Elfenzauber (Mithgar 1)
Aiko und Egil. »Ich begreife nicht, warum er überhaupt auf dem Schiff ist.«
Aiko und Egil sahen einander an, als teilten sie ein Geheimnis, und Egil sagte: »Nach einer Woche des Suchens habe ich ihn schließlich gestern Abend gefunden… als du den Proviant auf die Breeze geladen hast, Liebste. Ich wusste, dass die Zeit zu knapp war, um ihn zu überzeugen, mit uns zu kommen, also habe ich ihn stattdessen in den Schlupfwinkel eingeladen und ihm zwei Flaschen von Trygs bestem Branntwein gekauft, dann habe ich Olar und Yngli gebeten, ihn an Bord der Gyllen Flyndre abzuladen, sobald er hinüber war.«
Arin blickte Egil mit strengem Blick an. »Heißt das, du hast ihn gegen seinen Willen hierher schaffen lassen?«
Aiko seufzte. »Dara, Ihr habt gesagt, wir würden ihn vielleicht brauchen, und er wüsste möglicherweise den Weg zu Ordrunes Feste.«
Arin wandte sich an Aiko. »Unterstützt Ihr etwa, was Egil getan hat?«
Aiko senkte den Kopf und schaute auf das Deck. »Dara, ich habe Egil geholfen, denn ich habe Kapitän Holdar für Alos’ Passage nach Jütland bezahlt.«
Arin schüttelte den Kopf und sah Alos an. Der Mund des alten Mannes hatte sich zu einem lautlosen Schrei geöffnet, während er sich mit zu Klauen gekrümmten Fingern unsichtbare Feinde vom Leib zu halten versuchte. Dann wandte sie sich an den Maat und zeigte auf Alos. »Könnt Ihr ihn in seine Kabine schaffen lassen? In der Zwischenzeit hole ich einige Arzneien, um seine Phantome zu bekämpfen.«
Der Maat nickte und gab zwei von seinen Männern ein Zeichen, doch es waren sechs von ihnen nötig, um den kreischenden, sich windenden, um sich schlagenden betrunkenen alten Mann in sein winziges Quartier zu schaffen.
36. Kapitel
Die Matrosen brachten Alos in seine Koje und hielten ihn dort fest, da der alte Mann weiterhin kreischte und um sich schlug. Augenblicke später tauchte Arin mit einem kleinen Tornister auf, der mit Schächtelchen und Beutelchen voller Kräuter und Pulver gefüllt war. In einem Becher mit Wasser mischte sie eine weiße Arznei, und während zwei der Männer den alten Mann unten hielten, hielt Arin ihm die Nase zu. Als Alos nach Luft schnappte, um zu schreien, goss sie ihm die Mischung in den Schlund. Hustend und würgend kreischte Alos: »Aahhh, Gift, Gift«, und fiel dann in Ohnmacht.
Arin nickte den Matrosen zu. »Ihr könnt jetzt gehen, seine Trugbilder sind vorübergehend verjagt.« Die Männer verließen die Kabine, und Arin mischte eine andere Arznei, wobei sie diesmal eine getrocknete Blüte von einer gelben Blume in Wasser bröselte und so lange rührte, bis sich die Farbe der Flüssigkeit veränderte.
Während die Dylvana Alos mit ihren Arzneien behandelte und die Stirn des alten Mannes kühlte, segelte die Gyllen Flyndre auf den saphirblauen Wellen des großen Borealmeers nach Südwesten. Ihre Segel blähten sich beständig in günstigen Winden, und ihr Rumpf pflügte durch die Wellen und brachte ihre Besatzung durch den breiten Kanal von Jütland zum weit entfernten Gelen. Wenn alles nach Plan verlief, würden Arin, Egil und Aiko und vielleicht sogar Alos in drei oder vier Wochen den Kauffahrer verlassen und ihrem eigenen Schicksal folgen. Doch nun hatte ihre Reise gerade erst begonnen, denn die Flyndre war erst einen halben Tag von Mørkfjord entfernt und segelte an der Küste entlang, sodass die hohen Klippen in gut einer Meile Entfernung vorbeizogen. Das Schiff würde auch in den nächsten Tagen der Küstenlinie folgen, denn die Flyndre war nicht hochseetüchtig und wagte sich nur ganz selten auf die offenen Meere der Welt. Meistens segelten Kapitän und Besatzung in Sichtweite des Landes, vor allem auf dem stürmischen Borealmeer.
Während Arin sich um Alos kümmerte, verbrachten Aiko und Egil viel Zeit mit Deckspaziergängen, um ihre Beine an das schwankende Schiff zu gewöhnen, denn Egil war schon viele Wochen nicht mehr auf See gewesen, und Aiko hatte erst wenige Male überhaupt ein Schiff betreten – als sie von Ryodo aufs Festland übergesetzt war und bei einigen Ausflügen zu Inseln im Süden. Nachdem sie vielleicht eine Meile gelaufen war, setzte sie sich in die Sonne und begann damit, ihre Waffen und Rüstung vor der salzigen Gischt zu schützen, indem sie Stahl, Bronze und Leder einölte. Egil war jedoch noch immer von einer rastlosen Energie erfüllt und lief auf und ab, quer durch Gruppen von Matrosen. Er fragte alle und jeden nach dem Weg zur Feste des Zauberers Ordrune. Doch die Männer
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