Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
»Was ist? Geht dir auf einmal die Muffe?«
Saul nickte, und er schämte sich kein bisschen deswegen. »Ich denke … ich denke, wir sollten das lassen. Wir schaffen es auch anders.«
»Hast du etwa Skrupel wegen des zu erwartenden Gemetzels?«
»Nein, all die Götter und Elfen da draußen sind mir völlig egal. Je mehr von denen weg sind, desto besser. Aber … wie sollen wir dieses Biest im Zaum halten? Hast du darüber schon nachgedacht?«
Darby legte die Stirn in Falten. »Um ehrlich zu sein …«
»Also nein.« Tanner seufzte. »Denkst du, der Wolf wird hier auf der Insel bleiben – insofern sie nicht im Meer versinkt? Was machen wir, wenn er zu einem Kontinent schwimmt und sich mordend ins Landesinnere bewegt? Wenn er weitere Wolfsbrut erzeugt?«
»Dann hoffen wir mal, dass es die Vereinigten Staaten von Amerika trifft«, sagte der Schotte amüsiert. »Mit denen wäre er eine Weile beschäftigt, und wir könnten uns um Europa, Asien und dergleichen kümmern.«
»Darby, ich meine es ernst. Wie sollen wir den Wolf unter Kontrolle bekommen und halten?«
»Typisch menschlich. Du denkst viel zu rational, Partner, und besitzt zu wenig Fantasie.«
Darby legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Also, pass auf. Mehr als ein geeignetes Lockmittel brauchen wir nicht, einen schlichten Köder. Von hier aus werden wir ihn weiter nach Norden locken – noch bevor alles versinkt. Sobald die Schlacht überstanden und der Wolf gesättigt ist. Dort gibt es einen Übergang ins Schattenland. Der existierte schon, bevor Fanmór das andere Portal schuf, doch er war bereits damals geschlossen. Niemand außer Gwynbaen hat noch Kenntnis von ihm, und ich weiß nicht, woher sie es weiß. Jedenfalls erzählte sie mir davon, bevor sie verbannt wurde, sich zu Bandorchu wandelte und ich ihr scheinbar abschwor. Ich habe lange nach dem Portal gesucht, um sie zu befreien, und fand schließlich die Position heraus, konnte aber nicht dorthin gelangen. Es wurde eifersüchtig bewacht, da Odin verständlicherweise nicht wollte, dass man durch sein Reich ein und aus spazierte, wie es einem beliebte. Aber durch das Setzen der Stäbe sind die meisten Barrieren gefallen, wie du vorhin gesehen hast, und der durch Nadjas Sohn hervorgerufene Sturm hat den Grenzen den Rest gegeben. Wenn alles vorbei ist, wird es dort keinen Wächter mehr geben.«
»Also werden wir den Wolf ins Schattenland locken und …«
»Und ihn dort halten! Das Land hat immer noch Macht, und der Rest der Spiegel und Wolken wird Fenrir bannen können, da bin ich sicher. Wir werden ihn in Schlaf schicken, bis er wieder gebraucht wird. Er wird unser Pfand sein, den Thron beider Welten zu besteigen.«
Saul Tanner war schwer beeindruckt und fühlte sich fast genötigt, seinen Partner zu bewundern. »Du hast alles genau geplant …«
»Ich hatte genug Zeit dazu, als ich im Schattenland gefangen war und unter der Folter litt«, sagte Darby emotionslos.
»Ich hoffe nur, der Köder ist gut«, wandte Tanner ein.
Darby lachte und zeigte auf Cara. »Sie wird ihn verführen, Freund. Der älteste Trick der Welt, auf den jeder Mann hereinfällt, der kein Eunuch oder nicht schwul ist. Wobei auch Eunuchen nicht immun für weibliche Reize sind. Fenrir jedenfalls ist es nicht. Einen ähnlichen Trick hat einst sein Vater angewandt, als die Götter den Erbauer von Asgard nicht auszahlen wollten. Loki verwandelte sich in eine Stute und verdrehte dem Hengst des Baumeisters den Kopf, bis der Termin verstrichen war. Aus diesem fröhlichen Treiben entstand Sleipnir, den Loki seinem Blutsbruder Odin schenkte.«
»Also gut, ich bin überzeugt.« Tanner hätte beinahe laut gelacht, bezähmte sich aber. Dennoch kamen ihm noch einmal Bedenken. »Und was ist mit Loki? Hast du nicht gesagt, der wäre auch hier?«
»Der bleibt, wo er ist, dafür werde ich sorgen«, antwortete Darby. »Nun, mein Bester, begebe dich auf diesen Pfad, er führt direkt nach oben zu der Höhle. Das ist unser Ausgang. Warte dort auf mich, während ich den Wolf befreie.«
Dann verdrehte er die Augen, als er sah, wie Saul erneut den Mund öffnete. »Ich kann es, verstehst du? Ich bin tabu. Die Götter haben jeden erdenklichen Bann in Gleipnir gelegt, jenes Seil, das Fenrir hält. Die Zwerge schufen es aus dem Klang des Katzenschritts, dem Bart des Weibes, der Stimme der Fische, den Sehnen des Bären, dem Speichel der Vögel und den Wurzeln des Gebirges. Tausend Zauber und mehr sind darin verwoben, es ist hauchdünn und
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