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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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gerissen, als sich deren Schneide in das Holz der Bordwand fraß. Warmes Blut spritzte Alfadas von den Kufen ins Gesicht. Blinzelnd versuchte er zu erkennen, was vor dem Rumpf vor sich ging. Ein letztes Häuflein Überlebender stand Rücken an Rücken beisammen. Die Trolle hatten sich ein wenig zurückgezogen, um sich vor den Kufen der Eissegler in Sicherheit zu bringen.
    Ein Schatten zog an der Rosenzorn vorbei. Die Weidenwind war ebenfalls zur Rettung der Überlebenden eingetroffen. Sie machte jedoch noch wesentlich mehr Fahrt. Lysilla und zwei andere Elfen, die Alfadas nicht kannte, hatten sich Seile umgebunden und stützten sich mit beiden Beinen schräg gegen die Bordwand. Lysilla deckte ihre Gefährten mit zwei wirbelnden Schwertklingen. Mit einem lässigen Hieb prellte sie einen Wurfspeer aus seiner Flugbahn und versetzte einem Troll, der seine Hände nach ihr ausstreckte, einen zielsicheren Stich ins Auge. Dann waren sie bei den Überlebenden.
    Kräftige Hände umklammerten einander. Lysilla ließ ihre Waffen fallen und zog einen verwundeten Elfen an Bord.
    Alfadas wandte seinen Blick ab, um den Moment, in dem er zupacken musste, nicht zu verpassen. Über ihm war das scharfe Klacken der Armbrüste zu hören, mit denen seine Besatzung die Trolle auf Abstand hielt.
    Unter den Überlebenden, die ihnen jetzt mit verzweifelt ausgestreckten Händen entgegenliefen, erkannte der Herzog Egil Horsason, den Sohn des Königs. Der junge Mann stützte zwei Verwundete.
    Die ersten Krieger erreichten Alfadas. Er griff nach ausgestreckten Händen, er zog die Fliehenden zu sich heran und half ihnen, nach den Tauen zu greifen, die von der Bordwand hingen. Wer ein Tau zu packen bekam, war binnen Augenblicken an Bord gezogen. Wie Ertrinkende klammerten sich die Männer an Alfadas. Einige wurden vom Eissegler mitgeschleift.
    Obwohl das Schiff so langsam fuhr, war es immer noch zu schnell für die Verwundeten. Der Herzog sah Männer, die hilflos schreiend ihre Hände emporreckten. Humpelnd oder gar kriechend strebten sie der Rosenzorn entgegen.
    Egil half seinen beiden Kameraden, Seile zu ergreifen. Dann ließ er sich zurückfallen und eilte noch einmal hinaus auf das Eis. Er war unverletzt. Der Königssohn packte einen der Verwundeten. Mit einem Ruck wuchtete er ihn sich auf die Schultern und begann zu laufen.
    Lambi winkte ihm zu. »Lass ihn liegen, du Trottel! Du schaffst es nicht.« Die Trolle bewarfen die beiden Schiffe nun mit Eisbrocken. Ein dunkelhaariger Elf wurde in den Rücken getroffen. Der Schlag ließ ihn Alfadas in die Arme taumeln. Das Albenkind hustete ihm warmes Blut ins Gesicht. Alfadas stemmte ihn hoch. Hände griffen über die Reling und zerrten ihn hinauf.
    Egil rannte indessen, so schnell ihn seine Beine trugen, und Norgrimm selbst schien seine schützende Hand über den Königssohn zu halten. Kein Geschoss traf ihn. Langsam holte er auf.
    Alfadas reckte sich so weit zurück wie nur irgend möglich. Ein paar Zoll trennten sie noch. Egil streckte seine Rechte vor. Ihre Fingerspitzen berührten sich. Er griff um Alfadas' Handgelenk. Sein Gesicht war verzerrt vor Anstrengung. »Nimm ihn!«, keuchte er und schob die Hand des Herzogs hoch, sodass er den Gürtel des Verwundeten zu packen bekam. »Ich schaff es schon!«
    Alfadas fluchte. Er zerrte am Gürtel und warf sich zugleich zurück. Über ihm zerspritzte ein Eisklumpen an der Bordwand.
    Kalte Splitter trafen ihn im Nacken. Hastig schlang er ein Seilende um den Gürtel des Verletzten. Der Mann wurde hochgezogen.
    Egil war ein wenig zurückgefallen. Sein Atem ging keuchend. Das Gesicht des Königssohns war rot vor Anstrengung.
    »Los, Mann. Du schaffst es!«, feuerte Alfadas ihn an.
    Wieder berührten sich ihre Fingerspitzen. Alfadas streckte sich verzweifelt. Egil war am Ende. Ihre Hände verloren einander. Alfadas warf sich nach vorne. Das Sicherungsseil würde ihn schon halten. Wenn er Egil zu packen bekam, würde man sie beide gemeinsam hochziehen.
    Ihre Hände verhallten ineinander. Alfadas stürzte zwischen die Kufen auf das Eis. Im Fallen riss er Egil mit sich. Der Herzog drehte sich. Verzweifelt hielt er den Königssohn fest. Er sah die Axt in der Bordwand. Über ihr pendelte ein ausgefranstes Seil im Fahrtwind.
    Der Rumpf des Eisseglers glitt über ihn hinweg. Alfadas versuchte, mit der Linken eine der Querstangen zu umfassen, auf denen der Schiffsrumpf auflag. In Todesangst schlossen sich seine Finger um das vereiste Holz. Halb kniend wurde er nun

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