Elfenzauber (Mithgar 1)
mit der roten Tür neben Arins gebracht. Während Arin eine Tasse von Lysanne entgegennahm, kamen Vanidar und Rissa aus ihrem Zimmer. Silberblatt lachte.
Als alle in bequemen Sesseln saßen und eine Teetasse in der Hand hielten, räusperte Arilla sich. Alle Augen richteten sich auf sie. Sie holte tief Luft und begann. »Lasst mich Euch von einem längst vergangenen Tag vor den Toren des Schwarzen Berges erzählen, als die Drachen zu Besuch kamen.«
22. Kapitel
Die Grauen Berge von Xian waren von Gebrüll und dem Rauschen ledriger Schwingen erfüllt. Drachen, mächtige Drachen – rot, silbern, schwarz und grün funkelnd – füllten den Sommerhimmel aus. In weit geschwungenen Spiralen schraubten sie sich zum hoch aufragenden Schwarzen Berg herab, wo die Zauberer wohnten. Die Torwächter schrien vor Furcht, flohen in die Feste und schlugen die massiven Portale zu. Doch die Drachen sanken immer tiefer zu den Bergspitzen ringsumher, auf denen sie sich wie schwergewichtige, glänzende Monumente niederließen… alle, bis auf drei der mächtigen Feuerdrachen. Diese drei landeten vor den geschlossenen Portalen der Zaubererfeste. Zwei Drachen waren massig und dunkel und glitzerten schwarzviolett, wenn sie sich bewegten, und sie hatten pechschwarze Krallen wie Säbel, die Kratzer im dunklen Stein des Vorhofs hinterließen. Sie flankierten einen dritten Drachen, der nach Drachenmaßstäben klein war – falls man von einem Drachen überhaupt sagen kann, er sei klein. Dieser war grün, mit einem gelblichen Schimmer auf der schuppigen Haut, und er schien sich vor den anderen beiden zu fürchten. Mit einer Kralle hielt er einen Lederbeutel, der oben sorgfältig mit einem Lederband zugebunden war.
»Zauberer, wir wollen verhandeln!«, brüllte der monströse schwarze Drache auf der linken Seite.
Der Drache zur Rechten drehte sich um, zischte vor Wut und redete in einer Sprache, die noch vom Anbeginn der Zeit stammte. Deren Worte klangen, als würden große Messingtafeln aneinander geschlagen. [»Ich werde hier der Sprecher sein, Daagor, denn ich sitze auf dem höchsten Gesims!«]
Daagors gewaltiger Schwanz peitschte heftig hin und her. [»Nur weil ich zur Zeit der Paarung in Kelgor war.«]
Der grüne Drache zwischen den beiden duckte sich tiefer.
In diesem Augenblick öffnete sich ein Seitentor, und ein Magier in einem dunkelroten Gewand trat nach draußen.
Der Schwarze Kalgalath beäugte den Zauberer und wandte sich dann an Daagor. [»Wir werden das ein für alle Mal in der Zeit der Erprobung klären. Aber einstweilen bin ich es, der für die Drachen spricht.«]
Daagor brüllte herausfordernd und drehte sich, sodass er seinem Gegner nun zugewandt war. Der Schwarze Kalgalath öffnete das gewaltige Maul zu einer dröhnenden Erwiderung.
Der grüne Drache wich etwas zurück, sodass er nicht mehr direkt zwischen den beiden Rivalen saß, und der Magier am Tor hielt sich gequält die Ohren zu.
Doch auf den Bergen ringsumher erhoben sich hundert oder mehr Drachenstimmen zu einem donnernden Gebrüll, und das ganze Gebirge erbebte und hallte von den Echos der Drachenschreie wider.
Wachsam nahm der Schwarze Kalgalath den Blick von Daagor und ließ ihn über die umliegenden Berge schweifen, und Daagor tat es ihm nach. Dann zischte Daagor: [»Das Gesims war und ist rechtmäßig mein, Kalgalath, doch nicht einmal wir zwei vereint können alle anderen besiegen, daher werde ich dir gestatten, mit diesem Magier zu reden.«]
[»Ich brauche keine Erlaubnis von dir, Daagor, für das, was mir ohnehin zusteht.«]
Nun wandte Kalgalath sich dem Zauberer zu und wechselte zur Gemeinsprache, obwohl seine Stimme immer noch so klang, als würden große Messingtafeln aneinander geschlagen. »Magier, wir sind gekommen, um zu verhandeln.«
Der Zauberer trat vor. »Um zu verhandeln?«
»Ja, wir wollen um eine kleine Gunst bitten.«
»Eine Gunst?«
»Eine winzige Kleinigkeit.«
Der Magier lachte schallend und breitete die Arme aus, um die gesamte Drachenversammlung einzuschließen. »Das ganze Drachenvolk klopft an meine Tür und erbittet dann eine winzige Gunst? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Du kennst meinen Namen?« Der Schwarze Kalgalath wandte den Kopf und sah Daagor hämisch an.
»Ja, und Daagors auch.«
Nun war es an dem anderen schwarzen Drachen, finstere Befriedigung zu zeigen.
»Wer würde die Namen der beiden mächtigsten Drachen Mithgars nicht kennen?«, fragte der Magier. »Drachen bringen Kummer und Leid über
Weitere Kostenlose Bücher