Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen
ich in Irland ausmachen konnte.«
Grimmig presste David die Zähne aufeinander. »Der Getreue!«
Rian sah Viviane an. »Er ist in Irland?«
»Ich spüre eine Ansammlung von sehr großer und sehr dunkler Macht in Tara.« Viviane nickte. »Der Getreue ist ein Teil davon.«
»Bandorchu!«, entfuhr es Rian. »Sie hat das Schattenland verlassen und sich in Tara einen Stützpunkt geschaffen.«
»Aber Nadja ist nicht in Tara?« Hoffnungsvoll beugte David sich vor.
Viviane schüttelte den Kopf
David sah Merlin an. »Eure Macht ist groß! Ich bitte Euch: Helft mir, Nadja zu finden!«
Der Zauberer leckte sich über die Lippen. Kurz sah es aus, als wollte er sich weigern, Davids Wunsch zu erfüllen, doch dann nickte er langsam. Er trat an das Fenster und richtete seinen Blick in die Ferne. Lange Zeit rührte er sich nicht, sondern stand still da, wie zu Stein erstarrt.
Plötzlich hob er die Hand, als wolle er nach etwas greifen, was sich außerhalb seiner Reichweite befand. »Da ist sie!«, entfuhr es ihm.
David wollte vorwärts stürzen, wollte zu Merlin, doch Rian hielt ihn zurück, indem sie ihm den Arm quer über die Brust legte.
»Scht!«, bedeutete sie ihm. »Still! Hör zu, was er sagt!«
»Ich kann sie sehen«, sagte Merlin, nach wie vor dem Fenster und der endlosen Weite zugewandt. »Sie kann nicht zurück. Ich muss sie dorthin bringen, wo alles beginnt und endet. Eine große Geburt steht bevor. Die Fäden laufen zusammen, alle werden sich einfinden, und es wird zum großen Kampf kommen.« Sein Kopf sank auf die Brust, und er stützte sich rechts und links des Fensters ab. »Ich kann es nicht verhindern.« Dann wandte er sich zu David um und sah ihm fest in die Augen. »Aber ich kann ihr helfen. Ich werde einen Platz wählen, an dem auch sie Kräfte findet.«
»Wo ist sie?«, rief David. Er wehrte sich gegen Rians Arm, der noch immer quer über seiner Brust lag. Kaum hatte er sich davon befreit, lief er zu Merlin und baute sich vor ihm auf. »Wo ist sie? Ich flehe Euch an, sagt es mir!«
Merlin achtete nicht auf ihn. Er drängte sich an David vorbei, nahm die Phiole mit dem Quellwasser, die er auf dem Tisch abgestellt hatte, und gab sie Rian. »Nimm sie. Es ist noch einiges darin. Du wirst es brauchen können.«
»Hilft es gegen den Verfall?«, fragte Rian und griff mit einem ehrfürchtigen Ausdruck auf dem Gesicht nach dem Gefäß.
»Es verleiht Jugendlichkeit und Kraft, aber es kann den Tod nicht für immer aufhalten, nein.«
Rian schaute auf die Phiole, die in ihren Händen in diesem Moment wieder so klein wurde, wie sie bei Eleanor gewesen war. »Dann ist es nicht der Quell der Unsterblichkeit.«
»Nein«, sagte Merlin. »Aber es kann euch helfen, ihn zu finden.« Er kehrte zu David zurück, der voller Anspannung neben dem Fenster stand und den Zauberer am liebsten geschüttelt hätte.
»Jetzt zu dir, Prinz.« Der Zauberer lächelte. »Ich werde euch einen Durchgang öffnen. Durchschreitet ihn, und ihr werdet Nadja finden.« Er legte beide Handflächen auf die Wand neben dem Fenster, und aus einem Flimmern, das von seinen Fingerspitzen ausging, schältensich die Umrisse einer einfachen Tür mit einem hölzernen Knauf.
»Bitte!« Merlin trat zur Seite und machte eine einladende Geste.
David sah Rian an. Sie steckte die Phiole in die Tasche ihrer Jeans und trat neben ihn. »Dann mal los!«, murmelte sie.
Gemeinsam stießen sie die Tür auf und traten hindurch. Im nächsten Moment blieben sie voller Staunen stehen.
22 Fabio und Tom
Gegenwart, München
Fabio Oreso stand zögernd vor Nadjas Wohnungstür, den Schlüssel aus ihrem Rucksack in der Hand. Schließlich gab er sich einen Ruck, schob ihn in das Schloss und öffnete die Tür.
Die Luft, die ihm entgegenströmte, roch völlig normal. Nicht nach einer Wohnung, die seit Längerem nicht mehr bewohnt war, sondern nach seiner Tochter. Fabio schluckte, als ihm der Hauch von Nadjas Parfüm bewusst wurde, der noch immer in der Luft lag. Er betrat den Flur und legte den Schlüssel auf die Kommode.
»Wer ist da?« Die männliche Stimme ließ ihn zusammenzucken.
Ein Mann trat aus der Küche, der einen leichten Bauchansatz hatte und in der Hand ein großes Küchenmesser hielt. Trotzdem sah er nicht besonders angriffslustig aus. Im Gegenteil: Verwirrt starrte er Fabio an. »Wer sind Sie?«
»Fabio Oreso, Nadjas Vater, und wer sind Sie, bitte schön? Vor allem: Was haben Sie in der Wohnung meiner Tochter zu suchen?«
Der Mann ließ das Messer
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