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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sich alle Knochen brechen!
    Eine Unebenheit im Boden ließ den Eissegler einen Sprung machen. Veleif stieß einen schrillen Schrei aus. Der Skalde war begeistert! Er wagte es sogar, ein Halteseil loszulassen und den Truppen zuzuwinken. Verdammter Bastard! Wie würde es aussehen, wenn er hinter dem Dichter zurückstünde?
    Alfadas winkte mit beiden Armen. Hoffentlich reichten die Bodenlaschen allein, ihn zu halten. Die Fahrt war wie ein Rausch! Das Gefühl für die Geschwindigkeit ging langsam verloren. Ob man wohl auf so einem Segler herumlaufen konnte, wenn man sich an die Geschwindigkeit gewöhnte? Ulric und Kadlin würde es sicher gefallen, mit so einem Boot eine Fahrt über den vereisten Fjord zu machen.
    Der Herzog blickte nach vorn. Sie hatten ihr Ziel fast erreicht. Am Tor der Bergfestung erwartete sie ein hoch gewachsener Elf auf einem Schimmel. Das weiße Haar fiel ihm bis auf die Schultern. Er trug ein langes Gewand in der Farbe von frischem Rahm. Das Gesicht des Elfen wirkte abgezehrt. Nie war Alfadas einem Mann begegnet, der so müde aussah. Eine Ehrengarde begleitete den Fürsten von Phylangan. Krieger in weißen Waffenröcken mit langen silbernen Kettenhemden flankierten das Tor und bildeten eine weite Gasse in die große Höhle, die sich geöffnet hatte.
    Ollowain bremste den Eissegler ab und drehte das Segel aus dem Wind. Hufschlag erklang. Orimedes, Lysilla und Fenryl preschten heran.
    »Ich heiße euch im steinernen Garten willkommen«, sagte der Elfenfürst feierlich und machte die Andeutung einer Verbeugung.
    Alfadas sah, wie selbst Männer, die weit entfernt standen, aufblickten, obwohl Landoran nur leise gesprochen hatte. Vielleicht lag es am Tal, vielleicht hatte der Elf auch einen Zauber gewirkt. Jedenfalls hatte der Herzog den Eindruck, dass ein jeder Landoran verstehen konnte, obwohl er in der Zunge seines Volkes sprach. »Ich danke unseren Verbündeten, den Menschen und den Kentauren, die mit ihrem Mut Leid und Tod von meinen Brüdern und Schwestern abgewendet haben. Und ich trauere mit euch um eure Gefährten, die für ihre Tapferkeit mit dem Leben bezahlt haben. So kehrt nun ein in unsere lichten Hallen und bettet eure müden Häupter zur Ruhe. Und wenn der Tag kommt, an dem euer Mut erneut auf die Probe gestellt wird, dann wisset, dass der steinerne Garten noch nie erobert werden konnte. Ganz gleich wie stark die Angreifer auch scheinen mögen, sie müssen erst den Berg bezwingen, bevor sie mit uns kämpfen können. Und was ist selbst ein Troll im Vergleich zu einem Berg?«
    Alfadas wünschte im Stillen, der Fürst hätte mit seiner Rede ein wenig mehr Lambis Ton getroffen. Sicherlich waren es freundliche Willkommensworte, doch sie lösten keine sonderliche Begeisterung aus. Er sah sich in der Halle um. Ollowain hatte ihm davon erzählt; er hatte gesagt, sie würden zunächst in den Schneehafen gelangen, wenn sie über den Gletscher nach Phylangan reisten. So sehr sich der Schwertmeister auch bemüht hatte, ihm die Halle zu beschreiben, hatte sich Alfadas' Verstand dagegen gesträubt, sich einen Hafen in einem Berg vorzustellen. Nun sah er sich staunend um, denn einen Ort wie diesen hatte er selbst in Albenmark noch nicht gesehen.
    Der Schneehafen war eine Höhle, so weit, dass man vergaß, ins Innere eines Berges getreten zu sein. Die Normirga hatten einen seltsamen Zauber gewirkt, der die Höhlendecke verschwinden ließ. Stattdessen gab es dort ein unstetes, blausilbernes Licht, das flackerte wie eine Fackel im Sturm. Es ließ Menschen und Elfen blasser erscheinen, als sie wirklich waren. Und der Atem, der ihnen in hellen Wolken vor den Mündern stand, bekam etwas Unwirkliches, Magisches.
    Der Boden der weiten Halle bestand aus zerschrammtem Eis, und die fernen Wände schienen von Raureif und Eisblumen bedeckt zu sein. Am nördlichen Ende lagen steinerne Hafenmolen. Mächtige Eissegler, groß wie Handelsschiffe, lagen dort vertäut. Manche von ihnen hatten drei Masten. Ihre Segel waren gerefft, und von der Takelage und den Rahen hingen lange Eiszapfen, als seien diese Schiffe des ewigen Winters schon lange nicht mehr ausgelaufen.
    Entlang der Piers warteten Ladekräne mit haushohen, hölzernen Laufrädern. Dunkle Öffnungen im Felsen mochten zu Lagerhallen führen.
    So wie Delfine zuweilen von kleineren Fischen begleitet wurden, so waren auch diese großen Eissegler umlagert von kleineren Booten, die aussahen wie jenes, auf dem Alfadas in den Schneehafen gekommen war. Ihre Masten

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