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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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gefährlich werden. Er musste den Zugang zu dem breiten Tunnel finden, der sich fünf Meilen lang quer durch den Berg erstreckte. Er verband die beiden Häfen miteinander. Wer diesen Tunnel beherrschte, der beherrschte auch den Königsstein. Von dort aus gab es Verbindungsgänge in alle Höhlen. Und wer die Felsenburg verlassen wollte, der musste es durch diesen Tunnel tun. Orgrim lächelte siegessicher. Sie würden denken, dass er hinab zum Schneehafen wollte, um den Angreifern das Tor zu öffnen. Aber er wusste es besser, und er hatte noch ganz andere Pläne. Pläne, die er nicht einmal dem König oder Skanga verraten hatte. Mit etwas Glück würden sie die Elfen in ihrer großartigen Festung an einem einzigen Tag besiegen.
    Neben ihm kam ein weiterer Krieger am Seil hinab. Bald würden fünfhundert Trolle im Herzen der Elfenfestung sein. Wer sollte sie dann noch aufhalten?

DAS FEUER FÄLLT ZURÜCK

    Ollowain blickte den weiten Passweg hinab. Er stand in einer Kasematte, die hundert Schritt oberhalb des Schneehafens lag. Der große, tief in den Fels getriebene Raum war als Kommandoposten für die Verteidigung des Passes vorgesehen. An seiner Ostwand standen in hohen Nischen Katapulte, die hinab auf den Passweg wiesen. Auch einige schwere Armbrüste waren auf hölzerne Sockel gesetzt, bereit, auf jeden Feind im Pass zu schießen. In der Mitte des Raums stand ein großer Kartentisch, auf dem Pläne der Festung ausgebreitet lagen. Kristallkaraffen mit Apfelwein, Schwerter und Dolche beschwerten die Kartenenden, sodass sie sich nicht aufrollten. Einige Gläser, halb gefüllt mit Wasser oder verdünntem Apfelwein, standen auf dem Tisch verteilt. Auf einem kleineren, zweiten Tisch war eine Platte mit kaltem Braten serviert. Frisches aufgeschnittenes Brot verbreitete einen angenehmen Duft.
    Der Schwertmeister stand in der mittleren der Geschütznischen. An ihren Seitenwänden türmten sich Pyramiden aus schweren Steinkugeln. Einige Bündel mit Armbrustbolzen lehnten an der Wand. Ein Stück hinter Ollowain ragten vier goldene Rohre aus dem Fels, deren trichterförmige Mündungen mit Holzpfropfen verschlossen waren.
    Von dem Platz, an dem Ollowain stand, konnte er durch eine Schießscharte das ganze Tal überblicken. Vier ähnliche Kasematten lagen wie die Ebenen eines Festungsturms unter ihnen in der Steilwand.
    Die Katapulte schossen Stein auf Stein in die heranstürmenden Trolle. Der Pass war schwarz von wimmelnden Feinden. Und sie zahlten einen fürchterlichen Blutzoll. Unablässig wurden sie aus den Kasematten über dem Hafen und den Stellungen beschossen, die sich in den langen Bergflanken verbargen. Sie mussten schon hunderte Krieger verloren haben! Und sie hatten keine Möglichkeit, sich an den Elfen, Menschen und Kobolden zu rächen, die gut gedeckt hinter den schmalen Schießscharten standen.
    Fast alle Trollkrieger trugen mächtige Holzschilde. Sie formten Kolonnen und versuchten sich so nach allen Seiten hin mit den Schilden zu decken. Doch dies war eine trügerische Sicherheit, denn die Marschkolonnen waren leichte Ziele für die Katapulte. Immer wieder rissen ihre steinernen Geschosse blutige Schneisen in die Marschsäulen.
    Manche Trolle hatten sich mit dicken Reisigbündeln behängt und vertrauten darauf, dass kein Pfeil ihre seltsamen Rüstungen zu durchdringen vermochte. Sie wurden zu den bevorzugten Opfern der Schützen, die Brandpfeile verschossen.
    Die bedrohlichsten Waffen, die von den Trollen ins Feld geführt wurden, waren drei riesige Rammböcke. Man hatte sie mit Schutzdächern versehen, auf denen dicke, grasgefüllte Lederpolster angebracht waren. Die meisten Katapultsteine prallten wirkungslos von den Polstern ab. Auch Brandpfeile vermochten dem eisverkrusteten Leder nichts anzuhaben.
    Das haben ihnen ihre Koboldsklaven gebaut, dachte Ollowain verärgert. Von sich aus wären Trolle niemals auf so eine Idee gekommen!
    Der erste der Rammböcke hatte es bis hinauf zum Tor des Schneehafens geschafft. Es klang wie ein Gongschlag, als die Ramme zum ersten Mal gegen das große goldene Tor schlug. Ollowain sah, wie die Kristallgläser auf dem Kartentisch erzitterten. Das Geräusch fuhr einem tief in den Bauch hinein. Für Lärm, der von Trollen verursacht wurde, klang es außergewöhnlich feierlich.
    Der Schwertmeister beugte sich weit aus der Schießscharte, um besser sehen zu können, was unten am Tor vor sich ging. Wieder ertönte ein tiefer Gongschlag. Langsam brachten die Trolle ihren zweiten

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