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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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dennoch machte er keinen Rückzieher.
    Gundar verspeiste grinsend einen zweiten Apfel, während Kadlin vom Wasser zurückkam. Müde rieb sich die Kleine die Augen. Blut lag lang hingestreckt im Gras und döste. Kadlin ging zu ihm hinüber und kuschelte sich an das zottelige, schwarze Fell. Bald war sie eingedöst.
    Alfadas betrachtete lange den Hund. Dicke Muskelstränge verbargen sich unter dem Fell, die Blut unförmig erscheinen ließen. Die Schramme an der Schnauze war von dunklem Schorf bedeckt. Im hellen Morgenlicht sah der Jarl noch viele ältere Narben. Er dachte an die Peitsche, die Ole zurückgelassen hatte. Ein Marterinstrument, geschaffen, um tiefe Wunden zu reißen. Mistkerl! Er sollte ihm all seine Hunde abnehmen!
    Gundar hatte den Kopf in den Nacken gelegt und sah einer einzelnen einsamen Wolke nach, die über den strahlend blauen Himmel zog. Der Priester sagte nichts, lächelte stumm in sich hinein, und doch war sein Schweigen beredter als alle Worte.
    Alfadas war noch immer nicht bereit aufzugeben. Einer von beiden würde schon zum Wasser gehen! Inzwischen war ihm egal, ob es Blut oder Kadlin war. Der Jarl hing seinen Gedanken nach. Was würde er Asla sagen, wenn er mit dem Hund zurückkehrte? Würde sie ein Urteil von Luth annehmen? Vielleicht. Dass es seine Entscheidung war, den Hund nicht zu töten, würde sie sicher nicht hinnehmen. Im Grunde war es nicht schlecht, den Priester zum Zeugen zu haben. So könnte er es sich leicht machen.
    Es war Gundar, der schließlich ihr Schweigen brach. »Es ist weit mehr als eine Stunde verstrichen, Jarl. Ich muss gestehen, dass ich inzwischen so durstig bin, dass ich mich versucht fühle, aus dem Fjord zu trinken. Wie lange willst du noch warten?«
    »Bis wir ein Zeichen erhalten«, entgegnete Alfadas trotzig.
    Der Priester seufzte. »Glaubst du nicht auch, dass Luth schon längst zu uns gesprochen hat? Wir können hier noch bis zur Abenddämmerung sitzen, und weder Kind noch Hund werden aus dem Fjord trinken. Bis heute habe ich dich immer für einen klugen Mann gehalten, Jarl. Du musst doch auch erkannt haben, was die Antwort ist. Der Schicksalsweber ist nicht bereit, dir deine Entscheidung abzunehmen.«
    Alfadas hatte mit einem Spruch dieser Art gerechnet. Die wesentliche Eigenschaft, die man benötigte, um Priester zu werden, war die Gabe, alles, was geschah, zu Gunsten seines Gottes zu deuten. Gundar mochte manche Fehler haben, aber um eine gewandte Zunge war er nicht verlegen. »Was also, meinst du, teilt mir dein Gott mit?«
    »Horche in dich hinein. Vergiss einen Augenblick alle anderen Menschen. Mich, dein Weib, sogar Kadlin. Mach dich frei von all den unsichtbaren Fesseln, die dich erdrücken. Nimm dir die Muße, über dein Leben und seine Zwänge nachzudenken, und dann tue das, was du für richtig hältst. Es wird auch der Wille Luths sein.« Alfadas griff nach der Axt und ging zu Blut. Dort schob er die Waffe in seinen Gürtel und nahm Kadlin auf den Arm. Einen Moment lang sah er den großen, hässlichen Hund an. »Komm, wir gehen frühstücken«, sagte er schließlich.

DAS SCHILFROHR

    Er spürte wohlige Wärme auf seiner Wange. Ganz nah war das leise Knistern eines Feuers zu hören. Ollowain wollte die Augen öffnen. Seine Lider waren verklebt und zugeschwollen. Nur mit Mühe brachte er schließlich das linke Auge einen Spalt weit auf. Gerade genug, um das Feuer zu sehen. Es war ungefährlich. Ein Kreis aus faustgroßen, weißen Steinen umringte es. Das Holz war bleich wie Knochen. Manche der Flammen loderten grünlich. Treibholz! Ollowain versuchte sich aufzurichten, um besser zu sehen, wo er war. Doch seine Glieder verweigerten ihm den Dienst. Es war, als bestünde er nur noch aus seinem Kopf. Und… Wieso roch er das Feuer nicht? Er konzentrierte sich ganz darauf, irgendeinen Geruch wahrzunehmen, doch da war nichts. Er spürte nicht einmal, wie er einatmete. Nicht in der Nase und nicht im Mund. Und doch hob und senkte sich seine Brust. Und ein fremdes, röchelndes Geräusch erklang. Panik packte ihn. War er tot? Er versuchte den Kopf zur Seite zu drehen. Unmöglich!
    Seine Kehle brannte. Wieder war da dieses Röcheln. Er atmete! Warum fühlte er es nicht? Sein Körper atmete, aber nicht mehr durch Mund oder Nase!
    Seine Zunge lag wie ein großes, taubes Stück Fleisch in seinem Mund. Sie war riesig! Er konnte sie kaum bewegen. Mit ihrer Spitze ertastete er dünne Fädchen zwischen seinen Zähnen. Ein bitterer Geschmack füllte seinen Mund.

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