Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
sagte Lambi mit Nachdruck.
    »Und wenn man dich fragen würde?«
    Der Jarl schnaufte. »Mich? Hast du jemals von einem König mit einer halben Nase gehört? Vergiss es, Veleif. Ich erinnere mich noch an die grinsenden Gesichter, als ich in Ketten nach Albenmark geschleppt wurde. Die betrachten mich nicht einmal als ihresgleichen. Eher findest du ein Schaf, das Goldstücke scheißt, als dass diese eingebildeten Hurenreiter mich über sich stellen.«
    Der Skalde kauerte sich in den Windschatten des Stammes. »Vielleicht sollte ich ein Heldenlied über dich dichten. Mit der Zeit würde man dich in einem anderen Licht sehen.«
    »Worüber willst du singen? Über einen Helden, der goldene Türen klaut? Lass es! Wenn du mehr als zwei Verspaare über meine Heldentaten zusammenbringen wolltest, müsstest du hemmungslos lügen.« Lambis Blick wanderte zu den Elfen. Sie verharrten in einigem Abstand. Der eisige Wind zerrte an ihren Gewändern. Die Königin trug nicht mehr als ein dünnes Kleidchen und war barfuß! Fröstelnd wünschte sich der Jarl, er hätte sein goldenes Amulett behalten können.
    Oswin kam zu ihnen herüber. Lambi fühlte sich unwohl in Anwesenheit des jungen Jarls. Oswin war zu hübsch für einen Mann! Mit seinen grünen Augen, dem langen, rotblonden Haar und den bartlosen Wangen sah er aus wie eine Jungfer. Und zu allem Überfluss benahm er sich in Gegenwart der Männer, die aus Albenmark zurückgekehrt waren, so unbeholfen wie ein Jüngling, der zum ersten Mal in Liebe entflammt war. Für ihn waren alle, die ins Elfenreich gezogen waren, Helden.
    »Darf ich mich zu euch stellen?«, fragte Oswin. Lambi war versucht, es ihm zu verbieten, nur um zu sehen, wie der junge Jarl reagieren würde. »Mach nur«, brummte er stattdessen und sah zu Alfadas hinüber. Der Herzog kauerte auf dem Eis und starrte in das dunkle Wasser darunter. Noch immer versuchte der verrückte Hund, ein Loch ins Eis zu kratzen.
    »Was Blut wohl erzählen würde, wenn er reden könnte«, sagte Veleif und rieb sich fröstelnd die Arme.
    »Hunde, die reden? Man muss wohl Skalde sein, um sich so einen Unsinn auszudenken.«
    »Na, irgendeinen Grund wird Blut schon haben, dass er Alfa-das hierher schleppt.« Das dumme Geschwätz ärgerte Lambi. »Ich hab auch nicht für alles einen Grund, was ich tue. Stell dir vor, manchmal kratz ich mich am Hintern, ohne dass es mich gejuckt hat.«
    Oswin blickte betreten zu Boden. Offensichtlich war das kein Gespräch, wie er es von Helden erwartet hatte. Lambis Laune besserte sich sofort, als er sah, wie verlegen der junge Jarl wurde.
    »Du vergleichst dich also mit einem Hund?«, fragte Veleif spitz.
    »Wie kommst du darauf? Soll das ein Scherz sein? Mach noch so einen Spruch, und ich verknote dir deine Finger so, dass du in einsamen Nächten in Zukunft deine Füße zu Hilfe nehmen musst!«
    »Du sagtest doch…«, begann Veleif.
    Oswin ließ sich auf die Knie nieder. »Seht ihr das?« Er wischte etwas Schnee zur Seite. »Bei allen Göttern! Das sind ja Kinder!«
    Lambi sah nur weiße Schemen. Etwas hatte sich im Wasser zwischen den dunklen Ästen verfangen. Es bewegte sich sanft mit der Strömung. Plötzlich strich eine Hand über das Eis. Eine blasse Kinderhand! Ein Gesicht erschien. Einen Augenblick nur. Doch lange genug, es zu erkennen. Lambi hatte den Jungen nur ein einziges Mal zuvor gesehen… Aber der Elfendolch… Wie war das möglich? Der Kleine war doch schon in Honnigsvald…
    Die Strömung drückte den Jungen etwas tiefer. Wieder war er nur ein heller Schemen. Lambis Magen zog sich zusammen. Er blickte hinüber zu Alfadas. Wie sollte er ihm das sagen? Sollte er es sagen?
    »Es ist sein Sohn, nicht wahr?«, flüsterte Veleif. »Ich dachte… « Alfadas sah auf. Noch immer kratzte der Hund am Eis. »Hier ist eine Bruchstelle«, sagte der Herzog mit schwerer Stimme.
    Lambi zog sich am Baumstamm hoch. Warum hatte er nur mitkommen müssen! Alfadas musste es wissen. Er sollte von seinem Jungen Abschied nehmen können!

DAS TOTENFEUER

    Sein Haar klebte Alfadas nass in der Stirn. Er war in der Höhle gewesen und hatte die Spuren gelesen. Verzweifelt presste er die Lippen zusammen und kämpfte gegen die Tränen an. Sein Junge… Er hatte Yilvina und Halgard verteidigt. Warum war Ulric ins Wasser gegangen? Wie lange mochte er in der Finsternis ausgeharrt haben? Wie lange hatte er darauf gewartet, dass Blut Hilfe brachte? Der Herzog ballte die Rechte zur Faust und biss hinein, doch der Schmerz in der

Weitere Kostenlose Bücher