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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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nicht noch zu schwach? Du hattest gesagt, wir sollten ihn möglichst wenig bewegen«, wandte der Kentaur ein.
    »Er weiß selbst, was gut für ihn ist. Ich werde mich mit ihm nicht über seine Befehle streiten. Willst du das, Pferdemann?«
    Orimedes beugte sich zu ihm herab. Wie Yilvina war auch der Kentaur übel von Bienenstichen entstellt. Gesicht und Oberkörper waren bedeckt mit Schorf, wo er die juckenden Beulen aufgekratzt hatte.
    Vorsichtig hob der Fürst ihn hoch und trug ihn auf seinen Annen aus der Höhle hinaus. Eine leichte Brise strich über Ollo-wains Gesicht. Weiße Felsen stachen wie alte Knochen durch den hellen Sand und türmten sich zu steilen Klippen, an die sich Matten aus wucherndem Grün klammerten. Vor ihnen lag der schmale Sandstreifen einer Bucht, die von Felsnadeln eingefasst wurde. Ollowain blickte hinaus auf die See. Aus dem azurblauen Wasser erhoben sich einzelne Bäume. Ihre Stämme waren dick wie Türme und von verkrustetem Salz überzogen. Dreißig Schritt oder höher, wo sie der Seegang nicht erreichen konnte, spannte sich das weit ausladende Astwerk der Kronen, dicht bevölkert von Winkerkrabben, Möwen und Kormoranen. Die riesigen Zeugenbäume hatten dem flachen Waldmeer seinen Namen gegeben. Stark wie Klippen trotzten die massigen, zerfurchten Stämme selbst den Orkanen des Frühjahrs. Sich ihnen zu nähern, war gefährlich. Weite Kränze von Luftwurzeln stachen wie Dornen um sie herum durch die See. Eine natürliche Barriere, die kleine Boote auf respektvollen Abstand hielt.
    »Dort drüben«, sagte der Kentaurenfürst und deutete mit dem Kopf nach Westen. Obwohl zwischen den Bäumen meist eine Meile oder sogar mehr Abstand lag, verwirrten sie das Auge, wenn man zum Horizont blickte. Es war, als sähe man durch ein großes Gitter hindurch. Endlich entdeckte Ollowain etwas Dunkles, einen Rumpf, über dem sich schwarze Segel spannten. Das Schiff war zu weit entfernt, um Einzelheiten zu erkennen, doch es wirkte auf beunruhigende Weise fremd. Ganz sicher war es nicht die Liburne der Königin. Es sah massiger aus als alle Elfenschiffe, die Ollowain kannte. »Hast du es gesehen?«, fragte der Kentaur.
    Der Schwertmeister stieß einen gurgelnden Laut aus und fluchte in sich hinein.
    Orimedes brachte ihn zurück zur Höhle. Dabei hielt der Pferdemann ihn dicht an seine Brust gepresst. Ein dünner, klebriger Schweißfilm lag auf der Haut des Kentauren. In diesem Augenblick war Ollowain froh, dass er nichts riechen konnte.
    Behutsam legte der Fürst ihn wieder auf den sandigen Boden. Der Schwertmeister versuchte sich aufzusetzen. Vergebens.
    »Denkst du auch, dass wir die Insel verlassen sollten?«, fragte Lyndwyn.
    JA, schrieb er in den Sand.
    »Hier in der Höhle befindet sich ein großer Albenstern. Sieben Pfade laufen dort zusammen. Ich habe ihn bereits erkundet. Etwas Seltsames geht mit den Albenpfaden vor sich.« Die Magierin machte eine vage Geste in Richtung der Stadt. »Jemand ist im Netz der Wege und zertrennt alle Pfade, die zum Herzland führen. Wir können nicht zurück auf Emerelles Burg. Wer immer dort sein Unwesen treibt, muss über große Macht verfügen, wenn er das Werk der Alben zerstören kann. Ist es klug, das Wagnis einzugehen, die Albenpfade zu beschreiten? Und wohin sollten wir gehen?«
    Ollowains Finger glitten über den Sand. Es gab einen Ort, an dem die Trolle nicht suchen würden.
    Lyndwyn sah ihn erschrocken an. »Bist du dir sicher?«
    »Wohin will er?«, fragte Silwyna scharf.
    Ollowain wischte den Namen aus. Er dachte an die Pfeile, die er im Köcher der Maurawani gesehen hatte. Sie sollte nicht erfahren, wohin sie gingen! Sie mussten schnell aufbrechen. Niemand hier sollte Gelegenheit haben, ihren Verfolgern ein Zeichen zu hinterlassen. Warum waren ihre Feinde schon wieder so nah? Gab es einen Verräter unter ihnen? Oder lag es, wie Sil-wyna sagte, einfach nur daran, dass sie so gute Jäger waren? Er würde kein Risiko eingehen. Er musste sie alle beschäftigt halten, und vor allem mussten sie schnell aufbrechen. AUFBRUCH, schrieb er in den Sand.
    Seine Finger verwischten das Wort.
    ORIMEDES TRAG DIE KÖNIGIN
    Er hoffte, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Aber welche Wahl hatten sie? Sie konnten sich jetzt nicht den Trollen stellen! Sie mussten fliehen, und nur Lyndwyn konnte ihnen diesen letzten Weg eröffnen. Wieder war er gezwungen, ihr zu vertrauen. Sie brauchten jetzt Zeit, um ihre Wunden zu versorgen und der Königin zu helfen. Wenn es

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