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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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diesen Worten verließ er den Kreis seiner Hauptleute und trat eine jener einsamen Wanderungen an, die ihm in den letzten Nächten zur Gewohnheit geworden waren.
    Schließlich führten ihn seine Schritte zu Blut. Sie hatten den Hund am späten Nachmittag mehr tot als lebendig in einer Schneewehe am Ufer gefunden. Sein Fell war ganz mit Eis überzogen gewesen. Obwohl er am Ende seiner Kräfte war und einen Lauf gebrochen hatte, versuchte er sich davonzuschleppen, als Alfadas zu ihm kam. Der Herzog hatte sich fast eine Stunde Zeit für den Hund genommen. Er hatte ihm das Eis aus dem Fell gebürstet und ihn mit kleinen Streifen Trockenfleisch gefüttert. Blut war mit einem dicken Seil an einem der Schlitten angebunden. Als der Hund Alfadas sah, sprang er auf und kläffte. Wieder wollte er davonlaufen. »Ruhig, mein Feiner. Ruhig. Ich weiß, was du willst.«
    Der Herzog kniete neben ihm nieder. »Du willst mich zu Kad-lin bringen, nicht wahr. Gedulde dich noch diese Nacht. Morgen werde ich mit dir kommen.«
    »Bist du dir da sicher?«
    Alfadas musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer hinter ihm stand. Es hatte ihn schon gewundert, dass Ollowain während des Kriegsrats kein einziges Wort gesagt hatte.
    »Bist du dir sicher, dass du leben willst? Dein Schlachtplan ist die blanke Unvernunft. Ich war dabei, als der junge Holzfäller von den Trollen erzählt hat. Er sagte, es seien vier- oder fünfhundert. Deine Veteranen mögen sehr tapfer sein, Herzog, aber du musst vier von ihnen für jeden Troll aufbieten, den es zu besiegen gilt. Wenn du morgen kämpfst, werden sie alle sterben. Denk an Asla und Kadlin!«, ermahnte ihn der Elf.
    Alfadas strich Blut über das struppige Fell. »Ich denke an nichts anderes. Sie hätten den Hund nicht geschickt, wenn sie nicht in höchster Gefahr wären.«
    »Du machst dir da etwas vor, mein Freund! Asla weiß doch nicht einmal, dass du zurückgekehrt bist. Warum sollte sie den Hund schicken?«
    »Sie spürt, dass ich auf dem Weg zu ihr bin«, entgegnete er wütend.
    »Das redest du dir ein, und das weißt du auch. Es gibt nur einen vernünftigen Grund, warum Blut nicht mehr bei deiner Tochter und deinem Weib ist.« Ollowain packte ihn bei den Schultern. »Verschließ dich nicht vor dem Offensichtlichen! Führe deine Männer nicht in den Tod, um zu retten, was längst verloren ist!«
    »Sie leben!« Alfadas stieß seinen Freund von sich. »Sie sind hinter der zweiten Palisade, und sie warten auf mich. Du musst morgen nicht kämpfen, wenn du Angst hast. Die Maurawan werden dort sein. Sie sind der Schlüssel zum Sieg. Und vielleicht kommen auch noch Orimedes und seine Kentauren. Ly-silla hat ihn sicher längst gefunden.«
    »Du weißt, dass ich den Tod nicht fürchte«, sagte Ollowain traurig. »Aber ein Feldherr, der seine Schlachtreihen mit Hoffnungen statt mit Kriegern füllt, der macht mir in der Tat Angst. Dennoch werde ich morgen bei dir sein, mein Freund. Wenn du schon nicht auf dich achtest, dann muss ich es tun.«
    Alfadas blickte nach Süden. Die Sturmböen hatten nachgelassen. Es fing an zu schneien. »Sie sind dort irgendwo«, sagte er leise. »Und sie brauchen mich.«

»SIE LIEGT VOR DIR!«

    Ollowain blickte die Schlachtlinie entlang. Alle waren sie gekommen, obwohl Alfadas ihnen freigestellt hatte zu gehen. Oder vielleicht gerade weil er es getan hatte?
    Er sah nach rechts zu dem Hügel. Die Maurawan waren nicht erschienen! Nicht einmal Silwyna war zurückgekehrt. Aber die Trolle hatten sich eingefunden. Auch wenn es keine fünfhundert zu sein schienen, waren es allemal mehr als genug, um die Menschensöhne in Stücke zu schlagen.
    Der Herzog saß mit versteinerter Miene auf dem grauen Hengst, den ihm Fürst Fenryl zum Abschied geschenkt hatte. Jetzt war es zu spät, um sich noch zurückzuziehen.
    Die Trolle rückten in einem ungeordneten Pulk vor. Sie bewegten sich auf den rechten Flügel zu, dorthin, wo der Hügel lag, den niemand besetzt hielt. Wenn sie ihn erreichten, könnten sie die ganze Schlachtlinie der Menschenkinder aufrollen.
    Alfadas zog sein Schwert. Mit einem gezwungenen Lächeln wandte er sich dem kleinen Häuflein Reiter zu. »Wie es scheint, werden wir unsere Elfenfreunde aus den Wäldern ersetzen müssen.«
    Das metallische Klacken der Armbrüste erklang. Dutzende Bolzen schlugen in die Flanke der Trolle. Krieger strauchelten und schrien, doch der Vormarsch auf den Hügel verlangsamte sich nicht. So gering schätzten die Hünen die Kampfkraft der

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