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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Freund. Weil ich nicht nach der Königswürde von Albenmark strebe, werden sie sich jahrelang darum streiten, wer an Emerelles Stelle die Schwanenkrone tragen soll. Zanken und Intrigen spinnen, das ist ihr Leben. Mit den Elfen werden wir lange nichts mehr zu tun haben. Außer mit jenen, mit denen wir noch alte Rechnungen begleichen wollen. Die Normirga werden wir auslöschen. Und wer war der Kerl, der die fliehenden Schiffe befehligt hatte? Halliwan von Weißnichtmehr…« Der König sah sich Hilfe suchend um.
    »Hallandan von Reilimee«, sagte schließlich Mandrag, der alte Schildbruder des Herrschers. Der grauhaarige Troll war nach der Schlacht bei der Shalyn Falah von den Elfen als tot liegen gelassen worden. Bei Nacht hatte er sich zwischen die Klippen geschleppt, und so war er Zeuge des Mordes geworden, den Emerelle an den Fürsten der Trolle begangen hatte. Mandrag hatte sein Volk in den ersten Jahren der Verbannung angeführt. Nachdem Skanga in Branbart die Seele des wiedergeborenen Königs erkannt hatte, war der Krieger zurückgetreten, doch der König ehrte ihn, indem er Mandrag zu seinem engsten Vertrauten machte.
    »Also, die Stadt dieses Halliwan soll brennen! Seine Männer haben eines unserer Schiffe versenkt, und was noch schwerer wiegt, sie halten uns Trolle wohl für Trottel. Der Kerl dachte, er müsste uns nur eine Leiche mit Krone hinlegen, und schon würden wir jauchzen und jubeln und denken, die Tyrannin sei tot. So täuscht man vielleicht einen Welpen wie diesen Rudelführer von der Donnerer, aber doch nicht mich, den König. Mich beleidigt man mit solchen einfältigen Spielchen. Und dafür wird die Stadt dieses Halliwan büßen. Den anderen Elfen wird es ein Beispiel sein, was wir mit den Freunden der Tyrannin tun. Das wird den paar Kriegern, die vielleicht an Rache denken, das Mütchen kühlen.«
    In stummer Wut drückte sich Orgrim die Fingernägel in die Handflächen, bis er zu bluten begann. Der König ließ keine Gelegenheit aus, ihn lächerlich zu machen. Und das Schlimmste war, dass Branbart auch noch Recht hatte. Er war auf die Täuschung der Elfen hereingefallen und hatte sein Schiff verloren. Aber hatte er eine Wahl gehabt?
    »Die Holden und die Kobolde halten wir fest«, erklärte Bran-bart vollmundig. »Die meisten von ihnen waren Elfendiener. Jetzt sollen sie uns dienen! Sie brauchen es, dass man ihnen sagt, was sie zu tun haben. Und kein anderes Albenkind wird ihnen eine Träne nachweinen. Mit Freiheit können die sowieso nichts anfangen. Die eine Hälfte von ihnen soll auf Schiffe verladen werden, damit man sie auf unsere Burgen in der Menschenwelt bringt. Dort sind uns viel zu wenige Kobolddiener verblieben! Die anderen begleiten das Heer, wenn wir nach Norden ziehen.«
    »Wir sollten sie auf mehrere Schiffe aufteilen«, riet Dumgar. »Dann werden wir wenigstens nicht alle auf einmal verlieren, falls… «
    »Schweig!«, herrschte ihn der König an. »Wehe dem, der mich noch einmal an den Preis für den Weg in diese Welt erinnert.« Er warf Skanga einen finsteren Blick zu. »Kaum ein Trollkönig hat bei seinen Niederlagen so viele Krieger verloren wie ich bei meinem Sieg.«
    Orgrim hatte am Morgen die Gerüchte gehört. Gestern Nacht während des Angriffs hatte sich die Nachricht nicht verbreiten können. Doch nun, in der Stadt, ging sie von Mund zu Mund. Angeblich waren sieben Schiffe auf ihrem Weg durch das Nichts verschwunden. Zusammen mit den vier, die verbrannt waren, und der Donnerer war das mehr als der zehnte Teil ihrer Flotte. Über zweieinhalbtausend Krieger waren tot, bevor sie in ihr erstes Gefecht gestürmt waren.
    Niemand wusste sicher, warum die Schiffe im Nichts verschwunden waren. Sie mussten vom goldenen Pfad abgekommen sein. Aber wie hatte das geschehen können? Skanga hatte jedem Rudelführer eindringlich eingeschärft, dass die geringste Nachlässigkeit den Tod bedeuten würde. Ihr Weg durch das Nichts war nicht weit gewesen. Nur ein paar Schiffslängen, so war es Orgrim zumindest erschienen.
    Ein Trupp Wachen betrat den Hof. Zu viert umringten sie einen Elfen. Der Wicht war ganz in Blau gekleidet, und obwohl er Fesseln trug, bewegte er sich mit einer so selbstbewussten Arroganz, als sei er der Sieger der vergangenen Nacht.
    »Ich begrüße dich in meinem Haus, Branbart von den Trollen«, sagte er mit wohlklingender Stimme. »Ich hoffe, meine Diener haben es dir in meiner Abwesenheit an nichts fehlen lassen.«
    Orgrim verschluckte sich fast an einer Traube.

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