Elfenwinter
Diener abgeben.
Die Vergangenheit kehrte zurück, dachte Orgrim zufrieden und rieb sich fröstelnd die Arme. Etwas hatte sich verändert… Plötzlich war da eine unnatürliche Kälte, die bis tief ins Mark der Knochen schnitt. Eine Kälte, die nichts mit dem Winter zu tun hatte!
Alarmiert wandte er sich um. Branbart hatte mitten in seinem endlosen Vortrag über den Angriff auf den Königsstein innegehalten. Auch Birga wirkte beunruhigt. Nur Skanga hatte wieder ihre Augen geschlossen und tat so, als schlafe sie.
Plötzlich schob sich aus dem Eis vor den Füßen des Königs ein geisterhafter Tierkopf. Branbart machte erschrocken einen Satz zurück und strauchelte. Dumgar schlug mit seiner Keule nach der Kreatur, die sich aus dem Eis schob, doch seine Waffe glitt wirkungslos durch die Geistergestalt hindurch.
Jetzt erkannte Orgrim, was dort vor ihnen stand. Während alle Herzöge erschraken und selbst Birga zurückwich, bewahrte er die Ruhe, auch wenn sein Herz beim Anblick dieses widernatürlichen Geschöpfs wild wie eine Kriegstrommel schlug.
»Ich grüße dich, Fürst Shahondin«, erklang Skangas leise Stimme. »Bringst du mir die Nachricht, die dich wieder in dein Fleisch kleiden wird?«
»Ich bringe Nachrichten, die viele Trollkrieger davor bewahren werden, ihr Fleisch abzulegen«, entgegnete der Elfenfürst spitz. Seine Stimme erklang in Orgrims Kopf. Der Troll griff sich an die Stirn. Wie war dieser verdammte Elf, oder was immer er jetzt war, in seinen Verstand gekommen? Auch die übrigen Krieger im Rat des Königs wirkten bestürzt.
»Dies ist die einzige Art, auf die unser Freund zu uns sprechen kann«, beruhigte sie Skanga. »Nun berichte uns, Shahon-din.«
Der Elf beschrieb in allen Einzelheiten die Verteidigungsanlagen von Phylangan und welche Truppen sie besetzt hielten. Als er seinen Vortrag beendete, war es totenstill. Selbst Branbart schien klar zu sein, welch schreckliche Opfer ein Angriff auf den Königsstein verlangen würde.
Mit Schaudern erinnerte Orgrim sich an das Blutbad auf den Mauern von Reilimee. Und nun würden sie ein enges Tal stürmen, das von Dutzenden Elfenkatapulten und einigen hundert Armbrustschützen gesichert wurde. Und sie würden ein Tor einrammen müssen, das darauf ausgelegt war, selbst Trollen zu widerstehen. »Wir brauchen Rammböcke, die von Mammuts geschleppt werden«, sagte Branbart. »Damit werden wir selbst das Tor vom Königsstein öffnen können.«
»Aber die riesigen Baumstämme für solche Rammen könnten wir nur aus den Wäldern der Slanga-Berge holen«, wandte Dumgar ein. »Die Maurawan werden wie wilde Hornissen über uns herfallen.«
»Hast du Angst vor Hornissenstichen?«, fragte Branbart verächtlich. »Vielleicht hat Skanga Recht, und ich sollte es mir noch einmal überlegen, dir deine alten Felsenburgen zurückzugeben.«
»Kannst du die Tore nicht von innen öffnen?« Mandrag wandte sich direkt an den Elfenfürsten. Shahondin ging auf den Ältesten zu und blieb dicht vor dem Greis stehen. Plötzlich schnellte sein Kopf vor, und er drang in den Leib Mandrags. Fast augenblicklich zog er sich zurück. Der Alte ächzte und griff nach seinem Herzen. Seine Lippen hatten sich blaugrau verfärbt, und seine Beine zitterten.
»Ich kann nach nichts greifen, was von fester Form ist«, erklang die unheimliche Stimme des Elfenfürsten in Orgrims Kopf. »Solange ich in dieser Gestalt gefangen bin, werde ich keine Hilfe dabei sein, die Tore zu öffnen. Ich gleite durch die Zugketten und Hebel hindurch. Wenn ich meinen Leib zurückbekäme, wäre das freilich etwas anderes. «
»Ich lasse nicht mit mir feilschen«, entgegnete Skanga scharf »Du weißt, was du mir schuldest. Es gibt keinen anderen Weg für dich!«
»Gib mir fünfhundert Krieger, und ich werde dir die Tore des Königssteins von innen öffnen, Branbart«, forderte Orgrim. Er hatte die Schilderungen des Elfen aufmerksam verfolgt und war überrascht, welche Schwächen die Festung aufwies.
»Du willst durch den Albenstern gehen?«, fragte Shahondin. »Er liegt auf einer Brücke, die über einem Abgrund endet. Am anderen Ende steht ein Festungsturm. Dort gibt es kein Durchkommen.«
»Fünfhundert Krieger, mein König«, forderte Orgrim. »Wenn du Glück hast, dann wirst du mich für immer los. Und wenn ich dir die Tore öffne, dann machst du mich zum Herzog.«
Branbart knetete nachdenklich sein Kinn. Plötzlich erhellte ein Lächeln seine Züge.
»Gut, ich nehme dein Angebot an! Öffne mir die Tore
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