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Elfenzauber (Mithgar 1)

Elfenzauber (Mithgar 1)

Titel: Elfenzauber (Mithgar 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Jedes Mal wurde Egil nun gewaltsam gebadet und eingekleidet und vor ein erlesenes Mahl gesetzt. Obwohl Egil bettelte und vor dem Magier kroch und alles erzählte, was er wusste, sich zu allen Übertretungen, Vergehen, Schandtaten und Lastern bekannte und Ordrune anflehte, seine Mannschaft zu verschonen und stattdessen ihn zu töten, lachte der Zauberer nur, und das Gelächter nahm kein Ende.
    Schließlich war nur noch Egil übrig.
     
    Sie standen wieder in der Kammer in der Turmspitze, Egil und Ordrune. Egil war wieder an den Boden gekettet, und Ordrune lächelte ihn vom anderen Ende der Kammer hinweg an – doch seltsamerweise sah Ordrune nun weit jugendlicher aus, als zu dem Zeitpunkt, als Egil ihm hier zuletzt begegnet war.
    Egil bewegte sich, sodass seine Ketten klirrten, und er knurrte: »Worauf wartet Ihr noch, Zauberer? Warum tötet Ihr mich nicht endlich auch und macht ein Ende?«
    »O nein, Kapitän Egil, will ich denn vergeuden, was ich Euch so mühsam beigebracht habe? Vielmehr habe ich die Absicht, Euch freizulassen, nun, da Ihr so viel gelernt habt. Haben wir nicht ein schönes Spiel zusammen gespielt? Und wurde das Vergnügen nicht durch die Macht vergrößert, die wir gewonnen haben? Doch wartet, was ist das? Ich sehe, dass Ihr enttäuscht seid. Vielleicht glaubt Ihr, die bessere Lektion, die ich Euch versprochen habe, die bessere Lektion, die ich Euch erteilt habe, wird verblassen, wird in Vergessenheit geraten.« Ordrune lachte und strich sich über seine nun glatten Wangen und das haarlose Kinn. »Keine Sorge, Kapitän Egil, Ihr werdet die Lektion niemals vergessen, solange ich lebe« – wieder lachte Ordrune – »und Magier leben ewig.«
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann«, presste Egil zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Der Tag wird kommen, wenn ich Euch in den schwarzen Tiefen der Unterwelt sehe.«
    »Nun, mein Junge, Ihr dürft es gerne versuchen, aber könnt Ihr diesen Ort wiederfinden, diesen Turm? Auch wenn Ihr frei seid, glaube ich, dass Ihr unfähig sein werdet, je wieder zu meiner Festung zurückzukehren. Dafür werde ich sorgen.«
    Ordrune wandte sich einem Tisch neben sich zu und nahm eine Phiole, dann sah er Egil an und sagte: »Wehrt Euch nicht, Kapitän Egil, denn es wird Euch nichts nutzen.«
     
    Egil wanderte die Küsten von Gelen entlang. Wie er dorthin gekommen war, wusste er nicht. In seinem Verstand klafften Löcher – Gedanken, Erinnerungen, Erlebnisse, alle von Ordrune geraubt. Er konnte sich daran erinnern, von Mørkfjord mit der Sjøløper in See gestochen zu sein, nicht aber, wohin er gesegelt war. Er erinnerte sich an jeden einzelnen Mann der Besatzung, die er seine Falken genannt hatte, und an das Funkeln in ihren Augen, als sie sich seinem Unternehmen angeschlossen hatten, aber er erinnerte sich an keine Überfälle, keine Plünderungen, keine Beute, an nichts, was das Versprechen von Ruhm und Reichtum erfüllt hätte, das die jungen Männer auf sein Schiff gebracht hatte. Er erinnerte sich daran, ein gewisses Schiff geentert zu haben, um seine Schätze zu erbeuten, aber weder an den Schiffstyp noch an das Gewässer, wo er und die Falken längsseits gegangen waren. Er erinnerte sich an die Zaubererfeste und alles, was er darin gesehen hatte, aber nicht, wo dies gewesen war. Und er erinnerte sich an Ordrune, den bösen Ordrune, und an die Mannschaft, die der Zauberer abgeschlachtet hatte… und an die Art ihres Todes. Dies konnte er nicht vergessen, denn Ordrune hatte ihn verflucht, und in jeder Nacht erlebte er den grässlichen Todeskampf eines seiner Männer im Traum aufs Neue, und jedes Mal wachte er schreiend auf.
    In der Tat böse Träume.
    Schließlich ging er im Hafen Arbor in Gelen an Bord eines Kauffahrers und arbeitete sich von Schiff zu Schiff, bis er nach Fjordland kam. Als er an einem Mittsommertag in den Hafen von Mørkfjord ruderte, waren vier Jahre vergangen, seit er und die vierzig Falken die Segel gesetzt hatten, um Ruhm und Gold zu erbeuten.
    Doch heimgekehrt war niemand außer ihm.

34. Kapitel
     
    Arin streckte die Hand aus, um sanft Egils Tränen wegzuwischen, als er seine Geschichte beendet hatte. Doch er drehte den Kopf weg und fuhr sich mit dem Handballen über die Wange.
    Arin seufzte, sagte jedoch nichts.
    »In Ryodo«, sagte Aiko, die soeben ihr Schwert beiseite legte, »hätten wir Vergeltung gesucht.«
    Egil räusperte sich heiser. »Genau wie wir.«
    Arin runzelte die Stirn. »Aber Ihr hattet keine Erinnerung mehr, wohin

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