Elfenwinter
verlassen.« Der Herzog löste ein mit Silber eingefasstes Signalhorn von seinem Gürtel und hielt es hoch über seinen Kopf. Dann deutete er damit auf den dunklen Wald jenseits des Uferstreifens.
»Wenn ich dreimal ins Horn stoße, dann werden unsere Feinde aus der Dunkelheit brechen. Und so wie ihr in Albenmark nicht gegen menschliche Gegner kämpfen werdet, so werdet ihr auch hier gegen einen Feind bestehen müssen, der nicht von eurer Art ist.«
Wie um seine Worte zu unterstreichen, erklang aus dem Wald ein lang gezogenes Heulen. Ein Laut, fast wie Wolfsheulen und doch anders. Alfadas musste sich sehr beherrschen, um nicht zu lächeln. Silwyna machte ihre Arbeit wirklich gut!
Ulric hatte seine kleinen Hände in Alfadas' Waffenrock gekrallt. »Uns kann hier oben nichts geschehen«, sagte der Herzog leise.
Am Ufer war es totenstill geworden. Unruhe hatte die Männer gepackt. Außer den Elfen wusste niemand, was bei dieser letzten Probe geschehen würde. Die langen Nebelbänke am Ufer waren dichter geworden. Seine Männer würden erst im allerletzten Augenblick erkennen, was sie angriff.
Von der Flanke, auf der Lambis Krieger standen, erklang trotziges Gelächter. Der Rebell hatte seine Leute gut im Griff. Ihr Lachen wirkte sich auch auf die übrigen Kämpfer aus. Die Spannung ließ ein wenig nach. »Gibt es also keinen, der gehen möchte?«, fragte Alfadas erneut. »Dies ist die letzte Gelegenheit. Wer nach diesem Morgen mein Heer verlässt, den werde ich gnadenlos jagen. Jeder soll sich auf den Mann an seiner Sei-te verlassen können. Feigheit und Verrat darf keinen Platz in unserer Mitte haben, denn dann sind wir in Albenmark dem Tode geweiht. Wessen Herz also zu schwach ist, der soll gehen! Nicht jeder ist dazu geschaffen, ein Krieger zu sein. Und jetzt zu gehen, erfordert kaum weniger Mut, als dem Feind ins Auge zu blicken. Spottet also nicht über jene, die uns verlassen wollen.«
»Darf ich auch gehen?«, erklang die unverkennbare Stimme Lambis. »Ich bin mutig genug, mich selbst einen Feigling zu nennen, auch wenn ich niemand anderem raten möchte, so von mir zu reden.«
»Du hast deine Gelegenheit, dich zu verabschieden, verwirkt, als du von einem Weibsbild im Schwertkampf besiegt worden bist, Lambi, über dessen Nase man nicht redet.«
Alfadas' Worte wurden mit Gelächter aufgenommen.
»Ein Elfenweibsbild, bitteschön!«, rief Lambi beleidigt. »Ein Weibsbild, das tausend Jahre üben musste, um den großen Lambi besiegen zu können!«
Der Herzog überging die Worte des Kriegsjarls. »Also gibt es jemanden, der gehen möchte?« Das Gelächter verebbte. Tatsächlich legten etwa dreißig Männer die Waffen nieder und gingen zur Stadt zurück. Alfadas war überrascht, Kodran, den Ältesten der drei Brüder vom Fährboot, unter ihnen zu sehen.
Als jene, die der Mut verlassen hatte, im Morgendunst verschwunden waren, hob der Herzog sein Horn an die Lippen. Drei kurze, bellende Signale forderten den verborgenen Feind im Wald. Als Antwort erklang noch einmal das lang gezogene Heulen, diesmal begleitet vom Geräusch brechender Äste. Etwas Großes bahnte sich seinen Weg durchs Unterholz.
»Senkt die Piken!«, befahl Ollowain mit ruhiger Stimme. Gemeinsam mit Ronardin stand er in der vordersten Reihe, während Lysilla Lambi und seine Krieger beaufsichtigte.
»Pfeile heraus!«, rief Mag bei den Bogenschützen. Ihm war die Anspannung deutlich anzuhören.
Ein dichtes Nebelband lag zwischen dem Wald und dem Ufer. Plötzlich erbebte der Boden. Kies knirschte. Schwere Hufe donnerten vor ihnen. Selbst Alfadas konnte von seiner erhöhten Position aus nicht erkennen, was dort heranstürmte. Obwohl er freilich genau wusste, wer sie angriff.
Die Gesichter der Männer in seiner Nähe waren aschfahl. Trotz der Kälte stand ihnen der blanke Schweiß auf der Stirn. Dann brach ein großer, gehörnter Schädel aus dem Nebelgrau. Das Splittern von Piken und das Schreien von stürzenden Männern hallte über den Uferstreifen. Pfeile flogen dem unsichtbaren Gegner entgegen. Lautes Brüllen erklang als Antwort.
Eine massige, schwarze Gestalt war in die Pikenformation eingebrochen. Stangenbeilträger stürmten vor. Ihre schweren Klingen zerhackten Schultern und Schädel des Stieres. Dunkles Blut quoll über den grauen Kies. Breite Wunden klafften im Fleisch des Stiers.
Schon kamen die nächsten Bullen heran. Lambis Männer gingen brüllend zum Gegenangriff über. Eine Windbö zerteilte den Nebel. Schließlich waren nur
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