Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
seinen abgewetzten Pelzmantel an einen Haken nahe der Feuerstelle. »Hast du eine Schale Suppe, Mädel?« Er ließ sich mit einem Seufzer am Tisch nieder und starrte dann ungerührt in Yilvinas Richtung. »Nichts wärmt die alten Knochen so gut wie der Anblick einer holden Maid. Du hast mir noch immer nicht erzählt, ob zu Hause ein Liebster auf dich wartet. Ich bin zwar nicht mehr der hübscheste Mann im Dorf, aber dafür bin ich sehr erfahren.« Er grinste frech. »Glaub mir, das gleicht einiges aus.«
    »Vater!« Asla stellte eine Schüssel mit Hirsebrei vor ihm auf den Tisch. Im Grunde mochte sie es, wenn er seine schamlosen Spaße mit der unnahbaren Elfe trieb. Aber unter ihrem Dach konnte sie das nicht dulden. »Was würde Mutter sagen, wenn sie dich jetzt hören könnte.«
    Erek legte seine roten Hände um die Suppenschüssel. »Deine Mutter mochte es ganz gern, wenn ich schlüpfrige Spaße machte.« Er nickte in Yilvinas Richtung. »Und ich glaube, meine hübsche Freundin dort drüben mag es auch. Jedenfalls hat sie noch nie protestiert.«
    Auch jetzt reagierte die Elfe nicht auf die Worte des Alten. Plötzlich schämte sich Asla. Die Königin und ihre Leibwächterin waren gewiss keine Gäste, wie man sie sich wünschte, aber auch für sie galten die alten Gesetze der Gastfreundschaft. Es war unverzeihlich zu dulden, dass ihr Vater Fremde bedrängte, die unter ihrem Dach Zuflucht gesucht hatten.
    »Es reicht jetzt, Erek!«, sagte sie leise, aber mit Nachdruck. »Lass sie in Ruhe, oder du zwingst mich, dir die Tür zu weisen.«
    Ihr Vater sah überrascht auf. Hatte er etwa geglaubt, er täte ihr einen Gefallen? Sie hätte früher etwas unternehmen sollen!
    Draußen wieherten die Pferde. Bevor der Schnee kam, hatten sie nur einen grob gezimmerten Stall an der Rückseite des Langhauses errichten können. Was hatte sich Alfadas nur dabei gedacht! Sie war nicht darauf vorbereitet, vier riesige Pferde über den Winter zu bringen. Im ganzen Dorf hatte sie Futter zusammenkaufen müssen. Und wozu? Ein einziges Mal hatte sie die große Kutsche angeschirrt und eine kurze Ausfahrt gemacht. Und für diesen Spaß bezahlte sie jeden Tag mit zusätzlicher Arbeit! Wenn dieser Nichtsnutz wenigstens hier wäre! Dann würde sie ihn durch den Sturm hinaus zum Stall schicken. Ihre Augen wurden feucht. Ja, wenn er doch nur hier wäre…
    Blut sprang auf. Knurrend fixierte er die Rückwand des Hauses. Wieder wieherten die Pferde. Ein Donnerschlag erklang. Nein… Eines der Tiere hatte wohl mit seinen schweren Hufen vor die Stallwand getreten. Was war dort los? Asla griff nach ihrem Umhang. Sie musste hinaus und nachsehen.
    Kadlin schlug den Vorhang ihrer Schlafnische zur Seite. Ein Schwall kalter Luft drang in die Stube. Blut begann wie wahnsinnig zu kläffen und zerrte verzweifelt an dem Seil, mit dem er angebunden war.
    »Mama…« Die Kleine begann zu weinen. Ihr Gesicht war rot vor Kälte. Hatte sie wieder ein Loch in die Polster aus Moos und Lehm gekratzt, mit denen die Fugen zwischen den schweren Balken des Langhauses abgedichtet waren? Asla beugte sich vor und nahm sie auf den Arm. Sie war so kalt, als hätte sie in ihrem Nachthemdchen draußen im Sturm gestanden. Asla stand der Atem vor dem Mund, als sie Kadlin aus der Butze hob. Ein kurzes Zischen war trotz des Gekläffs von Blut deutlich zu hören. Yilvina hatte ihre beiden Schwerter gezogen. »Geh zur Seite, Menschentochter!«
    Jetzt begann Halgard in ihrer Schlafnische leise zu wimmern. Erek holte das greise Mädchen und nahm es auf den Arm.
    Yilvina schob vorsichtig mit einer Schwertklinge den Vorhang von Kadlins Butze zurück. Der Stoff knackte leise. Die Wolldecke war auf der Innenseite von Raureif überzogen. Die Schlafnische war leer.
    »Was geht hier vor?« Asla rieb Kadlin die Hände, damit die Kleine wieder warm wurde. Ihre Lippen waren ganz dunkel vor Kälte. Sie schaffte das Mädchen zur Feuergrube hinüber, in der dunkelrot die Holzscheite glühten. Yilvina sah sich misstrauisch um. Die Elfe hielt noch immer die blanken Schwerter in Händen. Sie drehte sich langsam auf der Stelle. Worauf wartete sie? Hier war doch niemand. Der einzige Weg ins Haus führte durch die kleine Stiefelkammer.
    Blut hatte aufgehört zu bellen. Sein Nackenfell sträubte sich. Er hatte die Ohren steil aufgerichtet und seinen Schwanz zwischen die Hinterbeine geklemmt. Plötzlich wurde die Glut in der Feuergrube dunkler. Etwas Weißes schob sich zwischen den Holzscheiten hindurch. Kurz

Weitere Kostenlose Bücher