Elfenzauber (Mithgar 1)
die Welt – Kalgalath und Daagor am meisten von allen.«
Voller Selbstgefälligkeit hoben beide Drachen den Kopf und krümmten den Hals. Wäre ein großer Spiegel zur Hand gewesen, hätten sie stolz und eitel auf das Bild darin geblickt… obwohl sich Kalgalath und Daagor so ähnlich sahen, dass sie nur einander hätten anzusehen brauchen, um ihr Ebenbild zu erblicken.
»Aber ihr habt nicht alle Drachen hier versammelt, um zu hören, wie ich ein Loblied auf euch singe«, sagte der Magier. »Vielmehr seid ihr gekommen, um zu verhandeln. Diese Gunst, diese winzigste Kleinigkeit, was könnte das wohl sein?«
Kalgalath warf einen Blick auf Quirm und den Lederbeutel, der an einer seiner Krallen hing, dann auf Daagor und schließlich auf die über ihnen thronende Drachenversammlung. »Ihr sollt etwas für uns aufbewahren.«
»Einen Gegenstand?«
»Ja, aber zuerst müssen alle Magier einen Eid schwören.«
Der Magier brummte überrascht. »Einen Eid?«
»Einen unverbrüchlichen Eid«, sagte Daagor.
Kalgalath funkelte seinen Rivalen an. »Einen unverbrüchlichen Eid«, wiederholte Kalgalath. »Einen Schwur, diesen Gegenstand auf ewig zu verstecken und seine Geheimnisse unangetastet zu lassen… und ihn vor allen zu beschützen, die anders verfahren würden.«
»Und was schlägst du als Gegenleistung für Aufbewahrung und Schutz vor, besiegelt durch einen ›unverbrüchlichen Eid‹?«
Der Schwarze Kalgalath betrachtete angelegentlich die messerscharfen Krallen seiner rechten Vorderpfote. »Für die Aufbewahrung und den Eid würden wir schwören, eure Magierfeste in Ruhe zu lassen und sie niemals zu plündern.«
»Ha!«, bellte der Zauberer. »Du schwörst, etwas ungetan zu lassen, das zu tun ihr noch nie die Macht hattet.«
»Sei vorsichtig, Magier«, zischte Daagor, »sonst wirst du sehen, was wir Drachen tatsächlich vermögen.«
Wieder warf Kalgalath Daagor einen giftigen Blick zu und wandte sich erst dann an den Zauberer. »Nur ich bin die Stimme aller Drachen, Magier, aber in diesem Fall spricht Daagor die Wahrheit.«
Der Magier schüttelte den Kopf und zeigte auf die Feste hinter sich. »Erstens spreche ich nicht für alle von uns. Es gibt Magier im Schwarzen Berg, jene auf der Insel Rwn und noch andere, die über Mithgar verstreut leben. Außerdem gibt es viele auf der Welt Vadaria und ein paar auf den anderen Ebenen. Ich kann nur versprechen, die Angelegenheit vor den Rat hier im Schwarzen Berg zu bringen. Und selbst dann würde der Schwur nur die Magier dieser Feste betreffen.
Zweitens, ehe wir Eide leisten und dafür Eide bekommen, würden wir gern wissen, was es ist, das wir für die Drachen aufbewahren und schützen sollen, denn wir würden keinen Schwur für etwas abgeben, dessen Wert wir nicht kennen.
Also will ich den Gegenstand sehen, den wir für euch hüten sollen.«
Mit einem Rucken seines Kopfes und einem gezischten [»Quirm«] rief der Schwarze Kalgalath den grünen Drachen nach vorne, sodass er wieder zwischen ihm und Daagor stand. Kalgalath funkelte Quirm an und fauchte: [»Lass es den Magier hochheben.«] Der grüne Drache legte den Lederbeutel auf die Steinplatten des Vorhofs.
Der Magier hob eine Augenbraue. »Ich soll mich in Reichweite eurer Krallen begeben?«
Daagor zischte: »Zauberer, du bist dort auch in Reichweite unserer Krallen, wo du gerade stehst.«
Der Magier schaute nach rechts und links und nach oben… und zuckte die Achseln.
Kalgalath fauchte Daagor an, dann wandte er sich an den Zauberer. »Wenn du das Gewicht des Dings spüren willst, dann komm und heb es hoch.«
Der Magier trat vor und zu der Stelle, wo der Beutel zwischen Quirms Krallen lag. Er bückte sich und hob den Lederbeutel auf. »Hmm. Ziemlich schwer für seine Größe. Etwas Rundliches ist darin. Oval. Vielleicht von der Größe einer Melone.« Er kauerte sich nieder, legte den Beutel vor sich auf den Boden und zupfte an der Lederschnur. »Was ist darin? Eine verformte Kristallkugel?«
»Du kannst den Beutel nicht öffnen, Magier«, sagte der Schwarze Kalgalath.
»Ha!«, bellte der Magier. Er sah die fest verknotete Schnur an und murmelte: »Laxa!«, und die gelöste Schnur fiel auf den Vorhof, während der Beutel sich öffnete und einen abgeplatteten Stein aus einem durchsichtigen, jadeähnlichen Mineral enthüllte, makellos, hellgrün und glänzend – gut sechs Fingerbreit im Durchmesser und vier von einem flachen Ende zum anderen – und anscheinend in einem inneren Licht schwach
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