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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Jetzt erinnerte er sich. Die Bienen! Das waren keine Fädchen! Es waren Beine. Er hatte versucht, die Bienen, die in seinen Mund gedrungen waren, mit Zähnen und Zunge zu zermalmen. Er erinnerte sich an den Dolch. Lyndwyn! Sie hatte ihm die Kehle durchgeschnitten. Das war die Erklärung für alles. Er war tot!
    »Ruhig«, ermahnte ihn eine vertraute Stimme. Etwas strich sanft über seine Stirn. »Er ist zu sich gekommen!« Von jenseits des Feuers drang eine Antwort, die er nicht verstand. Alle Geräusche waren gedämpft.
    »Du solltest dich nicht bewegen, Schwertmeister.« Ein Kopf, gerahmt von kurzen, blonden Haaren, beugte sich über ihn, und ein Antlitz, entstellt von wuchernden roten Beulen, lächelte auf ihn hinab. Ollowain vermochte Yilvina allein an ihrer Stimme und an den Haaren zu erkennen. Auch ihre Augen waren zugeschwollen. Sie starrte ihn durch schmale Schlitze an, die es unmöglich machten, ihre Augenfarbe zu erkennen. »Wir sind gerettet. Lyndwyn hat uns hierher gebracht.«
    Ollowain wollte fragen, wo sie waren, doch aus seiner Kehle drang nur ein Röcheln. Er versuchte es noch einmal. Nichts. Er wollte sich aufsetzen. Das Röcheln wurde heftiger. Sein Körper gehorchte ihm nicht. Er fühlte sein Herz rasen. Was war mit ihm geschehen?
    Yilvina drückte ihn zurück. »Ruhig. Du wärst fast gestorben. Lyndwyn musste dir in die Kehle schneiden, damit du nicht erstickst.«
    Ollowain wollte nach seinem Hals tasten. In die Kehle geschnitten! Was war mit ihm geschehen? Wieder brachte er nur ein Röcheln hervor. Hatte ihm diese verfluchte Magierin die Stimme geraubt?
    Yilvina zog eines ihrer Kurzschwerter und hielt die Klinge so, dass er seinen Hals in dem spiegelnden Metall sehen konnte. Ein Schilfrohr war dort mit einem Gespinst dünner Lederriemen befestigt. Es schien tief in seinem Fleisch zu stecken. Ollo-wains Brust hob und senkte sich. Wieder war dieses seltsame Röcheln zu hören. Er atmete durch das Rohr! Wie war das möglich? Was hatte Lyndwyn mit ihm gemacht?
    »Ganz ruhig.« Yilvina legte ihm die Hand auf den Arm. »Sie wird dich heilen. Es dauert nur noch ein wenig.« Die Kriegerin senkte jetzt die Stimme. »Sie ist ungeheuer mächtig. Ihre Kräfte scheinen niemals zu versiegen. Sie hat Rauch erschaffen und damit die Gärtnerbienen aus der Nähe des Nachens verscheucht. Und dann hat sie das Bienengift aus unserem Blut verbannt. Für die meisten von uns kam ihre Hilfe jedoch zu spät. Nur Silwyna, Orimedes und Gondoran leben noch. Und die Königin. Die Bienen haben ihr nichts getan. Und doch… Sie liegt da, als sei sie tot.« Yilvina schüttelte entmutigt den Kopf. »Lyndwyn sagt, man soll sich keine Sorgen machen. Sie hat die Wunde in Emerelles Brust geschlossen.«
    Wo ist Lyndwyn jetzt?, wollte Ollowain fragen. Und er wollte die Königin sehen. Doch sein Körper war ihm zum Gefängnis geworden. Er schloss das Auge und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Sicherlich kam es Lyndwyn gelegen, dass er so hilflos war. Sie würde sich Zeit damit lassen, ihn zu heilen. Unruhig lauschte er auf seinen rasselnden Atem. Das Geräusch veränderte sich. Es klang… klebriger. Oder bildete er sich das ein? Er sollte schlafen! Seine Wunden waren stets gut verheilt, auch ohne die Hilfe von Zauberei.
    Jedes Mal, wenn der Schlaf nahte, schreckte er wieder auf. Sein pfeifender Atem ging dann noch schwerer. Er hatte Angst, nicht mehr zu erwachen, wenn er jetzt seiner Müdigkeit nachgab. Ollowain stemmte sich gegen den Schlaf. Sein Herz raste, er hörte das Blut in den Ohren rauschen. Und dann kehrte sie wieder, die Erschöpfung, die von seinem ausgebrannten Leib ihren Tribut forderte. Schließlich dämmerte Ollowain ein. Es war angenehm, aufzugeben und sich einfach treiben zu lassen. Keine Pflichten mehr zu erfüllen. Die Wärme des Feuers streichelte seine Wangen. Er hörte das Murmeln eines leisen Gesprächs, ohne verstehen zu können, was gesprochen wurde. Dann sah er den Troll wieder vor sich. Jenen ungeschlachten Kerl, der ihn mit einem Eichhörnchen verglichen hatte. Breit grinsend kam er auf Ollowain zu. »Na, mein Kleiner, hab ich dich.« Er stellte dem Schwertmeister seinen Fuß auf die Brust. Der Troll stank nach ranzigem Fett. Deutlich konnte Ollowain die Fußnägel sehen. Sie waren leicht nach vorne gekrümmt und hatten breite Schmutzränder. Ganz langsam erhöhte Urk den Druck.
    Ollowain wusste, dass es nur ein Traum war. Die Trolle waren besiegt. Er war in Sicherheit! Und dennoch bekam er keine Luft.

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