der beste Schwertkämpfer ist?«
    Ulric deutete zu den Bogenschützen. »Silwyna. Niemand wird so gut auf dich achten wie sie!«
    Die Antwort versetzte Alfadas einen Stich. Ahnte sein Sohn etwas? »Ist sie wirklich so gut?«
    Der Junge nickte. »Ich habe ihr zugesehen. Du warst doch dabei, als sie Lambi besiegte. Erst hat sie so getan, als könne sie seine Hiebe nur mit Mühe parieren. Er hat sich müde gekämpft. Und dann plötzlich… Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie sie ihn entwaffnet hat. Es war, als habe sie eine falsche Haut abgestreift. Plötzlich war sie jemand ganz anderes. Wie eine Katze, die mit einer Maus spielt und sie dann plötzlich tötet. Ich finde ihre Augen unheimlich. Gut, dass sie deine Freundin ist. Sonst würde ich mich vor ihr fürchten.«
    Alfadas war erleichtert, als er diese Argumente hörte. Und zugleich war er stolz auf seinen Sohn. Der Vergleich mit der Katze hatte ihm gut gefallen. So war Silwyna wirklich! Elegant, unberechenbar, tödlich. In ihr lebte etwas Wildes, dem er nie nahe gekommen war. Und oft hatte er gedacht, dass es diese ursprüngliche Kraft war, das Animalische in

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