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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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des Königssteins, und du wirst bekommen, was du dir so sehr wünschst.«
    »Du schickst deine Männer in den sicheren Tod.« Der Elfenfürst trat dicht an Orgrim heran. Ein eisiger Hauch streifte den Troll. »Der Geruch des Todes haftet dir jetzt schon an.«
    »Das ist der Geruch der Feinde, die ich erschlagen habe.« Or-grim wandte sich an Skanga. »Du musst mich und meine Männer sicher über die Albenpfade führen. Und du, Elf, wirst mir alle Fragen beantworten. Ich muss genau wissen, wie es in der Festung aussieht. Heute Nacht noch werde ich meine Männer aussuchen.« Er blickte zum Himmel. Die Dämmerung tauchte den Horizont in blutiges Rot. Hoch über ihren Köpfen zog ein einsamer Schneefalke seine Kreise.

KALTER ATEM

    Asla stand in der Tür des Langhauses und stemmte die Hände in die Hüften. Wenn Ulric zurück war, würde er eine Tracht Prügel bekommen, die er bis ans Ende seiner Tage nicht vergessen würde! Und Kalf brauchte sich hier in nächster Zeit auch nicht blicken zu lassen!
    »Sei gnädig zu ihnen, Firn«, flüsterte sie. Mit der Dämmerung hatte erneut Schneefall eingesetzt. Ulric und Gundar waren seit drei Tagen überfällig. Kalf war sich sicher, dass sie im Wehrberghof Zuflucht vor dem Unwetter gesucht hatten. Zwei Tage lang hatte es ohne Unterbrechung gestürmt. Wer von diesem Unwetter ohne ausreichenden Schutz in den Bergen überrascht worden war, der hätte jämmerlich erfrieren müssen. Aslas Finger krallten sich in den Stoff ihres Kleides. Alfadas würde auch eine Abreibung bekommen, sobald er zurück war. Er hatte dem Jungen diese Flausen in den Kopf gesetzt!
    Asla hatte vor fünf Tagen Kalf darum gebeten, ihren Jungen zu suchen. Der Fischer war Ulrics Fährte zum Pass in die Berge hinauf gefolgt. Er hatte beobachtet, wie Ulric im Wehrberghof Zuflucht fand. Dorthin führten auch die Spuren Gundars. Doch statt Ulric zu holen, war Kalf allein zurückgekehrt und hatte erzählt, es sei wichtig für den Jungen, dieses Abenteuer zu bestehen.
    Asla atmete tief aus. Sie waren alle verrückt, die Männer! Ul-ric war sieben! Er hatte sich nicht allein in den Bergen herumzutreiben, und das wusste er auch genau.
    Yilvina trat an ihre Seite und spähte in die Dämmerung.
    »Siehst du ihn?«, fragte Asla.
    »Nein. Aber der Priester wird schon auf deinen Sohn aufpassen. Er ist ein vernünftiger Mann.« Es gibt keine vernünftigen Männer, dachte Asla wütend und kehrte ins Langhaus zurück. Nach dem Ausflug an die frische Luft empfand sie die stickige Wärme des Langhauses als bedrückend. Ihre Augen tränten vom Rauch des Feuers. Sie zog den Vorhang zur Stiefelkammer hinter der Tür zu.
    Ole stank fürchterlich. Selbst der Rauch vermochte den Verwesungsgeruch nicht mehr zu vertreiben. Ihr Onkel hatte hohes Fieber. Er erwachte nur noch selten. Nichts würde ihn mehr retten. In den kurzen Augenblicken, in denen er zur Besinnung kam, wimmerte er vor Schmerzen. Und er verfluchte einen Elch, der ihn betrogen hatte. Asla sah kurz nach Kadlin. Die Kleine lag in ihrer Schlafnische und hielt die Strohpuppe an ihre Brust gedrückt, die Yilvina für sie gemacht hatte. Asla beobachtete die Elfe aus den Augenwinkeln. Yilvina verharrte völlig bewegungslos, so als sei sie aus Holz geschnitzt und nicht aus Fleisch und Blut. Sie hatte etwas Unheimliches an sich. In ihrer Gegenwart fühlte sich Asla plump und unbeholfen. Und hässlich… Wenn nur Emerelle endlich erwachen würde! Die Königin würde gewiss darauf bestehen, so schnell wie möglich nach Albenmark zurückzukehren.
    Blut hob seinen schweren Kopf und schnaubte leise. Sie hatte den Hund wieder ins Haus geholt, als vor drei Tagen der Sturm aufgezogen war. Mit einer starken Leine war er an einen der Stützbalken nahe am Eingang angebunden. Der Hund hatte nicht versucht, das dicke Hanfseil zu zerkauen. Er war ihr dankbar dafür, wieder in der warmen Stube zu sein, glaubte Asla. Hier konnte auch Kadlin mit ihm spielen. Dennoch blickte er ständig zu der Butze hinüber, in der Ole lag.
    Der Hund schien auf den Tod seines Peinigers zu warten.
    Plötzlich richtete Blut die Ohren auf. Er sprang auf und blickte zu dem schweren Vorhang, hinter dem die Stiefelkammer lag.
    Quietschend schwang die Haustür auf. Sofort war auch Asla auf den Beinen. »Ulric?« Ein stoppelbärtiges Gesicht schob sich durch den Vorhang. Erek, ihr Vater.
    »Ich war es Leid, zu Hause die Decke anzustarren, Mädchen.« Er rieb sich die rot gefrorenen Hände, trat in die Stube und hängte

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